| Band 1 und 2 der Frank-Braun-Trilogie Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Hauptfigur aller drei Romane ist der Schriftsteller Dr. Frank Braun, praktisch Hanns Heinz Ewers als literarische Figur.
Der Zauberlehrling oder Die Teufelsjäger (1909)
Die hier geschilderten Begebenheiten beruhen auf der rauen Wirklichkeit - und passen damit so gar nicht zum Zeitalter des Jugendstils. Dr. Frank Braun trifft in einem Tiroler Bergdorf eine religiöse Sekte von Teufelsaustreibern. Ihnen kann er eine Zeit lang vormachen, Wunder zu wirken. Doch bald gerät die Sekte ihm außer Kontrolle. Er will sich von ihr lossagen, doch sein Fluchtversuch wird aufgedeckt und misslingt gründlich. Was nun folgt, sind sadomasochistische Ausgeburten und religiöse Perversitäten, denen er sich durch eine erneute Flucht erfolgreich entziehen kann.
Alraune (1911)
Alraune ist die Geschichte einer schönen, aber auch gleichzeitig künstlich erschaffenen Kindfrau. Alraune ist wohl der erfolgreichste Roman von Hanns Heinz Ewers. Mehrfach verfilmt ist er bis heute ein zeitloser Roman. Die in Bonn spielende Erzählung rankt sich um ein amoralisches Wesen, dem alle Männer verfallen. Wer sich der Kindfrau hingibt, ist verloren, und nur wer imstande ist, Alraune zu beherrschen, ist seines Glückes Schmied. Frank Braun ist der gedankliche Vater der Alraune, während sein Onkel in Bonn, Geheimrat ten Brinken, ihre Erschaffung in die Wege leitet. Frank Braun hat eine leidenschaftlich-schwülstige Liebschaft mit ihr. Frank Braun (oder besser Hanns Heinz Ewers) träumte die Erschaffung einer Frau, die ganz den Vorstellungen des Mannes entspricht. Die Traumfrau, die ihm alle, aber auch wirklich alle Wünsche erfüllt, der Traum endgültiger sexueller Ekstase. Wer könnte schon behaupten, dies wirklich einmal erlebt zu haben? Ihrer Natur folgend, trachtet Alraune auch dem Lebemann Braun nach dem Leben. Allerdings kann sich Frank Braun der mondsüchtig schlafwandelnden Alraune recht einfach entledigen.
Band 3 der Frank-Braun-Trilogie, Vampir, ein verwilderter Roman in Fetzen und Farben (1921) ist in diesem Band nicht enthalten.
Hans Heinz Ewers beschreibt in seiner Frank-Braun-Trilogie seinen Menschheitstraum so, als ob alles Wirklichkeit werden könnte. Unabhängigkeit, damit einhergehend Sex wie Man(n) ihn mag, Macht über die Frau, weil von der Mutter-Frau-Geliebten bedroht und gleichsam verführt, den Mensch, die Natur und, daraus sich ergebend, die Gottwerdung. Für ihn ist der Mensch ein Wesen, das auf sich selbst gestellt, aber auch gleichzeitig seinen eigenen Begierden ausgeliefert ist. Ewers war eine der schillerndsten Figuren des Literaturbetriebes Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Als Leser betrachte ich Hanns Heinz Ewers als einen Mann, der vielseitig interessiert war. Allerdings fehlte ihm ein fester Bezugspunkt. In seinem Leben ließ er nichts aus. Weder seine homophilen Eigenschaften noch seine Experimente mit Alkohol und Drogen noch den Sex mit seinen Frauen. Er war zeitweise mit einer Jüdin befreundet und half während seiner Zeit seinen jüdischen Freunden, so weit er konnte. An seinem 60. Geburtstag wurde er von Adolf Hitler persönlich in die NSDAP aufgenommen. 1932 schrieb er im Auftrag der NSDAP zwei Bücher, die aber nicht sonderlich gefielen. Wenig später wurde ihm ein Schreibverbot verhängt und seine Bücher verboten. Nach dem Krieg fiel er dann schnell dem 'Vergessen' anheim. Andererseits schrieb er über eine jüdisch-arische Kulturnation, was ganz und gar nicht im Sinne der Nationalsozialisten sein konnte. Neben seinen jüdischen Freunden hatte er auch Kontakte zum Anarchisten Erich Mühsam, zu Gerhart Hauptmann oder Max Reinhardt. Hanns Heinz Ewers ist ein Autor, der vielseitig war, aber genauso zeitkritisch. Liest man seine Romane nicht nur zur Unterhaltung, sondern blendet die damalige Zeit ein, findet man gerade im dritten Band der Frank-Braun-Trilogie das Judentum wieder, das sich dem Deutschtum unterwirft. In der Szene, wo die Jüdin dem Vampir Frank Braun ihr Blut gibt und stirbt, während der Deutsche gestärkt weiterlebt. Man kann es aber auch anders bezeichnen, der Deutsche ist der Tod des Judentums. Sicherlich kann man in seinen Werken vieles wiederfinden, wenn man will. Aus diesem Grund verweise ich auf das Nachwort von Wilfried Kugler, der sich wesentlich intensiver mit Hanns Heinz Ewers auseinander setzte.
http://www.amazon.de/dp/3899965051/?tag=fictionfantas-21