Reihe: ~ Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Wien 1909, die K&K und ihr dekadenter Adel bestimmen das Leben in der Donau-Monarchie. Baron Dejan Sirco, ehemaliger Hauptmann und Automobilnarr, leitet zusammen mit seinen Gehilfen Mirko Zdar und dem in einen Otter verwandelten Lysander Sutcliffe eine Detektei, die sich mit okkulten Fällen beschäftigt. Als eines Tages Dejan Sircos alter Freund, Graf Felix Trubic, Kontakt aufnimmt, ändert sich das beschauliche Leben der Gruppe schlagartig. Ein alter Fluch lastet auf dem Geschlecht des Grafen und ihm bleibt nur noch eine Woche, bis ihn - ebenso sie seine Ahnen - ein mysteriöser Tod dahinraffen wird. Die Ermittlungen stoßen auf einen Vampir und noch andere uralte mystische Kräfte. Schnell erkennt der Baron, dass er noch nicht mal einen kleinen Teil des Rätsels gelöst hat und jede neu Erkenntnis neue Fragen aufwirft. Die Ereignisse, in die die Trubic verstrickt waren, weisen eine Tragweite auf, die so gewaltig ist, dass sie die K&K-Monarchie in ihren Grundfesten erschüttern kann.
Victoria Schlederer ist die Gewinnerin des letztjährigen Literaturwettbewerbs des Heyne Verlags. 1400 Manuskripte wurden für den „magischen Bestseller“ eingereicht und dieses Buch ist es nun geworden. Man kann verstehen, warum dieses Buch ausgewählt wurde. Zunächst ist der Ansatz progressiv: Es gibt zwar schon einige historische Alternativweltrome wie z. B. Jonathan Strange und Mr. Norrell von Susanna Clarke, aber die Idee, das Ganze in die dekadente K&K-Monarchie zu verlegen und dann noch eine Geschichte im Stile der Dr.-Who-Spin-Off-Serie Torchwood zu erzählen, ist originell. Die Jury des Wettbewerbs hat sich somit zum Wohle aller gegen das eintausendachtundzwanzigste 08/15-Fantasy-Buch entschieden. Habt Dank!
Doch das war nicht der einzige Grund, warum dieses Buch sich aus der Masse erheben konnte: Victoria Schlederer kann schreiben und es gelingt ihr, den österreichischen Charme der damaligen Zeit auf jeder Seite auferstehen zu lassen. Dass dieses Werk durchaus ambitioniert ist, davon zeugt die Tatsache, dass der Roman einzig und allein durch Berichte, Briefe und Dokumente erzählt wird. Zwar sind die Briefe sehr aus Sicht der Protagonisten erzählt, aber es ist schon ein Kunststück, die Geschichte so zu erzählen. Allerdings muss man sagen, dass dies auch eine Achillesferse des Werks ist, denn die starre Berichtform lässt wenig Raum, die Personen wirklich lebendig zu beschreiben, und so ist der gute Baron Dejan Sirco als zentraler Protagonist bis zum Ende hin sehr hölzern. Und da der gute Lysander in seiner Otterform ja nicht schreiben kann, sind seine Briefe, die er diktiert, zwar immer exzellent formuliert, aber echte Einblicke in die Seele geben sie nicht. Man kann das so und so sehen, aber ich bin ein Leser, der gerne mit den Protagonisten mitfiebert, und das gelingt mir hier über längere Strecken gar nicht. Im Mittelteil hatte ich größere Probleme weiterzulesen, weil die Geschichte kaum voranschritt und die Berichte ermüdend waren. Erst zum Ende hin nahm die Geschichte dann wieder Fahrt auf. Ich für meinen Teil kann sagen, dass die gewählte Form des Romans zwar wirklich mutig, aber vielleicht doch zu viel des Guten war. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Insgesamt aber auf jeden Fall ein gelungener Debüt-Roman, der den Leser neugierig auf weitere Romane der Autorin macht. Noch eine Notiz am Rande: Für die Leser, die des Österreichischen nicht so mächtig sind, gibt es im Anhang ein kleines Wörterbuch, das Begriffe erklärt. Wie nett.
6 von 10 Punkten
Victoria Schlederer ist die Gewinnerin des letztjährigen Literaturwettbewerbs des Heyne Verlags. 1400 Manuskripte wurden für den „magischen Bestseller“ eingereicht und dieses Buch ist es nun geworden. Man kann verstehen, warum dieses Buch ausgewählt wurde. Zunächst ist der Ansatz progressiv: Es gibt zwar schon einige historische Alternativweltrome wie z. B. Jonathan Strange und Mr. Norrell von Susanna Clarke, aber die Idee, das Ganze in die dekadente K&K-Monarchie zu verlegen und dann noch eine Geschichte im Stile der Dr.-Who-Spin-Off-Serie Torchwood zu erzählen, ist originell. Die Jury des Wettbewerbs hat sich somit zum Wohle aller gegen das eintausendachtundzwanzigste 08/15-Fantasy-Buch entschieden. Habt Dank!
Doch das war nicht der einzige Grund, warum dieses Buch sich aus der Masse erheben konnte: Victoria Schlederer kann schreiben und es gelingt ihr, den österreichischen Charme der damaligen Zeit auf jeder Seite auferstehen zu lassen. Dass dieses Werk durchaus ambitioniert ist, davon zeugt die Tatsache, dass der Roman einzig und allein durch Berichte, Briefe und Dokumente erzählt wird. Zwar sind die Briefe sehr aus Sicht der Protagonisten erzählt, aber es ist schon ein Kunststück, die Geschichte so zu erzählen. Allerdings muss man sagen, dass dies auch eine Achillesferse des Werks ist, denn die starre Berichtform lässt wenig Raum, die Personen wirklich lebendig zu beschreiben, und so ist der gute Baron Dejan Sirco als zentraler Protagonist bis zum Ende hin sehr hölzern. Und da der gute Lysander in seiner Otterform ja nicht schreiben kann, sind seine Briefe, die er diktiert, zwar immer exzellent formuliert, aber echte Einblicke in die Seele geben sie nicht. Man kann das so und so sehen, aber ich bin ein Leser, der gerne mit den Protagonisten mitfiebert, und das gelingt mir hier über längere Strecken gar nicht. Im Mittelteil hatte ich größere Probleme weiterzulesen, weil die Geschichte kaum voranschritt und die Berichte ermüdend waren. Erst zum Ende hin nahm die Geschichte dann wieder Fahrt auf. Ich für meinen Teil kann sagen, dass die gewählte Form des Romans zwar wirklich mutig, aber vielleicht doch zu viel des Guten war. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Insgesamt aber auf jeden Fall ein gelungener Debüt-Roman, der den Leser neugierig auf weitere Romane der Autorin macht. Noch eine Notiz am Rande: Für die Leser, die des Österreichischen nicht so mächtig sind, gibt es im Anhang ein kleines Wörterbuch, das Begriffe erklärt. Wie nett.
6 von 10 Punkten