Reihe: Die Jünger der Drachenlanze, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die Abenteuer gehen weiter. Die dunkle Göttin Takhesis ist besiegt, an ihrem Grab hält Mina Wache. Tag für Tag, Nacht für Nacht, sorgt sie dafür, dass keine Grabschänder, jedwelcher Art, sich an dem Göttinnengrab vergreifen. Sie ist aufopferungsvoll für jemanden, der sie im Stich liess, für jemanden, der starb, weil sie, Mina, schwach war. Andererseits ist die dunkle Göttin auch eine undankbare Göttin geblieben. Erst als Chemosh, ein anderer dunkler Gott, erscheint, kann er ihr die Augen öffnen, die Wahrheit sehen, die ihr der Minotaurus Galdar vergeblich zeigen wollte. Chemosh ist ein Gott der Toten, der nach jungen Anhängern giert. Denn die Toten verrotten in ihren Gräbern, Katakomben und Leichenhallen. Chemosh sucht seine neuen Anhänger nicht länger in Grüften und Familiengräbern. Mit Lug und Trug und Versprechungen gelingt es ihm, die letzte Anhängerin Takhesis für sich zu gewinnen. Sie glaubt an ihn, will ihm glauben und wird doch nur wieder benutzt.
Chemoshs erster Auftrag besteht darin, Mina auszusenden, einen Krieger zu befreien. Dieser Krieger ist ein toter Ritter. Ein Mensch, der auch die Götter das Fürchten lehren kann. Es geht dabei um Ausric Krell, den man allgemein den Verräter nennt. Die Meeresgöttin Zeobim hält diesen Ritter zu ihrer Belustigung und seiner Qual auf einer wilden, meerumtosten Insel gefangen, von der es für ihn kein Entkommen gibt. Nicht, weil er es nicht wollte, sondern weil sie es nicht will.
Mina erhält nun den Auftrag, diesen toten Ritter zu befreien. Dies stellt sich nicht so einfach dar, muss sie doch die Meeresgöttin wie auch den toten Ritter überlisten.
Die Freunde der Welt der Drachenlanze-Romane werden auch an diesem Buch ihre Freude haben. Margaret Weis, eine der großen Damen der Fantasy-Literatur, versteht ihr Handwerk. Aus einer konventionellen Vorstellung einfacher Fantasy-Unterhaltungs-Literatur wird bei ihr schnell ein spannungsgeladener Roman. Wie bei jedem Neuanfang bedarf es auch hier einer Einführung, die sich mir ein wenig zäh vorstellte. Mit der Anzahl der gelesenen Seiten wird die Geschichte abwechslungsreich, die Ideen und der Handlungsstrang sind ausgefeilt bis hin zu Kleinigkeiten. Schön fand ich vor allem den Gag, den toten Ritter in seinem Helm zu entführen, mit Erlaubnis der Göttin. Aber Göttinnen lassen sich nur einmal überraschen. Mit ihrer kräftigen Erzählkunst und der unterstützenden Übersetzung durch die Übersetzerin Imke Brodersen ist das der lesbare Auftakt eines neuen Zyklus.