Titel: Der Veteran Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Die Welt, 300 Jahre in der Zukunft. Seit etwa 60 Jahren kämpft die Menschheit einen verlustreichen Krieg gegen eine Alienrasse, über die sie kaum etwas weiss. Während "SIE" einen Planeten nach dem anderen in brutalen und massiven Schlachten für sich gewinnen können, werfen die Menschen alles, was ihre Zivilisation hergibt, in diesen Krieg. Entsprechend hat sich die Gesellschaft gewandelt. Hinzu kommen noch die Auswirkungen eines großen Religionskrieges und des Klimawandels. In der Summe gesehen führte das dazu, das ein Großteil der Menschheit in erbärmlichen Zuständen lebt. Einst mit teuren und multifunktionellen Implantaten ausgerüstete Soldaten vegetieren nun mit ihren abgeschalteten Körperteilen am untersten Ende der Gesellschaft.
Jakob Douglas ist einer dieser Veteranen, die ihren Leib der Armee verschrieben hatten und nun als High-Tech-Krüppel warten, bis ihr Leben endlich zuende ist. Jedoch hat das Schicksal etwas anderes mit Jakob vor: Das Militär reaktiviert den Veteranen und schickt ihn auf eine Mission auf seinem Heimatplaneten. Angeblich sei in England eine Drohne mit einem Alien durch die planetare Verteidigung durchgebrochen und bedrohe nun die Erde. Mit wiederhergestellten militärischen Reflexen, verbesserter Muskelkraft und aktivierten Waffen macht sich die Ein-Mann-Kampfmaschine Jakob Douglas auf den Weg.
Natürlich findet er die Spur des abgestürzten Aliens schnell und wird während seiner Suche mit den tiefsten Abgründen der Menschlichkeit konfrontiert. Als er dem gesuchten Körper jedoch gegenübersteht, wird dieser von einer Hure beschützt. Die junge Morag, die sich eigentlich nichts sehnlicher wünscht, statt anzuschaffen als Hacker zu arbeiten, ist davon überzeugt, das Alien habe keine feindlichen Absichten. Im Gegenteil: Es wolle endlich mit der Menschheit kommunizieren und einen Frieden aushandeln.
Jedoch ist eine Kommunikation nicht unbedingt einfach, wenn der militärische Apperat der Erde sich plötzlich gegen einen wendet und man die Flucht antreten muss, um überhaupt zu überleben...
Gavin Smith wird auf dem Buchrücken als "neuer britischer Superstar der SF" angekündigt. Solchen Marktschreierein sollte man immer skeptisch begegnen, weswegen ich schon gespannt auf den Inhalt dieses "Superstar-Romans" war. Grundsätzlich gesagt: Ich bin hin und her gerissen.
Auf der einen Seite schildert Gavon Smith eine bedrückende apokalyptische Welt, die, verursacht durch eigene und aufgezwungene Kriege, am Rande ihrer ökonomischen und ökologischen Existenz steht. Vorherrschend sind in der Gesellschaft - aufgrund des schon lange andauernden Krieges gegen SIE - abgewrackte Cyborgs, deren deaktivierte Sinnesverbesserungen, Extremitätenprothesen oder sonstige Einbauten ihnen das Leben zur Hölle machen. Vergleiche mit der skizzierten Welt von Blade Runner kann man hier durchaus stellen. Erschaudernd folgt man Smiths Beschreibungen, was aus unserer plakativ hochgehaltenen Menschenwürde, unserer Moral geworden ist. Fast schon selbstzerstörerisch geht der Charakter Jakob Douglas mit sich selber um, immer an der Grenze zu einem vielleicht doch erlösenden Selbstmord. Faszinierend ist seine Beschreibung einer dystopischen Welt, die man sich keinesfalls wünschen kann und deren weitere Entwicklung nur noch in einem totalen Zusammenbruch enden kann.
Andererseits wird in diesem Roman das Element der Action sehr hochgehalten - was an und für sich kein Krtikpunkt ist. Jedoch schafft es Smith nicht ganz, die immer wiederkehrenden Kampfszenen so abwechslungsreich zu gestalten, das man nicht von vornherein ein eindeutiges Schema feststellen kann: Kampf / Protagonist stirbt fast / Nebencharakter rettet ihn in letzter Sekunde / Protagonist erholt sich langsam. Das folgt gefühlte zwei Dutzend Male in verschiedensten Umgebungen aufeinander - kein Wunder, das man hier etwas die Geduld verliert und sich ein kürzen des Buches um zwei- bis dreihundert Seiten gewünscht hätte.
Zudem mag ich hier kritisieren, das Jakob als Charakter gut ausgeleuchtet und auch in Flashbacks seine Vergangenheit aufgearbeitet wird, jedoch alle anderen Protagonisten kaum eine persönliche Tiefe erhalten. Selbst die Jakob fast das ganze Buch begleitende Morag bleibt blass und hölzern.
Amüsant das Cover, auf dem sich ein Starfury (Babylon 5) von der Oberfläche Coruscants (Star Wars) entfernt...
"Der Veteran" ist ein Roman, dessen Stilrichtung und Struktur an eine Romanumsetzung eines Computerspieles erinnern. Fans eines derben und actionreichen SF-Romanes mit einem sehr gut dargestellten (post)apokalyptischen Szenario werden ihre Freude daran haben.