Titel: Der letzte Engel Eine Rezension von Sonja Zeiler |
Klappentext:
"Motte ist sechzehn Jahre alt, als der Tod an seinem Fenster kratzt. An einem harmlosen Wochenende kurz nach Mitternacht bekommt er eine anonyme E-Mail:
sorry für die schlechte nachricht
aber wenn du aufwachst, wirst du tot sein
wir wollten nur, dass du das weißt
Mieser Scherz, denkt Motte, wird aber dennoch ein wenig nervös und beschließt, die Nacht durchzumachen. Natürlich schläft er ein und natürlich wacht er auf - und fühlt sich wie immer.
Bis darauf, dass sein Herz nicht mehr schlägt. Und dann sind da noch diese zwei Flügel auf seinem Rücken .."
(Quelle: cbj Verlag)
Meine Meinung:
„Der letzte Engel“ ist ein Buch, welches ich in dieser Form noch nicht gelesen habe.
Der obige Klappentext hat mich davon ausgehen lassen, eine Geschichte um den 16-Jährigen Motte zu lesen. Welcher als letzter Engel auf Erden wandelt und sich dem Geheimnis dahinter stellen muss – ein typisches Jugendbuch eben. Doch dem war nicht wirklich so. „Der letzte Engel“ befasst sich zwar mit Motte, doch nicht in der Form, wie ich zunächst angenommen hatte. Sein Anteil im Buch ist sogar sehr gering. Was vor allem daran liegt, dass der Autor sich den anderen Protagonisten, zum Beispiel der 10-jährigen Mona oder dem geheimnisvollen Esko sehr genau widmet und Motte hierdurch erst einmal in den Hintergrund gerät. Zoran Drvenkar widmet sich in diesem Buch allen beteiligten Protagonisten sehr genau, sodass der Leser sich mit jedem von ihnen auseinandersetzt. Hierbei verwendet er vor allem viele Rückblenden aus deren bisherigem Leben, welche zunächst zwar keinen wirklichen Sinn ergeben, sich jedoch, je weiter die Geschichte voranschreitet, zusammenfügen und den Handlungsstrang zum Fortlauf bringen. Was mir außerordentlich gut gefallen hat und was ich in dieser Form definitiv noch nicht in einem Buch hatte, waren die vielen verschiedenen Erzählperspektiven. Denn hier wird nicht wirklich chronologisch erzählt, sondern Zeitsprünge und bereits gelesene Situationen aus anderen Sichten, lassen das bereits Gelesene plötzlich in einem anderen Licht erscheinen. Besonders spannend fand ich eine spezielle Erzählung aus der „Du-Perspektive“. Diese hat mir wahrlich Gänsehaut beschert, da das Einfühlen in diese Person hierdurch wesentlich realer für mich wurde. Dies macht auch die Spannung in diesem Buch aus. Es lässt einen rätseln, inwieweit diese Informationen wichtig sind und für den Fortlauf der Handlung ausschlaggebend, was für welchen Protagonisten inwiefern ausschlaggebend war, so zu werden und handeln, wie er es in ebendieser Situation tut. Liest sich jetzt verwirrend? Ist es stellenweise auch – jedoch im positiven Sinne. Man merkt, dass der Autor einem roten Faden folgt, welcher sich nach und nach immer weiter zusammenfügt. Auflockernd empfand ich, während der doch düsteren Handlung, einige Dialoge zwischen den Jugendlichen. Vor allem Motte hat zu Beginn für den ein oder anderen Lacher bei mir gesorgt. Hierbei hat der Autor geschickt die Jugendsprache, ohne übertrieben jugendlich zu wirken, in die Dialoge zwischen zwei Kumpels eingefügt, was diesen Authentizität verliehen, sich aber auch von den geführten Dialogen der älteren Protagonisten abgehoben hat.
Fazit:
Gut ausgearbeitete Charaktere und eine Handlung, welche mich nicht mehr losgelassen hat. Obwohl man die Charaktere nach und nach sehr gut kennenlernt, bleiben doch einige Dinge unklar, weshalb ein Beiseitelegen des Buches schier unmöglich für mich war. Der Schreibstil von Herrn Drvenkar ist fesselnd und hat mich daher gespannt von einer Seite zur nächsten lesen lassen. Nichts ist so, wie es scheint und manches doch etwas brutaler dargestellt, als ich es erwartet hatte. Da mir durch andere Leser bereits bekannt war, dass es sich um einen Mehrteiler handelt, kam das doch offene Ende nicht allzu überraschend für mich. Es lässt mich dennoch sehr gespannt auf den zweiten Band warten. Ein erfrischend neuer sowie grandioser Engel-Roman, welcher mich voll und ganz von sich überzeugen konnte.