Titel: Die Fliege Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
Was geschieht, wenn eine gewöhnliche Stubenfliege ein Experiment vermasselt? Dieser Frage ging der französische Schriftsteller George Langelaan nach, als er seine Novelle "Die Fliege" schrieb. In Hollywood hielt man diesen Stoff für visuell ausbaufähig und kaufte sogleich die Filmrechte an diesem Buch. Der Romancier James Clavell verfasste hierzu das Drehbuch.
Jahre bevor sich im Fernsehen Kirk und seine Mannschaft auf Planeten beamten, erzählt "Die Fliege" die Geschichte des Wissenschaftlers André, der einen Weg gefunden hat, um Objekte von einem Ort zu einem anderen zu transferieren. Als dieser eines Tages einen Selbstversuch wagt, geschieht etwas äußerst Unerwartetes: Eine Fliege befindet sich mit in der Apparatur. Im Laufe des Versuchs vermischen sich die Atome der Fliege mit denen von André. Das Ergebnis ist eine Fliege in Menschengestalt und gleichzeitig ein Mensch in Form einer Fliege. Denn während André mit Fliegenkopf sein Dasein fristet, befindet sich Andrés Kopf auf dem Fliegenkörper.
Was sich aus dieser unangenehmen Lage entwickelt, ist ein sehr intensives Drama und zugleich ein spannender Horrorfilm. André möchte das Experiment nochmals durchführen, doch dafür benötigt er die Fliege. Seine Frau und sein Sohn versuchen verzweifelt, diese zu fangen, doch schließlich und endlich entwischt sie ihnen. Inzwischen machen sich bei André einerseits starke Depressionen bemerkbar, andererseits wird er immer stärker vom instinkthaften Verhalten der Fliege kontrolliert, so dass es ihm immer schwerer fällt, wie ein Mensch zu denken. Als seine Frau endlich wissen möchte, was genau mit ihm geschehen ist und ihm das Tuch vom Kopf zieht, mit dem er den Fliegenkopf verdeckt hält, kommt es zu einer der berühmtesten Scream-Scenes der Filmgeschichte: Aus der Facetten-Perspektive der Fliege erscheint Andrés kreischende Frau in einem Dutzend Bildern. Zu den ebenfalls berühmt gewordenen Szenen gehört das Finale in der Stahlpresse, das bis heute nichts von seiner endgültigen Dramatik verloren hat.
1986 drehte David Cronenberg das Remake zu diesem Klassiker. Doch wie es nun einmal so ist, Klassiker sind nun einmal Klassiker. So gesehen reicht Cronenbergs Version kaum an Kurt Neumanns Verfilmung heran. Cronenberg versucht, die fehlende Dramatik seines Films durch diverse Make-up-Effekte zu überspielen, was aber nicht reicht, um einen guten Film hinzubekommen. Jeff Goldblums zunehmende Fliegeninstinkte werden durch Dauersex mit Geena Davis dargestellt. Irgendwie scheint es, als habe Cronenberg krampfhaft versucht, einen Film um neu kreierte Spezial-Effekte herum zu drehen. Das Resultat war natürlich der Oskar für die besten Special Effects. Interessanterweise aber wurden beide Filme (1958 und 1986) für den Hugo Award nominiert. Der Hilfeschrei jedoch, den die Fliege im Original von sich gibt, während sie im Spinnennetz hängt und die Spinne auf sich zukrabbeln sieht, geht auch heute noch mehr durch Mark und Bein als Cronenbergs Matschorgie.