Reihe: H.P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens, Band 7 Eine Besprechung / Rezension von Thomas Backus
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In seinen Vorbemerkungen erklärt uns August Derleth, dass die Erzählungen, die er uns hier als Episodenroman verkauft, während zweier Jahrzehnte geschrieben wurden. Dass Hasturs Rückkehr aus dem Jahr 1936 stammt, und dass H. P. Lovecraft die Anfangsseiten und das Exposé gelesen und mit Anmerkungen versehen hat. Die letzte Geschichte stammt aus dem Jahr 1953. Die Zusammenfassung als „Roman“ erfolgte übrigens von August Derleth, die Veröffentlichung in seinem Verlag Arkham House.
Es handelt sich um komplett eigenständige Geschichten, die einzig und allein durch Cthulhu und die Tiefen Wesen miteinander verbunden sind, die in jeder dieser Geschichten auftauchen. In dieser Besprechung werde ich die Geschichten einzeln behandeln, jedoch in der vorgegebenen Reihenfolge.
H. P. Lovecraft ist den meisten Menschen ein Begriff, denn er gilt als einer der bedeutendsten Horrorautoren unserer Zeit. Er schrieb von uralten Göttern, die von den Sternen kamen und vor undenklichen Zeiten auf der Erde herrschten. Einer dieser Götter ist Cthulhu, der tot in seiner Stadt R’lyeh liegt und träumt. Er lauert darauf, wiederaufzuerstehen und erneut über diese Erde zu herrschen ... und seine Herrschaft wird wahrlich schrecklich sein.
Cthulhu gehört zu den Großen Alten. Dieses Konzept hat HPL niemals ausgearbeitet. Allerdings nannte er gerne in seinen Geschichten eine Vielzahl von Göttern und Büchern (eigene, und von anderen Autoren übernommene), um den Mythos komplexer zu machen.
Da er seine Autorenkollegen ermunterte, dasselbe zu tun, entstand der Mythos um die Großen Alten – der erst durch August Derleth zum Cthulhu-Mythos wurde. Und dieses Buch ist der Schlüssel, den Cthulhu-Mythos zu verstehen!
Bei August Derleth nimmt das Ganze nämlich Gestalt an. Wir haben auf der einen Seite die Großen Alten, die bösen Götter, und auf der anderen die Älteren Götter, die Guten. Vor Äonen entstand ein kolossaler Kampf (der von Derleth auch gerne mit dem Sturz des Teufels aus den Himmel verglichen wird), bei dem die Großen Alten unterlagen. Jedoch waren sie so stark, dass nicht einmal die Älteren Götter sie vollständig besiegen konnten, sie konnten sie nur verbannen.
Soviel zur Einleitung. Ich werde das Thema noch einmal aufgreifen, wenn ich ein Fazit über das Buch ziehe, am Schluss.
Story-Titel: Hasturs Rückkehr |
Einige Klauseln im Testament von Amos Tuttle sind so suspekt, dass man sie nicht ausführt. Das Haus des Verstorbenen wird nicht eingerissen, seine seltsamen Bücher werden nicht verbrannt.
Hätte das der Testamentvollstrecker Haddon nur getan. Schon allein die Veränderung an Tuttles Leichnahm hätte ihn darauf bringen können, dass da irgendetwas ganz und gar unnatürliches vor sich geht.
... daß der Körper nicht einer erkennbaren Verwesung anheimfiel, sondern er veränderte sich auf andere Weise: Er wurde von einem unheimlichen Leuchten überzogen, das langsam dunkler wurde, bis der Leib beinahe ebenholzartige Färbung angenommen hatte. Das Fleisch an den geschwollenen Händen und dem Gesicht wurde schuppig. Auch die Form des Körpers veränderte sich; er schien länger zu werden und nahm ein seltsam Lurchartiges Aussehen an, und aus dem Sarg drangen nun fischartige Ausdünstungen.
Klingt nicht gut, oder? Dazu kommen seltsame Geräusche ind em Haus, das man, wenn es nach dem Willen des Verstorbenen ging, unbedingt hätte einreißen müssen: Ein schwammiges, gallertartiges, platschendes Geräusch, hinter dem eine so gewaltige Masse steckte, daß die Erde erbebte.
Der Erbe, Paul Tuttle, scheint sich ebenfalls zu verändern. Er beginnt die Forschungen des Verstorbenen aufzunehmen – und stößt dabei auf eine Quittung, nach der sein Onkel für ein bestimmtes Manuskript hunderdtausend Dollar zahlte und ein Versprechen gab: Eine Zuflucht zu bereiten für ihn, dessen Namen nicht genannt werden darf.
Damit ist allerdings nicht Lord Voldemort gemeint, sondern Hastur, der Unaussprechliche.
Dieses Versprechen konnte jedoch nicht eingelöst werden, weil kurz zuvor die Bombardierung des Teufelsriffs vor Innsmouth eine Menge Kreaturen heimatlos machte, und einige von ihnen suchten Zuflucht im Lewiston House
Diese Geschichte enthält all die klassischen Lovecraft-Zutaten: Ein seltsames Erbe, verbotene Bücher, Andeutungen von Schrecklichen Ereignissen, die monströse Verwandlung des Leichnahms, das unheimliche Patschen eines gigantischen Wesens. Echt klasse!
Sehr schön sind auch die direkten und indirekten Anspielungen auf Cthulhus Ruf.
In einer Handschrift befindet sich eine Unterstrichene Zeile: Ph’nglui mglw’nafh Cthulhu R’lyeh wagah’nagl fthagn (In seinem Haus in R’lyeh wartet träumend der tote Cthulhu)
Die Anmerkung dazu: Seine Häscher bereiten ihm den Weg; träumt er nicht mehr? (WT. 2/28)
Später wird eine weitere Beschwörung zitiert: Iä! Iä! ... Shub Niggurath ... Ugh! Chthulhu fhtagn! Iä! Iä! Chthulhu! Aber diese Mitschrift wird noch einmal korrigiert. Plötzlich heißt es Cthulhu nafhtagn!, worin eine Verneinung vermutet wird: Cthulhu wartet nicht mehr im Traum!
Allein diese Beschwörungen finde ich höchst interessant, denn das sind die Art Anspielungen, die ich an Mythos-Geschichten liebe!
Handlungsorte: Lewiston House (in der Nähe von Aylesbury und Innsmouth), Arkham (Friedhof)
Die Großen Alten / Dienerrassen: Hastur, Cthulhu
Erwähnte Große Alte: Der Große Cthulhu, der See von Hali, Tsathogua, Yog-Sothoth, Nyarlathotep, Azatoth, der Unaussprechliche Hastur, Yuggoth, Aldones, Thale, Aldebaran, die Hyaden, Carcosa
Bücher vor Ort: Ludwig Prinns De Vermis Mysteriis, Comte d’Erlettes Clutes de Goules, Von Junzts Unaussprechliche Kulte, Das schreckliche Book of Eibon (Fragmente) und den ungeheuerlichen R’lyeh-Text, das Necronomicon (aus der Miskatonic Universität entwendet)
Erwähnte Bücher: Weird Tales vom Februar 1928
Story-Titel: Die Ziegenmelker in den Bergen |
Nachdem sein Vetter Abel Harrop verschwunden ist, zieht der Ich-Erzähler Dan Harrop in die alte Hütte in den Bergen. Eine Frage des Prinzips, nicht der Zuneigung. Durch diese Bemerkung werden wir schon einmal darauf eingestimmt, dass der Verschwundene eine Art Sonderling war, und das wird auch bestätigt, denn seine Aufzeichnungen passen genau in das Schema: Weil er zu neugierig war, fand er etwas, das nicht gut für ihn war.
Das trifft aber auch auf den Erzähler zu. Er erkennt ganz richtig, dass die Einheimischen und sogar die Polizei nichts mit dem Fall zu tun haben wollen. Es werden ein paar Andeutungen gemacht, dass die von Drüben ihn geholt hätte.
Dan liest nun in den Büchern des Verschwundenen, und eine Passage sogar laut: Llllll-nglui,nnnnn-lagl,fthagn-hagh, ai Yog-Sothoth!
In den folgenden Nächsten streift etwas Unsichtbares über die Felder und reißt das Vieh. Menschen verschwinden. Und Dan bemerkt, dass er schlafwandelt ... gleichzeitig träumt er von Basalruinen aus schwarzem Stein deuten etwas Entsetzliches an. In den Träumen sieht er sich als Diener der Großen Alten ist dazu bestimmt, sie zu mästen, bis sie aus den Dimensionen ihrer schrecklichen Welt herauswachsen konnten.
Was die Wesen angeht, welche diesen Traum bevölkerten, so weiß ich nur noch, daß sie keine feste Form besaßen, gigantisch groß waren und tentakelige Auswüchse hatten, mit denen sie sich fortbewegen und Dinge ergreifen und festhalten konnten; außerdem waren diese Auswüchse in der Lage, sich zurückzubilden und an anderer Stelle wieder hervorzuschießen. Das waren die Bewohner der monolithischen Gebäude; viele von ihnen waren schlaftrunken und wurden von fötusartigen, weitaus kleineren Wesen umsorgt, die ebenfalls die Form ändern konnten. Sie hatten eine schreckliche, pilzgraue Farbe, die keineswegs wie Fleisch aussah.
Die Ziegenmelker sind schon ein guter Hinweis. Sie tauchen in einigen von Lovecrafts Geschichten rund um Dunwich auf. Die dort lebenden Whateleys werden gesondert erwähnt, wie Insider wissen, ein altes Hexengeschlecht.
Handlungsort: abgelegenes Haus (in der Nähe von Aylesbury)
Die Großen Alten / Dienerrassen: Yog-Sothoth, Cthulhu
Erwähnte Große Alte/ Dienerrassen: Cthulhu, Hastur, Nyarlathotep, Shub-Niggurath, Mi-Go, Tscho-Tscho, die Tiefen, Schoggoten, Voormis, die große Rasse von Yith
Bücher vor Ort: Cultes des Goules von Comte d’Erlette, De Vermis Mysteriis von Dr. Ludwig Prinn, Lully Ars Magna et Ultima, die Pnakotischen Manuskripte, der R‘lyeh-Text, von Junzts Unaussprechliche Kulte – namenloses Buch (das die Abschriften diverser Bücher enthält)
Erwähnte Bücher: -
Story-Titel: Etwas aus Holz |
Der Musiker und Kunstkritiker Jason Wector verschwindet spurlos. Er war ein Sammler von primitiver Kunst, wobei dort neben den Arbeiten diverser Südseevölker auch die des Clark Ashton Smith erwähnt werden (Ein Insidergag: Der mit Lovecraft und Derleth befreundete Autor fertigte tatsächlich auch Skulpturen an, Fotos davon sind im ersten Band seiner Gesammelten Werke abgebildet). Der Erzähler beschenkt den Sammler mit einer auf dem Flohmarkt erstandenen Holzfigur, eine Art Basis-Relief, das eine tintenfischartige Kreatur zeigte, welche aus einen zerbrochenen monolithischen Gebäude irgendwo auf dem Meeresboden hervorkroch.
Auf dem Sockel war der uns bekannte Text Ph’nglui mglw’nafh Cthulhu R’lyeh wagah’nagl fthagn! eingraviert.
Der Kunstkritiker verfällt nun dem Wahnsinn, was sich besonders auch in seinen Kunstbesprechungen zeigt, die plötzlich von seltsamen Vergleichen wimmeln, mit Kunststücken oder Musiken, die noch nie ein Mensch gesehen bzw. gehört hat...
Und der Große Cthulhu! Oh diese Wunder; diese Schönheit! Ah, dieses Grauen, dieses Böse! Und diese Unausweichlichkeit!
(...)
Wenn mir etwas passiert, nehmen Sie das Schnitzwerk an sich – Sie wissen, welches ich meine -, beschweren Sie es und werfen Sie es ins Meer; falls möglich irgendwo vor Innsmouth!
Diese Geschichte ist ganz uns gar Cthulhu gewidmet, wobei jedoch die häufige Erwähnung einer unirdischen Musik so einige Assoziationen in Richtung Erich Zann aufkommen lässt.
Handlungsort: Boston
Die Großen Alten / Dienerrassen: Cthulhu
Erwähnte Große Alte: -
Bücher: -
Erwähnte Bücher: Es werden keine Titel benannt, aber es wird erwähnt, dass Wector in der Arkham Universität seltene Bücher einsah, und in der Widener-Bibliothek einige entwendet hat.
Story-Titel: Der Sandwin-Pakt |
Vetter Eldon ruft den Erzähler zur Hilfe. Geldmangel habe seinen Vater aus dem haus getrieben, nun sei er zwar wieder da, habe sich aber schrecklich verändert. Er sei schwermütig geworden und habe vor irgendetwas entsetzliche Angst.
Wie der Titel schon vermuten lässt, haben die Sandwins einen Pakt geschlossen, den jedoch Onkel Asa brechen möchte. Er murmelt, er habe sie überlistet ... dass er sich ständig in Gefahr wähnt, lässt allerdings vermuten, dass ihn das nicht wirklich gelungen ist.
Die Nase war klein, kaum zu sehen, und stand im Kontrast zu den abnorm großen Augen, deren erster Blick jeden Betrachter verwirrte. Außerdem schienen die Augen aufgrund der dicken Brillengläser weit hervorzutreten.
(...)
Sein Mund war einzigartig breit und dünn; er hatte keine dicken Lippen, wie man bei einem so breiten und schwerem Mann annehmen könnte, doch die Mundbreite betrug erstaunliche zehn Zentimeter.
(...)
Er machte einen seltsam Krötenhaften Eindruck, und schon zu unseren Kindertagen hatten wir ihm den Spitznamen Der Frosch gegeben, weil sein Gesicht bereits damals eine große Ähnlichkeit mit jenen Geschöpfen besaß.
Diese Beschreibung von Onkel Asa entspricht natürlich dem Innsmouth-Look, und legt nahe, dass sich seine Vorfahren einst mit den Tiefen Wesen gepaart haben. Das wiederum erklärt, warum die Familie über Geld verfügt (die Tiefen Wesen überschütteten ihre Verbündeten traditionell mit Südseegold), und es deutet an, was für ein Pakt einst geschlossen wurde...
Warum nun Asa den Pakt brechen möchte, nun, dass solltet Ihr selbst lesen!
Alles in allem eine hervorragende Geschichte, die den Innsmouth-Mythos weiterverfolgt, denn die Vernichtung des Teufelsriffs und der meisten Häuser der Küstenstadt hat etliche Bewohner heimatlos gemacht. Dass sie durch die sorgfältig geplante und rigoros ausgeführte Militäraktion der Regierung nicht ausgerottet wurden, war jedenfalls zu erwarten.
Da Schatten über Innsmouth zu meinen Lieblingsgeschichten zählt, finde ich an solchen Spielereien großen Gefallen!
Handlungsort: Sandwin House (in der Nähe von Innsmouth und Arkham)
Die Großen Alten / Dienerrassen: Lloigor, die Tiefen Wesen
Erwähnte Große Alte: Cthulhu, Shub-Niggurath, Ithaqua, Zhat, die Tsch-Tscho
Bücher: -
Erwähnte Bücher: Pnakotische Manuskripte, der R’lyeh-Text, das Buch von Eibon, das Necronomicon
Story-Titel: Das Haus im Tal |
Der Künstler Jefferson Bates mietet ein Haus in einem Tal in der Nähe von Arkham und Dunwich. Dass es abgelegen liegt, kommt ihm sehr entgegen, denn er will dort ungestört arbeiten. Dass beinahe alle Möbel auf der Veranda aufgetürmt sind, erstaunt ihn zwar, hält ihn jedoch nicht davon ab, das Haus zu beziehen. Ebenso wenig, dass der letzte Besitzer Seth Bishop darin einen Mord begangen hat.
Die Büchersammlung des Hauses besteht hauptsächlich aus Gartenratgebern.
Ich warf einen raschen Blick in zwei oder drei von ihnen und stellte fest, daß sie für den modernen Gärtner völlig wertlos waren, denn sie beschrieben Methoden, mir zum größten Teil völlig unbekannte Pflanzen zu ziehen und zu pflegen – Nießwurz, Mandragora, Nachtschatten, Hexenhaselnuß und andere, und jene Seiten auf denen bekanntere Gewächse behandelt wurden, quollen über vor Legenden und Aberglauben, die in unserer modernen Welt keinerlei Bedeutung mehr haben.
Etwas besonderes stellt jedoch dieses Buch dar:
Seth Bishop sein Buch, oder Außzüge aus dem Necronomicon & dem Culte des Goules & den Pnakotische Manuskripte & dem R’lyeh-Text, eigenhändig abgeschrieben von Seth in den Jahren 1919 bis 1923
Für den Kenner der cthuloiden Phantastik wird allein durch die Nennung dieser Bücher klar, dass Seth Bishop die Großen Alten verehrt, und ihnen wahrscheinlich ein Tor geöffnet hat. Ein Tor, dass wahrscheinlich noch offen steht. Oder, sie ist zumindest nicht gänzlich geschlossen, denn Etwas kann daraus Einfluss nehmen
Jefferson Bates träumt von einer nebelhafte Wolke, die sich im Keller zu einer amorphen Gestalt verdichtet, aus deren Gesicht Fangarme hervorsprießen: Cthulhu.
Er geht der Sache nach und findet einen versteckten Tunnel im Kellergewölbe unter seiner Hütte. Unter Zwang kauft er sich im Dorfladen eine Schaufel, erfährt dabei, dass Seth Bishop ein paar davon verschlissen hat – ohne dass man hinterher gefunden hat, wonach dieser grub.
Jefferson Bates klärt ihn nicht auf, und seine Grabarbeiten erledigt er im Schlaf. So wie er fortan viele Dinge tut, unter Einfluss, ohne sich später daran erinnern zu können. Oder doch?
... der Eine unten rief nach mir, und jede Nacht stieg ich mit Nahrung hinab – nicht für ihn, denn er nährte sich von etwas, das keinem sterblichen Wesen bekannt war, sondern für jene aus der Tiefe, die ihn begleiteten und in der Höhle aus dem Wasser tauchten. Für meine Augen waren sie wie eine Spottgeburt aus Mensch und Frosch; sie hatten Schwimmhäute an den Händen und breite, krötenähnliche Münder sowie Kiemen und große Glotzaugen, mit denen sie auch ind en dunkelsten Winkeln Seines Schlafplatzes unter dem gewaltigen Meer sehen konnte.
Doch die Nachbarn wollen das nicht hinnehmen. Sie rottens ich zusammen und brennen das Haus nieder, mit allem, was darinnen ist – und dann machen sie Jefferson Bates den Prozess. Er will ihnen klarmachen, dass nicht er das Vieh und die verschwundenen Menschen tötete, dass das die anderen waren (Die Erzählung ist praktisch seine Verteidigungsrede), aber wer sollte ihm das glauben? Wer will ihm das glauben?
Diverse Bücher werden gerne von den Autoren cthuloider Literatur gebraucht. Natürlich das Necronomicon. Lovecraft hat in seinem Essay über das Necronomicon festgehalten, dass das Buch von so ziemlich allen Religionen verboten wurde, und dass man es verbrannte, wo immer man ihm habhaft werden konnte. Nur wenige Exemplare haben sind erhalten geblieben, und sie werden in verschiedenen Museen und Universitäten weggeschlossen. Zwar schließt Lovecraft nicht aus, dass es vereinzelt Bücher im Privatbesitz – doch die Häufigkeit, wie das Buch in diversen Geschichten auftaucht, ist Unglaubwürdig.
Deswegen ist es schön, wenn ein Autor auf Abschriften des Necronomicons und anderer seltener Bücher zurückgreift.
Ansonsten weist diese Erzählung bemerkenswerte Parallelen zu Die Ziegenmelker in den Bergen auf, sowohl was den Handlungsort, als auch die Verstrickung des Protagonisten in die Kulthandlungen angeht. Trotzdem, beide Geschichten sind lesenswert!
Handlungsort: Das Haus im Tal (in der Nähe von Arkham und Dunwich)
Die Großen Alten / Dienerrassen: Cthulhu; die Tiefen Wesen
Erwähnte Große Alte: Azathoth, Yog-Sothoth, Hastur. Lloigor, Zhar, Ithaqua, Nyarlathotep, Shub-Niggurath
Bücher vor Ort: Seth Bishop sein Buch, oder Außzüge aus dem Necronomicon & dem Culte des Goules & den Pnakotische Manuskripte & dem R’lyeh-Text, eigenhändig abgeschrieben von Seth in den Jahren 1919 bis 1923
Erwähnte Bücher: Das Sechste und Siebte Buch Mosis
Story-Titel: Das Siegel von R‘lyeh |
Mein Großvater väterlicherseits, den ich niemals außerhalb eines abgedunkelten Zimmers sah, sagte oft zu meinen Eltern:“ Haltet ihn vom Meer fern!“ Als ob ich einen Grund gehabt hätte, Wasser zu fürchten! Im Gegenteil, es zog mich immer magisch an.
Doch dann stirbt der Großvater und der Ich-Erzähler, ein junger Mann mit dem Familiennamen Phillips fährt nach Innsmouth, um dort sein Erbe anzutreten.
Doch in Innsmouth hat sich einiges Verändert, nachdem die Regierungstruppen viele Häuser niederbrannten und etliche Bewohner der Hafenstadt in Gewahrsam nahmen. Aber es gibt noch immer ein paar vereinzelte Mitglieder der alteingesessenen Innsmouth-Familien, wie die seltsam fischig anmutende Ada Marsh, die unseren Erzähler jedoch auf seltsame weise erregt:
Sie war keine gutaussehende Frau, wirkte aber genau wie mein Onkel merkwürdig anziehend auf mich, wie sehr sie andere Leute auch abstoßen mochte. Ihr breiter, plattlippiger Mund hatte einen gewissen Charme, und ihre unleugbar kalten Augen wurden in meiner Gegenwart oft sehr warm.
Ada bietet sich ihm als Haushälterin an, aber anscheinend nur, um im Haus nach etwas Bestimmten zu suchen. Zumindest ertappt sie Phillips dabei, dass sie seine Bibliothek durchstöbert.
Was sie sucht, will sie ihm nicht sagen – aber er vermutet, dass es das Tagebuch seines Onkels sein könnte, das er zufällig findet. Und dessen Inhalt, gelinde gesagt, unglaublich ist...
In seinem Roman Schatten über Innsmouth erzählt H. P. Lovecraft von Käptn Marsh und seinen Matrosen, die in der Südsee Kontakt zu einer Rasse von Fischmenschen hatten, und verschiedenen Pakten, welche sie mit ihnen schlossen. Fisch und Gold wechselten den Besitzer, und die Tiefen Wesen verlangten dafür Menschenopfer und Paarungen. Für letztere waren die Menschen zuerst nicht bereit, aber dass die Tiefen unsterblich waren und ihre Nachkommen es auch sein würden, änderte dies.
Nachdem die, die sich dem Kult verweigerten, ausgerottet waren, machte sich der Innsmouth-Look breit. Die Bewohner der Stadt nahmen ein immer mehr krötenähnliches Aussehen an, bis sie dann ganz mutierten und zurück ins Meer gingen, um dort ewig zu leben, und Cthulhu und Dagon zu dienen.
Das genetische Erbe der Tiefen Wesen ist es, mit der diese Geschichte spielt. Auf hervorragende Weise. Denn wie kann man von dem Bösen davonlaufen, wenn es im eigenen Blut verborgen liegt?
Diese hervorragende Erzählung bietet den Abschluss eines überaus interessanten Buches.
Handlungsort: Innsmouth
Die Großen Alten / Dienerrassen: die Tiefen Wesen
Erwähnte Große Alte: der große Cthulhu, Yog-Sothoth, Ithaqua, Lloigor, Cthuga, Azathoth, Hastur, Shub-Niggurath; die Dohle, die schrecklichen Schneemenschen Tibets, die Shantaks
Bücher vor Ort: die Sussex-Fragmente, die Pnakotischen Manuskripte, das Culte des Goules des Comte d’Erlette, das Buch von Eibon, von Junzts Unaussprechliche Kulte
Erwähnte Bücher: -
August Derleth hat in den hier enthaltenen Geschichten versucht, Lovecrafts Stil nachzuahmen, indem er genau die Elemente einsetzt, die auch sein großes Vorbild eingesetzt hätte. Damit hat er der schrecklichen Welt der Großen Alten einige weitere faszinierende Puzzlestücke hinzugefügt!
Allerdings wäre es Lovecraft wohl nicht eingefallen, den Großen Cthulhu in einem Dunwich-Szenario auftauchen zu lassen. Bei ihm spielte Cthulhu sowieso nur eine untergeordnete Rolle. Deleth rückte ihn in den Mittelpunkt des Mythos (zumindest in den Geschichten, die ich auf deutsch gelesen habe – und es ist leider nur ein Bruchteil seines literarischen Schaffens übersetzt worden!). er erklärt das durch ein unendliche Höhlensystem, welches mit dem Maar verbunden ist, und in den meisten Fällen funktioniert das auch. Das unendliche Grauen, dass unter unseren Füßen lauert, schafft eine Atmosphäre, die der Horrorleser zu schätzen gelernt hat!
Später wird Derleth den Kampf den Großen Alten und den Älteren Göttern als Motiv des ewigen Kampfes zwischen Gut und Böse interpretieren, wobei er den Sturz der Großen Alten gerne mit dem Sturz Luzifers aus dem himmel vergleichen wird. Das steckt hier noch in den Anfängen, wird jedoch durch ein Zitat aus Der Sandwin-Pakt belegt:
Die ältesten von allen, die sogenannten Älteren Götter, die Mächte des Guten, waren namenlos, doch die anderen waren mit unheimlichen und schrecklichen Namen belegt: Cthulhu, der Anführer der Mächte des Wassers, Hastur, Ihaqua und Lloigor, welche die Mächte der Luft befehligten, sowie Yog-Sothoth und Tsathogua, die Mächte der Erde.
Wir sehen hier auch schon einen Versuch, die Großen Alten den Elementen zuzuordnen, was nur teilweise gelingen wird, da eine solche Einteilung von HPL nie vorgesehen war.
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