Titel: Der Nachtzirkus Eine Besprechung / Rezension von Sophia Tepe |
Inhalt
Er kommt ohne Ankündigung und hat nur bei Nacht geöffnet: der Cirque des Rêves – Zirkus der Träume. Um ein geheimnisvolles Freudenfeuer herum scharen sich fantastische Zelte, jedes eine Welt für sich, einzigartig und nie gesehen. Doch hinter den Kulissen findet der unerbittliche Wettbewerb zweier verfeindeter Magier statt. Sie bereiten ihre Kinder darauf vor, zu vollenden, was sie selber nie geschafft haben: den Kampf auf Leben und Tod zu entscheiden. Doch als Celia und Marco einander schließlich begegnen, geschieht, was nicht vorgesehen war: Sie verlieben sich rettungslos ineinander. Von ihren Vätern unlösbar an den Zirkus und ihren tödlichen Wettstreit gebunden, ringen sie verzweifelt um ihre Liebe, ihr Leben und eine traumhafte Welt, die für immer unterzugehen droht.
Meine Meinung
Erster Satz: Der Zirkus kommt überraschend.
Nicht immer stimmt der Inhalt des Buches mit dem überein, was der Klappentext verspricht. Bei Der Nachtzirkus ist das so 'ne Sache. Man könnte fast meinen, der Klappentext gehört zu einem komplett anderen Buch:
"Sie verlieben sich rettungslos ineinander", heißt es im Klappentext - und im Buch? Bis Celia erst einmal auf Marco aufmerksam wird, ist man schon auf Seite 300 angelangt. Sie lernen sich kennen, verlieben sich und trotzdem bleibt die Liebesgeschichte noch etwas aus. Treffen können sie sich vielleicht alle ein bis zwei Jahre, da Celia mit dem Zirkus mitreist und Marco stets in London bleibt.
Aus der Ferne erschafft er immer wieder neue Zelte, um gegen Celia zu "kämpfen". Denn auch das ist wieder ein Versprechen des Klappentextes, das meiner Meinung nach nicht eingehalten wird: der "unerbittliche Wettstreit"! Ein richtiger Kampf ist das für mich nämlich nicht. Und klar, einer muss sterben, aber auch das finden die beiden erst so spät heraus, dass das Buch schon fast vorbei ist, bevor sie sich überhaupt Gedanken darüber machen können. Am Ende geht dann plötzlich alles Zack auf Zack.
"[Die Wahrsagerin.] Sie weiß verblüffend genau über Dinge Bescheid, von denen sie nichts wissen kann.
Sie spricht von Tatsachen, die dir bereits bekannt waren. Teilt dir Dinge mit, die du dir hättest denken können. Eröffnet Möglichkeiten, die du nicht fassen kannst." - S. 441
Und die Spannung? Ja, wo ist sie nur? Auf jeden Fall nicht in diesem Buch. Gibt es einige Bücher, bei denen man es kaum schafft, sie aus der Hand zu legen, bleiben solche Gefühle bei Der Nachtzirkus völlig aus. Auch mit einer Handlung, die nicht vor Ereignissen strotzt können Bücher mich in ihren Bann ziehen, was hier jedoch nicht der Fall ist. Das einzige, was mich immer wieder zum Lesen gebracht hat, war der Gedanke, dass ich nach diesem Buch wieder etwas anderes lesen kann.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr distanziert. Am Anfang werden die Charaktere oft nicht mit Namen genannt, es heißt dann nur "der Junge", "der Mann im grauen Anzug" oder "die Zauberkünstlerin". Alles wirkt einfach unerreichbar weit weg und weder Atmosphäre noch Charaktere können mich erreichen. Kein einziges Gefühl wird vermittelt und ich habe weder mit irgendjemandem mitgelitten oder -gefiebert noch finde ich einen der vielen Charaktere sympathisch oder mag ihn überhaupt nicht.
Man fühlt sich wie ein außenstehender (gaaaanz entfernter) Betrachter und auch die sehr, sehr detaillierten Beschreibungen, die am Ende schon fast nervten, können daran nichts ändern.
Was mich zusätzlich dann auch noch verwirrt hat, sind die häufigen und manchmal auch durchaus großen Zeitsprünge zwischen den einzelnen Kapiteln. Spielt das eine Kapitel zum Beispiel im Jahr 1873, kann es sein, dass die darauffolgenden 1895, 1902 und dann wieder 1873 spielen. Häufig ist es auch so, dass der 3. November vor dem 1. und 2. kommt.
Oft musste ich persönlich dann immer wieder an den Anfang des Kapitels blättern, da ich zwischendurch nicht mehr wusste, in welchem Jahr wir uns gerade befinden.
Fazit
Man sieht, Der Nachtzirkus hat mir nicht gefallen. Die Idee mit der ganzen Magie finde ich eigentlich ganz gut und auch der Zirkus als Handlungsort ist wirklich interessant gewählt, die Umsetzung jedoch ist alles andere als gelungen. Erin Morgenstern schafft es schlicht und ergreifend nicht, den Leser zu berühren. Somit von mir nur 2 Sterne.