Titel: Der kleine Vampir Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Der kleine Anton bleibt desöfteren alleine zuhause, während seine Eltern ins Theater oder Kino gehen. Die Zeit vertreibt er sich dabei mit der Lektüre von Schauergeschichten. Das verlassene, in der Dunkelheit liegende Haus trägt seinen Teil dazu bei, das sich bei Anton immer ein entsprechend gruseliges Gefühl einstellt. Doch eines Abends ändert sich alles und die bislang in der Fantasie lebenden Monster bekommen einen äusserst realen Hintergrund: Auf seinem Fenstersims sitz ein kleiner Vampir, komplett mit schwarzem Umhang und spitzen Eckzähnen! Anton schlottern die Knie, kennt er doch aus seinen Büchern, was Vampire sind und wovon sie sich ernähren - ist er das nächste Opfer? Doch als sich der kleine Vampir als Rüdiger von Schlotterstein vorstellt und sich mehr für Antons Bücher als für den Jungen selber interessiert, ändert sich das Verhältnis langsam. Fortan bekommt Anton jeden Mittwoch Besuch von Rüdiger, der ihm nach und nach seine Familie vorstellt. Besonders ist hier Rüdigers Schwester Anna zu erwähnen, die sich sofort in Anton verliebt, was bei diesem große Verwirrtheit auslöst? Mädchen? Sind die nicht per se blöde? Und auch noch verliebt! Und zudem auch noch ein Vampirmädchen!
Auch Antons Eltern bemerken den neuen Freund, den Anton als ein ständig im Karneval lebender Schulkamerad vorstellt. Kurzerhand laden die Eltern Rüdiger zum Kaffeetrinken ein - nicht wissend, was ihnen dabei bevorsteht...
"Der kleine Vampir" ist in unzähligen Verfilmungen und TV-Serien dargestellt worden. Auch Bilderbücher, fortsetzende Romane und dergleichen mehr kann man in gut sortierten Buchhandlungen finden. Dabei sind vor allem die Romane von Angela Sommer-Bodenburg empfehlenswert, sprechen sie mit ihrem Stil und Inhalt besonders Jungs zwischen 7 und 12 an. Zwar gibt der Verlag die Zielgruppe altersmässig etwas niedriger an, doch ist es aus eigener Erfahrung etwas schwierig, noch jüngeren Kindern das Konzept eines Vampires so zu erklären, ohne das diese jeden Abend schlotternd im Bett liegen und hinter jedem Vorhang einen Blutsauger zu sehen glauben.
Mit den Grundzügen des Romanes kann sich jeder Junge identifizieren. Anton ist alleine und wünscht sich einen Freund. Das dieser dann auch noch einen gruseligen Hintergrund hat, macht das ganze umso spannender. Auch die entprechenden, etwas tolpatischigen Feinde werden frei Haus mitgeliefert - mit dem Friedhofswärter Geiermeier erscheint der klassische Gegner in einem Kinder/Jugendroman auf der Spielfläche.
Rüdigers Schwester Anna steht für die Verwirrung bezüglich des anderen Geschlechts, das während des Schulkind-Alters von "Spielkamerad" über "Blöd" bis hin zu "irgendwie interessant" wechselt. Anna schwankt hier zwischen allen drei Statusebenen hin und her.
Toll gelungen sind in der vorliegenden Jubliläumsausgabe des Romans die Bilder und Illustrationen von Amelie Glienke. Die Tuschezeichnungen wurden - blutgerecht - mit roter Farbe ergänzt. Ebenso finden sich auch auf vielen Seiten rote Farbtupfer, so das der Eindruck eines recht "blutigen" Buches bei den Kindern noch etwas verstärkt wird. Zusätzlich zu den Illustrationen findet sich in dem schön gebundenen Buch eine Einführungsgeschichte, wie denn Angela Sommer-Bodenfeld den kleinen Vampir Rüdiger von Schlotterstein kennenlernte und dazu kam, dessen Abenteuer niederzuschreiben. Durch die recht große Schrifttype ist das Buch sowohl zum vorlesen als auch zum selberlesen für Schulanfänger geeignet.
"Der kleine Vampir" in der vorliegenden Hardcoverausgabe ist ein sowohl inhaltlich als auch äusserlich wunderschönes Buch, das in keinem Kinderzimmer fehlen sollte. Dank der Aufmachung auch jederzeit als Geschenk geeignet!