Reihe: Gruselkabinett 30 Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
John William Polidori (1795-1821) war Arzt und Reisegefährte des berühmten englischen Dichters Lord Byron. Gerüchten zufolge soll er auch Byrons Geliebter gewesen sein. Ob dies auf Polidori aber tatsächlich zutrifft, ist eine andere Frage. Auf jeden Fall trafen Polidori und Byron am Genfer See Mary und Percy Shelley. Um sich die Zeit zu vertreiben, sollte jeder eine unheimliche Geschichte schreiben. Angeregt wurde diese Idee durch Friedrich Launs "Gespensterbuch", aus dem man sich gegenseitig vorlas. Dieses Spiel führte zu zwei literaturhistorischen Konsequenzen: zum einen verfasste Mary Shelley ihren berühmten Roman "Frankenstein", zum anderen begann Polidori seine Erzählung "Der Vampir" und schuf damit die erste Vampirgeschichte überhaupt. Zugleich schuf er damit die Charaktereigenschaften, die auch heutigen Film- und Buchvampiren anhaften: einen gut aussehenden Gentleman, dem die Frauen scharenweise in die Arme fallen.
Seine unvollendet gebliebene Geschichte handelt von dem jungen Mann Percy Aubrey, der zusammen mit seinem neuen Bekannten Lord Ruthven eine Europareise antritt. Doch während dieser Fahrt kommt ihm der seltsame Lord immer unheimlicher vor. Schließlich trennen sich ihre Wege. Doch insgeheim verfolgt Ruthven den jungen Aubrey und versucht, sein Leben zu zerstören, indem er ihm jedes Mal das nimmt, was er am meisten liebt ...
Marc Gruppe hat aus Polidoris Erzählung ein sehr dichtes, spannendes und unheimliches Hörspiel gemacht, das in der Reihe Gruselkabinett als Nummer 30 erschienen ist. Die Sprecher sind hervorragend, die Musik untermalt die Handlung mit einer eingehenden Dramatik und die Dialoge sind wie immer erstklassig. Wieder einmal aufs Neue zeigen Marc Gruppe und Stephan Bosenius, dass es gelingt, Anspruch und Unterhaltung in eine wunderbare Verbindung zu bringen. Die Idee, klassische Texte der Schauerliteratur als Hörspiele zu bearbeiten, ist schlicht und ergreifend gelungen. - Sehr empfehlenswert!