Titel: Die Druidin Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Ich dachte, ich hätte inzwischen alles gelesen, was es an historischen Romanen gab. Gute und schlechte, langweilige und spannende Erzählungen und alles, was dazwischen liegt. Der Versuch mit dem Erstlingswerk von Birgit Jaeckel war mir jedoch wichtig, um zu sehen, wie deutsche Autorinnen mit der Geschichte ihrer Heimat umgehen. Vor allem, weil es nicht die wiederholte Version eines Mittelalterromans darstellt, sondern weil die Zeitreise bis etwa 120 Jahre vor Christus zurückreicht.
Südlich der Donau ist der örtliche Schauplatz zu suchen. Im Mittelpunkt steht die junge, vierzehnjährige Talia. Sie wuchs bei ihrer Ziehmutter Vebromara auf und hat ganz besondere Kräfte. Diese will sie einsetzen, um Luguadeon, ihren Lehrmeister, zu unterstützen. Doch mit ihren vierzehn Jahren ist sie noch sehr naiv. Als die Boir angreifen, ist sie mittendrin, die Verwundeten zu behandeln, und der Leser steckt ebenfalls mitten in der Geschichte. Es wird nicht lange erzählt oder die Personen vorgestellt. Wir erfahren im Gespräch zwischen Talia und Vebromara, dass ihr Vater sie nach der Geburt umbringen lassen wollte. Vebromara rettete das Neugeborene, und Talia wurde in einer Druidenschule unterrichtet. Hier erlernte sie die Heilkunst, die sie nun einzusetzen gedenkt. Ihre Fähigkeiten reichen jedoch viel weiter als nur bloßes Heilen. Die Kranken fühlen sich in ihrer Nähe wohl und genesen schneller. Hinzu kommt, dass sie die Seelen der Menschen sehen und vor Ungemach bewahren kann. Als eine Art Seelenwächterin.
Einer der Druiden möchte mit Talia ein Kind zeugen. Das gemeinsame Kind könnte die Druiden und deren Stellung, Macht und Einfluss stärken. Talia ist dazu nicht gewillt. Als der Söldner Atharic im Lager der Druiden eintrifft, flieht sie mit ihm hinter die Mauern von Alte-Stadt.
Talia nimmt eine Anstellung in der Familie ihres Vaters Caran, des Herrn von Alte-Stadt, an, ohne dass ihr Vater weiß, dass sie seine Tochter ist. Als Zofe zählt sie dadurch zu Carans mächtiger und wohlhabender Sippe, ebenso wie ihr Geliebter Atharic, der als Leibwache eingestellt wird. Gerade Letzteres ruft immer wieder Neider auf den Plan. Talia erkennt bald die Ränkespiele, die sich innerhalb der Sippe abspielen. Ohne es zu beabsichtigen, wird sie zum Spielball der Intriganten. Sie rettet ihrem Vater das Leben, muss aber fliehen.
Acht Jahre später kommt sie in Begleitung ihrer siebenjährigen Tochter Sumeli wieder zurück. Ihr Vater erkennt sie als Tochter an. Trotzdem gibt es noch genug Verwicklungen. Ihre Tochter wird von einem Druiden entführt; Carans Schwester, die schon immer ihren Bruder umbringen wollte, um die Macht an sich zu reißen, muss neue Pläne schmieden.
Die Druidin ist ein lesenswertes Buch. Man erkennt die Liebe zu den Einzelheiten, die Liebe zur genauen Beobachtung und das genaue Wissen über die Zeit, sofern ich das beurteilen kann. Birgit Jaeckel schreibt und beschreibt jede beteiligte Person, wie sie es verdient. Nichts bleibt flüchtig oder im Nebel ungenauer Beschreibungen. Ein gelungener Roman.