Titel: Die fünf Leben der Daisy West Eine Besprechung / Rezension von Sophia Tepe |
Klappentext:
Daisy ist fünfzehn – und schon mehr als ein Mal gestorben. Sie lebt waghalsig, denn sie weiß, dass es Revive gibt, ein Medikament, das ins Leben zurückhilft, wenn alle anderen Mittel versagt haben. Da diese Medizin hochgeheim ist, muss Daisy nach jedem Tod eine neue Identität annehmen und an einen anderen Ort ziehen. Bisher hat sie daher meist isoliert und ohne enge Freunde gelebt. Aber dann findet sie an ihrer neuen Schule nicht nur völlig unverhofft eine beste Freundin, sondern verliebt sich auch noch Hals über Kopf. Zum ersten Mal lässt Daisy sich wirklich auf das Leben ein. Da entdeckt Daisy, dass sie Teil eines großen Experiments ist. Gott, der zwielichtige Leiter des Programms, hat viele Menschen auf skrupellose Weise rekrutiert und behandelt sie wie Versuchskaninchen. Daisy begehrt auf. Und setzt damit ernsthaft und unwiederbringlich ihr Leben aufs Spiel...
Meine Meinung:
Erster Satz: Ich wälze mich auf der Laufbahn neben dem Fußballfeld und schlage um mich.
to revive (engl.): auferstehen, wiederbeleben, beleben,
wieder aufleben lassen, wiedererwecken, reaktivieren
Das heißt es also übersetzt, das Wundermittel, das in "Die fünf Leben der Daisy West" Tote wieder auferstehen lässt. Ich persönlich habe mir den Klappentext durchgelesen und gedacht: "Wow, das muss ich lesen!", meines Erachtens nach klingt Cat Patricks Roman nämlich wirklich sehr kreativ und nach etwas anderem als der Großteil der heutigen Young-Adult-Lektüre. Mit recht hohen Erwartungen also an das Buch herangegangen, wurde ich leider enttäuscht, denn was auf den ersten Seiten noch ganz vielversprechend beginnt, wird zum Ende hin immer langatmiger:
Schon auf den ersten Seiten, die - wie man sagen könnte - eine kurze Einleitung in die Geschichte bieten, erfährt man von Daisys vierten und plötzlichen Tod. Sehr spannend wird diese Situation von der Autorin geschildert und vermittelt, sodass man direkt weiterlesen möchte und prompt mit ihrem äußerst langweiligen und perfekten Alltagsleben konfrontiert wird: Gleich nachdem sie die Schule betreten hat, findet sie ihre erste Freundin und in ihrem Englischkurs die große Liebe. Wie praktisch nur, dass die beiden (beste Freundin und Zukünftiger) Geschwister sind, sodass eine Beziehung zu Matt nach einigen Besuchen im Hause McKean nicht mehr lange auf sich warten lässt. So klingt es für die Protagonistin vielleicht nach einem tollen Leben, ein besonderes Lesevergnügen ist es für alle anderen aber leider nicht.
"Mit Ärger kann man umgehen, Traurigkeit bricht einem das Herz." - S. 158
Genauso perfekt wie Daisys Leben im Allgemeinen, sind auch fast alle Charaktere in diesem Roman dargestellt worden. Um jemanden zu finden, der nicht überdurchschnittlich gut aussieht, muss man schon sehr lange such - ob man Erfolg hat, sei mal dahingestellt. Denn in "Die fünf Leben der Daisy West" haben die Menschen sogar perfekt geformte Narben im Gesicht. Außerdem legt Protagonistin Daisy mit ihren 15 Jahren ein solche Naivität an den Tag, das man schon manchmal den Kopf schütteln muss. Trotz allem, was sie schon erlebt hat, erzählt sie Matt so mir nichts, dir nichts nach den paar Wochen, die sie ihn schon kennt von dem strenggeheimen Revive-Programm, an dem sie teilnimmt. Er reagiert natürlich total verständnisvoll und hinterfragt nichts, es ist lediglich "das Seltsamste, was er je in seinem Leben gehört hat". Man sollte doch meinen, dass die Tatsache, das seine Freundin schon insgesamt vier Mal gestorben ist, jemanden etwas schockt als es ihn tut.
Insgesamt kann ich nur sagen, dass die meisten Charaktere - sei es Protagonistin oder auch welche, die für die Handlung nicht so relevant sind - mir persönlich viel zu oberflächlich gehalten sind. Sie sehen zwar super aus und scheinen auch alles zu können, was sie anfangen, viel Persönlichkeit bieten sie jedoch nicht.
Ganz ähnlich verhält es sich auch mit der Liebesgeschichte, die auch hier einen Großteil der Handlung einnimmt. Daisy und Matt lernen sich kennen, verlieben sich sehr schnell ineinander und besonders in dieser Sache ist vieles vorhersehbar. Nach altbekannten Mustern wird sich gestritten, und fix wieder vertragen, denn wie sich herausgestellt hat, können die beiden doch nicht ohne einander. Meiner Meinung nach ist gerade dies eine der größten Schwachstellen im Buch.
Als wären Liebesgeschichte und Revive-Programm nicht schon genug, schneidet Autorin Cat Patrick zusätzlich noch weitere Themen an, durch die sich dieser Roman ganz schlecht in eine bestimmte Kategorie einordnen lässt. Für einen Science-Fiction-Roman fehlen bestimmte Hintergrundinformationen und auch die Tatsache, dass Daisys beste Freundin Audrey Krebs und nicht mehr lange zu leben hat wird nicht eingehend genug behandelt. Hinzu kommen die "Ermittlungen", die Daisy wegen Revive anstellt und die Mischung ist komplett. Anstatt dann alles wenigstens miteinander zu verbinden, handelt die Autorin jeden Bereich einzeln und nacheinander ab, als wenn sie einer Liste folgt und jeden Punkt abstreicht, wenn sie mit ihm fertig ist.
Spannung ist in Folge dessen auch nur ihn bestimmten Bereichen vorhanden, so kann zum Beispiel der Teil mit den Ermittlungen gegen die Machthaber des Revive-Programms in dieser Hinsicht punkten. Genauso wie Daisy möchte man unbedingt wissen, wie viel Wahres in ihren Vermutungen steckt und wartet somit sehnlichst auf eine anschließende Aufklärung. Auch wenn es nur einen recht kurzen Teil der gesamten Handlung ausmacht, konnte er mich begeistern. Alle anderen Teile schafften dies eher weniger.
Fazit:
Tja, was lässt sich noch sagen, viel hat mir an "Die fünf Leben der Daisy West" ja nicht gefallen: die Charaktere sind mir persönlich zu perfekt und wirken dadurch sehr oberflächlich; genauso ist es mit der Liebesgeschichte, die an manchen Stellen einfach zu vorhersehbar ist und im Großen und Ganzen eine viel zu wichtige Rolle im Buch einnimmt. Die anderen Bereiche, die Autorin Cat Patrick anspricht werden außerdem nur ein bisschen angekratzt, mit keinem ihrer gewählten Themen beschäftigt sie sich richtig. Für mich sind es leider nur 2 Sterne.