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Titel: Der Untergang Japans Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Japanische WIssenschaftler unter der Führung von Dr. Tadokoro sind alarmiert. Die Erdkruste unter Japan scheint sich immer schneller zu bewegen. Nach der Theorie der Kontinentalverschiebung gibt es ja Punkte auf der Erde, an denen neues Material vom Erdmantel an die Oberfläche gebracht wird und dafür andere Gegenden, an denen die Kontinentalplatten zum Beispiel sich unter eine andere schieben und im Mantel verflüssigt wird. Der Japanische Meeresgraben ist so eine Stelle, und dort scheinen sich Prozesse, die ansonsten viele Millionen Jahre andauern, rasend zu beschleunigen. Die Inseln Japans werden von einer Reihe von massiven Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüchen heimgesucht. Aufgrund dessen startet die Regierung das D1-Projekt, in dem den geologischen Ereignissen auf den Grund gegangen werden soll. Jedoch kommen immer schlechtere Nachrichten ans Tageslicht. Nicht nur, dass die Bevölkerung Japans schon mit einer Reihe ungewöhnlich starker Naturkatastrophen zurechtkommen musste - es droht der komplette Untergang Japans!
Der Katastrophenfilm von 1973 hat mich in mehrfacher Hinsicht überrascht. Die Story ist durchgängig konsequent und wird nicht durch eine in modernen Filme dieses Genres beliebte Handlung eines Charakters aufgehalten. Gerne genommen werden zum Beispiel Atombomben, die ständig irgendwelchen Erdbeben entgegengeworfen werden und diese angeblich aufhalten. Hier spielt man das zwar geologisch gewagte, aber doch nachvollziehbare Szenario knallhart bis zum Ende durch. Dabei verfolgt man nicht die Machart amerikanischer Katastrophenfilme und lässt das desaströse Ereignis zum Nebenschauplatz verkommen, da nicht eine Vielzahl von persönlichen, möglichst emotionalen Beziehungen reingepackt wird. Ledliglich eine, nur zart angehauchte Liebesgeschichte wird erzählt. Ansonsten dominiert in den Gesichtern einerseits die Fassungslosigkeit über das Ereignis und andererseits der japanische Nationalsinn, die eigene Heimat zu retten. Nihon Chinbotsu erstaunt den Kundigen des Genres mit überraschend leisen Bildern, langen Diskussionsstrecken und der Aufarbeitung von Problemen, die in anderen Filmen, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle spielen. Wohin evakuiert man über 100 Millionen Japaner und welche Probleme bereiten sie den Ländern, die sie aufnehmen? Wie organisiert man so eine Evakuierung und welche Grenzen sind ihr gesetzt? Das sind Themen, denen sich der Film widmet, und das nicht immer in einem Spannungsbogen, jedoch nie uninteressant.
Die Special Effects sind typische japanische Miniaturbauten, die in akribischer und detailfreudiger Weise mit viel Charme zerstört werden - auch hier einen Hingucker wert. In der mir vorliegenden japanischen Fassung mit englischen Untertiteln sind auch verschiedene Szenen enthalten, die mindestens mit FSK 16 einzustufen sind, ob diese in der US-Fassung, welche im Übrigen mit Szenen amerikanischer Schaupspieler ergänzt wurde, oder in der deutschen Veröffentlichung vorhanden sind, kann ich nicht beurteilen.
Unterm Strich ist Nihon Chinbotsu ein Film, auf den man mal ein Auge werfen sollte.
Anmerkung: Unter gleichem Originaltitel startete 2006 ein Remake des Filmes in den Kinos.