Titel: Der Mond ist nicht genug Originaltitel: Chasing the Moon Autor: A. Lee Martinez Übersetzer: Karen Gerwig Buch-/Verlagsdaten: Piper Verlag, Mai 2013, 400 Seiten, Taschenbuch, ISBN 978-3-492-26882-0 Eine Besprechung / Rezension von Doris Michel-Himstedt |
Die Welt ist voller Monster. Das muss auch Diana erfahren, als sie sich in der sensationell preiswerten Wohnung einmietet, die genauso aussieht, wie sie es sich immer vorgestellt hatte. Leider lebte eines der Monster in ihrem Schrank, fest entschlossen, sie zu fressen. Sie kann nur mit Mühe aus der Wohnung entkommen. Erstmals bemerkt sie, welch unterschiedliche Wesen in der Welt beheimatet sind und unbemerkt auf den Straßen herumlaufen. All diese Monster sind aus ihren eigenen Realitäten gefallen und können nicht mehr einfach zurück. Sie sind mit Teilen ihres Ichs in mehreren Realitäten verwurzelt und stecken gewissermaßen fest. Parallel zu Dianas Geschichte wird die von Sharon und Calvin erzählt. Auch Calvin ist ein Monster, allerdings eines, das über eine gewisse Macht verfügt. Auch er lebt ein geteiltes Leben.
Diana erfährt immer mehr über sich und ihre Fähigkeiten, alle, wirklich alle Aspekte der Welt zu sehen. Monster aus allen Dimensionen, die irgendwie in unserer Realität – die natürlich nicht die alleinige ist – gefangen sind, werden von ihr angezogen. Bald teilt sie ihre Wohnung mit dreien von ihnen. Sie kann die Realität manipulieren und lernt dabei, wie gefährlich es sein kann, über seine Wünsche und Sehnsüchte nicht sorgfältig genug zu nachzudenken. Dankenswerterweise hat jede Realität die Tendenz, sich nach einer Katastrophe wieder selbst zu heilen. Als Diana auf Sharon und Calvin trifft, begreift sie, dass es Wesen gibt, die die Realität selbst zerstören können. Denn bald naht der Zeitpunkt, zu dem sich alle Teile Calvins wieder vereinigen können. Ein Ereignis, das den Mond und die Erde verschlingen wird. Das letzte Kapitel des Buches beschreibt die Folgen dieser Vereinigung und Dianas neue Rolle in der neuen Realität.
Das Buch lässt mich etwas zwiespältig zurück. Auf der einen Seite stehen wieder die wunderbar skurrilen Beschreibungen des Autors, der einer der wenigen Fantasy-Autoren mit Humor ist. Man kann sich bei seinen Büchern darauf verlassen, immer etwas zum Schmunzeln zu haben. Unendlich viele unterschiedliche Universen, in denen unsere gewohnte Physik auf dem Kopf zu stehen scheint, scheinbar unendlich viele unterschiedlichste Lebewesen mit ebenso vielen unterschiedlichen ethischen Systemen und eigenartigen Essgewohnheiten. Dies alles purzelt in schneller Folge durch das Buch. Daraus hätte eine rasante Story werden können. Allein die unterschiedlichen Bewohner ihres Appartementhauses und deren Zusammenleben unter der Fuchtel ihres Monster-Hausmeisters hätten dafür genug Stoff geliefert. Martinez ist es leider mit diesem Buch nicht gelungen, aus der Überfülle an Ideen eine gute Story zu konstruieren. Das handelnde Personal bleibt seltsam flach. Diana hat beispielsweise kaum Mühe, ihre neue Sicht der Realität(en) zu akzeptieren. Furcht vor den Monstern scheint ihr fremd zu sein. Sie fügt sich relativ klaglos in ihr neues Leben. Gründe dafür werden vom Autor nicht beschrieben. Einige Sätze darüber hätte ich wenigstens erwartet. Und erst Calvin und Sharon … Welche wunderbaren Möglichkeiten hätte es gegeben, das geteilte Monster Calvin in der Geschichte zu verankern. Das gleiche gilt für Sharon mit ihrer seltsamen Fürsorglichkeit für Calvin trotz ihres Wissens um einen möglichen Weltuntergang. Irgendwie ist das alles in der Fülle der Ideen untergegangen.
Fazit:
Viele gute Ideen, leider keine gute Umsetzung. Irgendwie langweilig. Hoffentlich ist das nächste Martinez-Buch wieder besser.