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Titel: Die Fahrten des Odysseus Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
Neben Herkules gehört auch Odysseus zu den bekanntesten Figuren aus der antiken Literatur. Die bekannteste Verfilmung von Homers Versepos lieferte Mario Camerini, wobei als Zweitregisseur kein Geringerer als Mario Bava agierte. Ihm sind die Szenen, in der Odysseus von Kassandra verflucht wird, sowie die Szenen in der Höhle der Circe zu verdanken.
Der Film ist ein Klassiker aus den Schmieden der italienischen Filmstudios. Die Szenen, in denen Odysseus den Zyklopen Polyphem übers Ohr haut, sind genauso legendär wie die stürmische und abenteuerlustige Darstellung des Helden durch Kirk Douglas. Dieser packt die Figur im Zentrum ihrer Aussage an. So sehen wir einen Menschen, der die antiken Glaubensvorstellungen hinterfragt, der beginnt, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und nicht von den Göttern steuern zu lassen. Er möchte ausprobieren und herausfordern. Seine Abenteuerlust ist zugleich die Lust am Entdecken. Daraus, dass er mehr sieht als die anderen und hinter die 'Fassade' der antiken Glaubenswelt blickt, ergibt sich seine Tollkühnheit und Fähigkeit zur List. Polyphem wird so zu seinem ersten Opfer, die Sirenen können ihn nicht zu sich ziehen, und auch Circe kann seinem ständigen Hinterfragen nicht mehr Paroli bieten. Als Odysseus am Ende alle Männer niedermetzelt, die um seine Frau buhlen, bricht jedoch wiederum sein archaisches Temperament hervor - ein Symbol dafür, dass Moderne und Barbarei trotz allem eng verzahnt sind.
Dass ein Film derart philosophisch ist, zugleich aber voller Unterhaltung steckt - einen solchen Anspruch könnte man sich durchaus auch für heutige Produktion wünschen, deren Ästhetik zum großen Teil leider zu sichtbar auf die Gesetze des Marktes beschränkt ist. So aber bleibt "Odysseus" nicht ohne Grund ein Klassiker der Filmgeschichte.