Serie: Die Legende von Ash, 4. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die Belagerung von Dijon geht in die Endphase. Die französische Stadt wird von westgotischen Truppen umschlossen, und niemand kann rein oder raus. In der Stadt herrschen Hunger, Krankheit und Not. Dazu kommt der übliche Kriegseinsatz. Ständiger Beschuss der Stadt mit Geschossen und Feuer nimmt den belagerten Bürgern jeden Lebensmut. Die wenigen Verteidiger müssen sich Stunde um Stunde mit dem Tod auseinander setzen. Der Winter scheint nicht enden zu wollen, und während der Stadt von oben mit griechischem Feuer eingeheizt wird, graben sich die Golems unter den Stadtmauern durch. Die Herrscherin von Dijon gibt sich nicht geschlagen, und ihre Anführerin der Truppen steht ihr unverbrüchlich zur Seite. Ash versucht einen Weg zu finden, die Angreifer doch noch irgendwie zu besiegen. Zuerst sieht es jedoch ganz anders aus. Karthago entsendet frische Truppen. Er geht sogar so weit, selbst auf dem Schlachtfeld zu erscheinen. Damit einher geht der Untergang der Hilfe aus Flandern, die den Untergang des kompletten Heeres mit sich bringt. Einzig die Überläuferin Faris aus dem Heer der Karthager scheint einen Lichtblick zu bringen. Ash greift endlich wieder an. Ein Funken Hoffnung zeigte sich ihr, mehr nicht. Sie nutzt ihn aus. Eiskalt. Eines ist ihr jedoch klar, als sie plötzlich die Beweggründe der feindlichen Maschinen versteht. Egal, was sie unternimmt. Entweder wird sie die Geschichte der Menschheit komplett ändern, oder die Menschheit wird untergehen. Letzteres wohl nicht, denn sonst hätte es den ersten Band gar nicht erst gegeben. Das nur mal so nebenbei. Und noch so nebenbei, aber weitaus wichtiger. Hören sie auf bei Seite 563.
Die Legende von Ash ist ein bemerkenswerter Versuch, eine alternative Geschichte durch die Gedankenwelt des Doktor Ratcliffe darzustellen. Der Roman ist ein ungewöhnlicher Fantasy-Roman, der sich mit einer alternativen Geschichte unserer Welt beschäftigt. Mary Gentle studierte Geschichte und versteht es, ihr Wissen so einzusetzen, dass man bereit ist, ihre erfundene Geschichte als gegeben hinzunehmen. Mit den Science-Fiction-Bestandteilen und der veränderten Geschichte ist es kein reiner Fantasy-Roman. Die Mischung ist jedoch so gewählt, dass es ein Roman ist, der immer wieder lesenswert ist. Lebendige Schilderungen, sympathische Figuren, ob nun im Vordergrund stehend oder nur am Rande erwähnt, geschichtliche Pseudo-Wahrheiten und eine fesselnde Handlung. Was will man mehr. Manch einer wird jetzt sagen, ich übertreibe, vor allem weil meine Buchbesprechung zum dritten Band, Der steinerne Golem, so schlecht ausfiel. Ich bleibe dabei. Der dritte Band ist bei weitem der Band, der für mich den schlechtesten Teil darstellt. Aber alles in Allem bleibt es ein gutes Werk.
Vor Jahren erschien der Vierteiler in der weitaus besseren Bibliothek der Phantastischen Literatur als gebundene Taschenbücher. Was bleibt ist die hervorragende Arbeit des Übersetzers Rainer Schuhmacher. Die Legende von Ash im Allgemeinen und Der Untergang Burgunds im Besonderen ist eine überraschende, fesselnde und überzeugende Erzählung. Ein beeindruckender Kurzzyklus oder ein langer Roman.