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Titel: Der weiße Falke Eine Rezension von Doreen Below |
Kurzbeschreibung:
Seit der Weiße Falke in Zona gesichtet wurde, kursieren Gerüchte über ihn: Seine Fähigkeiten seien überaus groß und gefährlich. Er soll nicht aus einem Ei geschlüpft, sondern von einer machtvollen Hexe aus dem weißen Sand der geheimnisvollen Tribata-Felsen erschaffen worden sein. Aber ist er wirklich unsterblich? Dies herauszufinden wird zur Aufgabe von Elowé, einer jungen Elfe aus einem kleinen Dorf. Denn ausgerechnet sie wurde zur neuen Herrin des Zaubervogels auserwählt. Schon bald muss sie erfahren, welche Gefahren damit verbunden sind: Nurion, ein grausamer und mächtiger Magier, ist schon lange hinter dem Falken her, um ihn für seine eigenen Zwecke zu missbrauchen. Und dann sind da noch Prinz Aaras und sein Ratgeber Findâri, die ebenfalls ein ungewöhnlich großes Interesse an dem Falken und seiner jungen Herrin haben.
Zitat:
"Silberfeder?"
"Elowé!", antwortete er überaus erleichtert.
"Es tut mir leid, dass ich mich nicht bei dir gemeldet habe. Ich war heute im Schloss. Das war wirklich toll!"
"Dann ist alles in Ordnung. Was hast du im Schloss erlebt?"
"Der Ratgeber des Prinzen, Findâri, hat mit mir den Schwertkampf trainiert. Er ist sehr nett und humorvoll und er sieht gar nicht schlecht aus; eigentlich recht attraktiv."
"Oh Elowé! Du schwärmst ja richtig. Du bist doch nicht etwa verliebt, oder?", meinte Silberfeder erheitert. "Das habe ich nicht gesagt! Und außerdem ... na ja ..." (Seite 104)
Meine Meinung:
Oh je! Das Cover zu Der weiße Falke ist absolut keine Augenweide (passt allerdings zum Inhalt). Ergo war es wohl die Kurzbeschreibung, die mich spontan ansprach und zum Debütroman von Anna-Lena Wagner greifen ließ. Ein etwas verspäteter Blick auf die Autoreninfo genügte und mir wurde prompt bewusst, dass ich meine Erwartungen evtl. nicht allzu hoch anlegen sollte. Zu Recht! Denn man merkt diesem Fantasy-Märchen sofort an, dass es einer (wie soll ich sagen?) recht kindlichen bzw. jugendlichen Feder entstammt – im Alter von dreizehn Jahren beendete die noch recht junge Autorin ihr Erstlingswerk.
An dieser Stelle soll keinesfalls behauptet werden, dass es sich hierbei um ein schlechtes Buch handelt. Eher würde ich die Zielgruppe etwas tiefer anlegen und von einer interessanten Idee, aber einer teils unausgereiften Umsetzung, sprechen – süß, kitschig und vorwiegend für Mädchen gemacht eben (anspruchsvolle Fans der High Fantasy könnten sich da etwas grämen).
Phantasievoll und mit einfachen Worten katapultiert die Autorin den Leser in eine Welt, in der verschiedenartige Elfen, telepathisch veranlagte Tiere, eine lausige Spionin und ein machthungriger Magier daheim sind … um nur einige der Wesen/Nebencharaktere zu nennen, die einem auf knapp 300 Seiten begegnen. Hinter der Idee steckt eine liebevolle Ausarbeitung, wie man feststellt, wenn man die ersten Seiten aufschlägt und eine Karte der fiktiven Welt um die Ländereien Slephir und Zona vorfindet. Nicht weniger kreativ ging es bei der Wahl der Fantasy-Namen zu, die für meinen Geschmack etwas zu viel waren. Lernt man doch gleich zu Beginn reichlich involvierte Figuren kennen, die sich in kurz gehaltenen Kapiteln, Abschnitten sowie Dialogen gegenseitig misstrauen, freundschaftlich die Hand reichen oder infolge eines flüchtigen Blickes in Liebe entbrennen (ohne es zu ahnen natürlich). Unterdessen wird mit Vorliebe die Schnellspultaste gedrückt. Vorteil: es wird selten langweilig. Nachteil: die zahlreichen Weltenbewohner (gelegentliche Perspektivenwechsel in der 3. Person) erscheinen mitunter unnahbar und manche Entscheidung wird, so könnte man munkeln, im Schlaf getroffen.
Im Mittelpunkt befinden sich u. a. die junge, mutige Elfe Elowé und der attraktive, gutmütige Thronfolger Aaras, dem eine magische Gabe innewohnt. Was die Verbindung der beiden betrifft, ist man rasch im Bilde, wie sich ihre Gefühle füreinander entwickeln werden und wo das alles letztendlich hinführen könnte. Obendrein schreitet die Story derart geschwind voran, dass ich mitunter schon Schmunzeln musste, weil ihre aufkeimende Liebe überhaupt nicht romantisch, dafür aber herrlich niedlich/unbedarft umschrieben wird, wie eine Pusteblume im Wind. Elowés schicksalshafte Bestimmung als Gefährtin des weißen Falken Silberfeder könnte man ähnlich beschreiben. Des Öfteren ist doch der Zufall des Glückes Schmied und die Gespräche zwischen Mensch und Tier versprühen einen mehr als ... na ja ... zuckersüßen Charme. Dass die begnadete Bogenschützin zudem ein Naturtalent ist, wenn es darum geht neue Fähigkeiten (wie z. B. Reiten, Schwertkampf, Gedankenkontrolle) zu erlernen … gehört wohl einfach dazu. Und so gilt es bald, sich dem "furchteinflößenden" Zauberer zu stellen und dabei ein kleines, aber feines Abenteuer zu durchleben.
Man merkt es bereits; Der weiße Falke hat doch mit einigen Schwächen zu kämpfen und gleichzeitig drückt man als Leser gern ein Auge zu, wird einem erst einmal bewusst, wie jung die Autorin tatsächlich ist. Wer zu dieser Lektüre greift, sollte daher nicht zu viel erwarten und sich keinesfalls wundern, wenn sich Probleme quasi in Luft auflösen, einige Handlungsstränge nicht immer nachvollziehbar und die Charaktere durch die Bank etwas blässlich erscheinen. Betrachtet man den Falken jedoch mit weitaus jüngeren Augen, weiß er durchaus zu unterhalten und eine einfallsreiche Geschichte zu erzählen, die ausbaufähig ist und Potential erkennen lässt.
Kurz gesagt:
Während des Lesens unbeschwert durch die Lüfte zu gleiten, dürfte vorwiegend einer jugendlichen Leserschaft gelingen, wie es die sehr junge Autorin mit ihren elf bzw. dreizehn Jahren beabsichtigt haben dürfte. Phantasievoll und zugleich unbedarft schickt sie den Leser in eine magische Welt, in der Prinzen, Elfen und gierige Magier hausen – angehaucht mittels einer zuckrigen Liebesgeschichte, wie sie scheinbar nur einer kindlichen Gedankenkraft zu entspringen vermag. Also bedingt empfehlenswert!