Serie / Zyklus: Der frühe Homanx-Zyklus Eine Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Mit Alan Dean Foster verbindet der Phantastikleser vor allem seine Romane aus dem Homanx Commonwealth und des humorvollen Fantasy-Zyklus Der Bannsänger, die größtenteils in deutschsprachiger Übersetzung beim Heyne-Verlag erschienen. Hinzu kommen Romanadaptionen bekannter SF-Filme wie "Das Ding aus einer anderen Welt", "Starman", "Aliens" und STAR WARS- und STAR TREK-Romane. Die Bandbreite seines Schaffens ist groß und er ist einer jener Autoren, die sich nicht innerhalb eines Genres einordnen lassen. Hinzu kommt, dass er in der Lage ist viel und schnell zu schreiben, was für viele Leser nicht gerade als Zeichen schriftstellerischer Qualität angesehen wird.
Mit "Die Außenseiter" kehrt Foster in sein umfangreiches Homanx Commonwealth zurück und erzählt die Geschichte zweier ungleicher Wesen, deren unfreiwilliges Zusammentreffen entscheidend für die weiteren Beziehungen ihrer Völker zueinander und für die gesamte danach folgende Entwicklung war. Wie der Untertitel bereits verrät befaßt sich dieser und weitere Romane (der nächste ist unter dem Titel "Klagelied der Sterne" für Januar 2005 angekündigt) mit den Anfängen des Homanx Commonwealth.
Zu Beginn ihrer Beziehung vereinbahren die Menschen und die Thranx eine langsame, schrittweise Annäherung beider Völker, denn das insektenartige Aussehen der Thranx führt bei vielen zu einer instinktgeleiteten Ablehnung. Die Menschheit an sich ist noch nicht reif genug über Äußerlichkeiten hinwegzusehen und kann sich ihrer Urinstinkte noch nicht erwehren.
So existieren strenge Vorgaben des diplomatischen Miteinanders. Kontakte erfolgen nur in fest gelegten Zonen und die Menschen gehen davon aus, dass auf der Erde keine Thranx leben. Ein Trugschluß, denn es existiert eine größere Kolonie unter der Oberfläche eines riesigen Reservates in Südamerika. Da nur wenige Menschen von dieser Kolonie wissen und diese perfekt getarnt ist, scheint eine Entdeckung völlig ausgeschlossen. Beide Seiten gehen davon aus, dass noch Jahre vergehen werden, bis die Menschheit soweit gereift ist, dass man ihr die Existenz dieser Kolonie mitteilen kann.
Der Poet Desvendapur hingegen möchte unbedingt einen unverfälschten, menschlichen Kontakt erleben, um so seiner Dichtkunst den nötigen Funken zur Berühmtheit zu geben. Konsequent verfolgt er dabei seinen Weg, ganz gegen die Tradition und die Moral der Thranx. Für sein Ziel nimmt er selbst den Tod einer Artgenossin in Kauf und stellt sich damit außerhalb seiner eigenen Gesellschaft.
Immerhin gelingt es ihm unter einer falschen Identität in die auf der Erde angesiedelten Kolonie versetzt zu werden und diese dann verbotenerweise zu verlassen. Völlig allein auf sich gestellt findet er sich im Dschungel Südamerikas wieder und trifft hier auf Cheelo, einem Kleinkriminellen, der sich auf der Flucht vor den Behörden befindet. Bei einem Raubüberfall tötete er unabsichtlich einen Touristen und versucht nun der teilweisen Gedächtnislöschung zu entgehen, in dem er sich in den für Menschen gesperrten Reservat begibt.
Mehr durch Zufall treffen die beiden ungleichen Wesen aufeinander. Während Desvendapur sich am Ziel seiner Träume wähnt, sieht Cheelo in dem Thranx lediglich einen Störenfried an. Da beide kein Interesse an einer Entdeckung haben, arangieren sie sich und verbringen die nächsten Tage miteinander. Umgeben von einer Fauna und Flora, die für beide sehr unterschiedliche Gefahren bereit hält, ergänzen sie sich doch mit ihren Fähigkeiten und finden nach und nach Zugang zueinander. Während Desvendapur seine Beobachtungen von Cheelos Verhaltensweisen gleich in Verse umsetzt, erfährt dieser im Verlaufe der Tage eine Menge über die Thranx im allgemeinen und seinen Gefährten im besonderen. Obwohl Cheelo es nicht wahrhaben will, entwickelt sich eine freundschaftliche Beziehung.
Gerade diese Abschnitte sind eindeutig die besten des gesamten Romans. Ganz alltägliche Vorgänge, über die sich unser einer keine Gedanken mehr macht, faszinieren den Thranx hingegen. Cheelo muß diesem reichlich Rede und Antwort stehen und so richtig streiten kann dieser sich mit dem Thranx ebenfalls nicht, da dieser diese emotionalen Ausbrüche nicht lang genug auskosten kann. So kann Foster hier einige humorvolle Szenen einbauen und dem Leser einmal deutlich vor Augen führen, wie fremdartig unsere Lebensweise und unser Verhalten auf Aliens wirkt.
Zum Ende hin überstürzen sich noch einmal die Ereignisse. Einer der beiden findet den Tod und der andere sorgt dafür, dass ihre gemeinsammen Erlebnisse veröffentlicht werden. Unter dem Druck der Ereignisse kommen sich beiden Völker offiziell wesentlich schneller näher als geplant. Am Ende hin wird dieser Roman von Foster in den Zyklus-Kontext eingewoben und liest sich mehr wie ein Geschichtsbuch.
Freunde des Homanx Commenwealth werden diesen neuen Roman von Foster sowieso lesen. Da diese Romane aber hierzulande teilweise schon vor Jahrzehnten erschienen und in den letzten Jahren kaum neue übersetzt wurden, dürften die wenigsten sich noch mit Fosters Universum auskennen. So ist für viele dieser Roman die erste Begegnung mit dem Homanx Commenwealth.
Als Einzelroman betrachtet, handelt es sich um ein durchschnittliches Werk, welches zu unterhalten weiß, nicht mehr und nicht weniger. "Die Außenseiter" ist kein SF-Roman, den man unbedingt gelesen haben muß und auch nicht so überzeugend verfaßt, um jetzt weitere Romane aus dem Homanx Commenwealth, die in den kommenden Monaten bei Bastei-Lübbe erscheinen werden, sich vornehmen zu müssen.