Serie / Zyklus: Titel: Der Zorn des Roten Lords Originaltitel: Red Orc's Rage Autor: Philip José Farmer Übersetzer: Usch Kiausch Verlag / Buchdaten: Heyne Besprechung / Rezension von Oliver Faulhaber |
Farmer läßt die Charaktere den "Ebenen"-Zyklus sowie dessen Autor über alle Maßen hinweg loben. Aber okay ... ein etwas objektiverer Einstieg ist vielleicht angebracht.
Die neue Therapiemethode verlangt von den zu Behandelnden, daß sie Farmers "Ebenen"-Zyklus lesen und sich dann einen der dort auftauchenden Charaktere auswählen, den sie gerne verkörpern wollen. Daraufhin muß versucht werden, sich so zu verhalten, wie es die ausgewählte Phantasiegestalt tun würde, man muß also, bildlich gesprochen, mit ihr verschmelzen. Im Laufe der Zeit werden dann alle negativen Eigenschaften des Buchcharakters abgelegt, bis schließlich der ursprünglich Kranke durch die neugewonnenen positiven Eigenschaften geheilt ist.
Das Buch selbst spielt nun in einer (fiktiven) Klinik, in der die oben umrissene Therapiemethode angewendet wird und erzählt von den Erlebnissen des Jim Grimson, einer der in Behandlung stehenden Patienten. Jim ist 14 Jahre alt und sein Leben war hoffnungslos: Arm wie eine Kirchenmaus, von den Klassenkameraden ausgestoßen, einen Vater, der nur den Alkohol liebt, und eine Mutter, die nur hilflos danebensteht. Als an einem Halloween-Abend wieder alles schiefläuft, was nur schieflaufen kann, wird er zur Therapie geschickt.
Dort verliert er seine ursprünglichen Zweifel an der Behandlungsmethode und entscheidet sich, mit dem "Roten Orc" zu verschmelzen, einem Charakter, der mit ähnlichen Problemen wie Jim zu kämpfen hat: der Vater prügelt oft grundlos auf ihn ein und seine Mutter steht mehr (bei Jim) oder weniger (bei Orc) tatenlos daneben. Aber viel wichtiger ist, daß in Orc der gleiche Zorn wie in Jim schwelt, stärker als alle anderen Gefühle.
Orc ist ein Lord, Mitglied einer Rasse, die so weit entwickelt war, daß sie nach Belieben Taschenuniversen schaffen und formen konnten. Im Laufe der Zeit geriet das Wissen darüber jedoch in Vergessenheit, so daß plötzlich ein Kampf um die begrenzte Anzahl an Welten entbrannte. Trotz ihres Entwicklungsstandes werden die Aktionen der Lords noch immer von Neid, Haß und Gier geleitet, Inzest und Ehebruch sind an der Tagesordnung.
Als Orc, in dem noch eine Spur Mitgefühl existiert, einen Tages im Zorn seinen Vater umzubringen versucht, wird er von diesem auf die "Unerwünschte Welt" ins Exil geschickt, einer unwirtlichen Welt voller Gefahren. Nach vielen Abenteuern, immer besessen von dem Gedanken, sich zu rächen und seinen Vater zu töten, findet er den Weg zurück und beginnt den Krieg gegen seinen Vater.
All diese Abenteuer erlebt Jim mit, indem er auf mystischem Wege in die Welt Orc's reist und dort alle Sinneswahrnehmungen und Empfindungen Orcs teilt. Seine anfängliche Verehrung von Orcs Mut und Entschlossenheit wandelt sich im Laufe des Buchs in einen unbeschreiblichen Ekel vor Orcs Gewalttätigkeit.
Er kann, als er erkennt wie unangemessen Orcs Zorn auf seinen Vater ist, endlich auch seinen eigenen Zorn überwinden und seinem Vater verzeihen.
Urteil: Wieso das Buch im SF-Genre eingeordnet wird, ist mir unverständlich. Die Abenteuer Orcs sind nahezu reines Fantasy und die Erlebnisse Jims in der Gegenwart haben mit Science Fiction ebenso nichts zu tun.
Subjektiv gesehen ist das Buch gar nicht einmal sooo schlecht, doch strotzt es vor Mystizismus. Würde Jim nicht teilweise die Fähigkeiten Orcs erlernen, könnte man die Tatsache, daß im Buch die wirkliche Existenz der "Welt der Tausend Ebenen" propagiert wird, als bloßes Stilmittel Farmers interpretieren, um zu zeigen wie ein Patient die Therapie erlebt - doch so ist diese Auslegung nicht zu vertreten.
Bewertung: 4 von 10 Punkten