Reihe: Mythgarthr, 2. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Wer den ersten Band gelesen hat wird sich freuen, dass der zweite und abschließende Teil nahtlos die Handlung weiterführt. Wer den ersten Teil nicht kennt schafft es aber recht einfach, sich in die Handlung einzulesen.
Sir Able durfte nach seinem Tod im Kampf gegen den Drachen Gengram in den Götterhimmel Skai. Lange Zeit konnte er dort bleiben, sammelte Erfahrung und Wissen und konnte gewisse Gaben erlernen. Seine magischen Fähigkeiten sind inzwischen immens gewachsen. Als er sich seiner großen Liebe Disiri erinnert, bittet er den Göttervater darum, wieder nach Mythgarthr entlassen zu werden. Seine magischen Kräfte werden eingeschränkt, doch selbst diese sind noch stark genug, eine Welt aus den Angeln zu heben. Daher wird er ein Gelübde ablegen müssen, diese Kräfte nie einzusetzen. Als er endlich in Mythgarthr ankommt, stellt er fest, dass zwanzig Jahre vergangen sind.
Doch der Roman beginnt nicht mit Sir Able. Ganz im Gegenteil: Zuerst werden sein Pferd, sein Hund, sein Sattel und seine Satteltaschen erwähnt. Vielleicht nicht ganz. Es handelt sich um den Burschen Toug. Er kommt zum Lord und dessen Tochter, um sich anzubieten. Toug will in die Fußstapfen von Sir Able treten. Toug will Ritter werden, mit einem Schild und einem Greif drauf.
Sir Able erreicht als mächtiger Zauberer das Land und muss doch wieder als einfacher Krieger gegen seine Gegner antreten. Doch diesmal ist er kein unbedarfter Fremder mehr. Er kennt das Land besser als manch ein Einheimischer. Er kennt seinen Platz und ist auf einer Vermittlungsreise. Er gerät in das Land der Frostriesen und muss sich mit Heimtücke und Verrat herumärgern; zudem beschäftigen ihn Kämpfe gegen die Drachen von Muspel und die Frostriesen aus dem wilden Land. Seine Mission scheint zu scheitern und seine Freunde in Gefahr zu bringen.
Mit dem zweiten Band verbesserte sich Gene Wolfe erheblich. Aus dem staunenden Sir Able, der alles als Wunder betrachtete, wird ein Mann. Der Schriftsteller zeigt eine neue Seite an Sir Able. Ein neuer Sir Able entstand. Herr Wolfe arbeitet etwas mehr mit Wortspielereien. Able = tüchtig, Skai = Sky = Himmel, Toug = Tough = Unnachgiebig und andere mehr. Mit dem neuen Roman versucht er einen etwas geänderten Weg zu gehen. Manchmal fehlt das Staunen, manchmal zieht sich der Roman ein wenig in die Länge, dann wieder überwiegt die Spannung. In der letzten Zeit gefällt mir der Verlag Klett-Cotta sehr gut. Die Auswahl an Autoren zeigt, dass die Qualität wieder in den Vordergrund gestellt wird. Die Abteilung Hobbitpresse tritt aus dem Schatten des allgegenwärtigen J. R. R. Tolkien, ohne ihn zu verdrängen. Statt dessen finden sich hier einige sehr gute Autoren zusammen.