Titel: Die Blumen des Schmerzes |
Inhalt/Verlagsinfo
Daphne, Luzifers Tochter, verlässt die Hölle, um auf der Erde nach ihrem verschollenen Bruder zu suchen. Ihr zur Seite steht Truman Flynn, ein junger Mann, der die Narben seines Herzens auch am Körper trägt. Gemeinsam reisen sie durch ein düsteres, grausames Land, auf der Suche und auf der Flucht: Denn Azrael, der Engel des Todes, schickt seine Schergen, um Daphne zu vernichten. Bald sehen sich Daphne und Truman gefangen in einem Kampf zwischen gefallenen Engeln und göttlichen Rächern, zwischen Himmel und Hölle, zwischen Gut und Böse, und wer auf welcher Seite steht, wird von Tag zu Tag unsicherer. (Text- und Bildquelle: script5 Verlag)
Über die Autorin
Brenna Yovanoff wuchs in einer Kleinstadt in Arkansas auf und studierte an der Colorado State University. Sie spielt hervorragend Fußball und backt leckere Pasteten, dafür ist sie eine grauenvolle Tänzerin und kann sich einfach nicht entscheiden. (Außerdem mag sie Klammern.) (Sehr sogar.) Brenna lebt mit ihrem Mann in Denver. "Die Blumen des Schmerzes" ist nach dem New York Times-Bestseller "Schweigt still die Nacht" ihr zweiter Roman.
Rezension
Der erste Satz: Einst sagte meine Mutter einer ganzen Heerschar von Engeln, dass sie lieber sterben würde, als zu einem Mann zurückzukehren, den sie nicht liebte.
Die Dämonin Daphne lebt im Pandämonium, der Höllenstadt. Zu ihrem Vater Luzifer hat sie kaum Kontakt und die Beziehung zu Mutter Lilith ist eher kalt und berechnend - aber so ist Lilith nun mal. Auch von ihren vielen Schwestern, den Lilim, unterscheidet sich Daphne, da sie kein Bedürfnis verspürt, Männer nur für ihre eigenen Zwecke zu benutzen.
An einem Tag wird ein Junge durch das Höllenportal gebracht, für den die Zeit im Jenseits aber noch nicht gekommen ist. Daphnes Bruder begleitet den Jungen wieder zurück auf die Erde - und verschwindet spurlos. Daraufhin wird Daphne von ihrer Mutter gebeten auf die Erde zu gehen, um nach dem Bruder zu suchen. Daphne hofft darauf, dass Truman, der Junge, der zuvor versehentlich in der Hölle gelandet ist, ihr sagen kann, wo sich ihr Bruder befindet. Sie ahnt nicht, wie grundlegend ihr Leben durch Truman verändert wird.
Schon im Klappentext fällt auf, dass Frau Yovanoff hier die Geschöpfe der Unterwelt auf die Bühne ruft. Und zwar alle, die Rang und Namen haben. Luzifer - klar! Lilith, die Mutter der Dämonen und Azrael, den Todesengel, der auf der Erde darüber wacht, dass es die Dämonen nicht zu bunt treiben. Meist mit tödlichen Folgen für selbige. Die Liste kann noch fortgesetzt werden, viele Namen sind bekannt. Außer, dass die Autorin diesen Berühmtheiten einige weniger bekannte Gehilfen zur Seite gestellt hat, sind sie nicht neu und fast in jedem Unterwelt-Roman zu finden. Die Geschichte allerdings ist schon etwas Neues und auch sehr besonders. Dafür sorgen die beiden Hauptcharaktere Dämonin Daphne und Truman, halbmenschlischer Sohn eines gefallenen Engels. Im Nachhinein kann man sagen: "Die Blumen des Schmerzes" ist ganz eindeutig eine Frage des Geschmacks. Abhängig davon, ob man mit diesem Genre etwas anfangen kann und dazu sehr subjektiv!
Die Geschichte ist in drei Teile aufgesplittet und startet mit Daphne in der Hölle. Hier erzählt Daphne in der Ich-Form, Präsens (Gegenwart). Sobald Daphne auf die Erde kommt wechseln sich die Kapitel von ihrer und Trumans Sicht ab. Während Daphne bei der gegenwärtigen Ich-Form bleibt, sind die Truman-Kapitel im personalen Erzählstil, Präteritum (Vergangenheit) geschrieben. Das erscheint zunächst einmal widersprüchlich, da es ein- und dieselbe Handlung ist. Erstaunlicherweise funktioniert diese Arte des Erzählens einwandfrei und macht den Stil zu etwas Besonderem.
Ein weiteres Kapitelmerkmal ist der Countdown über den Truman-Abschnitten. Dieser läuft nach jedem Kapitel ein wenig mehr ab. Was einen am Countdown-Ende erwartet, ist eine Überraschung und bringt zusätzliche Spannung in die Handlung.
Im Laufe der Handlung kommt es zu einigen Absonderlichkeiten, bei denen die Augenbrauen in die Höhe schnellen und sich kritisch angespannt die Stirn runzelt. Sehr dunkel. Sehr bildlich. Sehr hart! Aus filmischer Sicht ist "Die Blumen des Schmerzes" mit Blockbustern wie "Constantine", "Im Auftrag des Teufels" oder "Stigmata" zu vergleichen. Die Wirkung auf einen ist ähnlich.
Hauptprotagonistin Daphne wirkt anfangs überwiegend passiv. Dass sie anders ist als ihre Schwestern, und sonstige Dämonen, erkennt man sofort. Im Gegensatz zu diesen Kreaturen wirkt sie beinahe "gut" und rein. Ihr Passivität täuscht. Daphne ist alles andere als wehrlos, dabei aber immer sehr pragmatisch. Dies kann leicht mit Gefühlskälte verwechselt werden. Gefühle sind Dämonen im Grunde fremd, Daphne jedoch nicht. Anfang noch sehr versteckt, kämpfen sie sich an die Oberfläche - aber das dauert!
Truman selbst ist der widersprüchlichste Charakter im Buch. Man weiß teilweise nicht, ob man ihn bemitleiden oder treten soll. Mann, ist der Junge kaputt!! Das geht bis an die Schmerzgrenze (ohne Blumen!). Allerdings ist er ein Charakter, der seine Wirkung nicht verfehlt - im positiven Sinn.
Im Grobüberblick könnte man sagen: Der Anfang von "Die Blumen des Schmerzes" ist unheimlich und verstörend (da schreien die Seelen nicht nur bildlich in einer höllischen Grube mit brennendem Ofen). Er hat aber auch etwas Fesselndes, innerlich Nagendes. Im Mittelteil gibt es einige Längen. Hier dreht sich alles um die Suche nach Daphnes Bruder und die aufkommende Anziehung zwischen Daphne und Truman. Klingt spannend? - ist es aber nur bedingt. Das Grand Finale, die Action und die Mörderspannung findet man im Endteil des Buches. Hier steckt der Teufel im Detail! Das letzte Drittel ist überraschend, einfach ausgedrückt: krass und blutig. Es liest sich wie ein Film. Die Geschichte wird zu einem "guten" Schluss gebracht. Es könnte allerdings sein, dass man, auch mit einem vermeintlich guten Ende, nicht wirklich zufrieden ist.
Persönliches Fazit
Siehe: Im Grobüberblick könnte man sagen (ein Abschnitt nach oben!) Okay, versuchen wir es anders: "Die Blumen des Schmerzes" schmerzen tatsächlich, sollte man sich in diesem Genre nicht recht wohlfühlen. Auf mich wirkte das Buch sehr unterschwellig, teilweise schaurig und Angst machend - trotzdem war es lesenswert! Die Geschichte ist sehr besonders und, auch wenn ich mich wiederhole, eine Frage des Geschmacks. Dunkelheit oder Licht? Ich bevorzuge das Licht. 3 von 5 Sternen.