| Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Das Buch preist einem Philip K. Dick als den Kafka der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts an. Den Beweis zu erbringen, ob diese Aussage stimmt, dürfte schwer sein, aber Philip K. Dick ist ganz ohne Zweifel einer der wichtigsten SF Autoren. Seine Bücher waren wegweisend für das Genre, auch wenn der Autor erst in jüngster Zeit so richtig zu Ehren kommt. Auch Hollywood ignoriert den einstigen Underdog der SF nicht mehr und zeigt reges Interesse an seinen Werken. Das kommt nicht von ungefähr, denn Dicks doppelbödige Geschichten treffen genau den Zeitgeschmack.
Betrachtet man Dicks Werk, so fallen einem Themen auf, die immer wieder anklingen. Es geht um Krieg und Bedrohung und darum, wie das Spießbürgertum damit umgeht. Dabei sparte Dick nicht mit Spot und hielt in seinen frühen Werken in den 50ern und 60ern der Gesellschaft oft seinen ganz persönlichen Spiegel vor. In seinen späteren Werken klangen dann andere Töne an. Dick war fast besessen von der Idee einer falschen Realität. Fast in jedem seiner späteren Werke müssen sich seine Protagonisten mit Scheinwelten oder verzerrten Abbildern unserer Welt auseinandersetzen.
Und noch ein Thema beschäftigt Dick wie kaum einen anderen Autoren: Es geht um Zukunft und die Vorhersage dieser. Und ständig stellt er die Frage, ob das Wissen um die Zukunft diese verändert oder ob sie unveränderbar ist. Zuletzt und der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass Dick zum Ende seines Schaffens hin sich auch stark mit der Suche nach einem Gott beschäftigte und dabei versuchte, eigene Erlebnisse zu verarbeiten.
Das Buch Der unmögliche Planet stellt nun 30 Kurzgeschichten und Erzählungen aus dem Schaffenswerk des Schiftstellers vor. Die Geschichten sind chronologisch geordnet, sodass man sich ein recht gutes Bild von der Entwicklung des Autors Philip K. Dick machen kann. Dabei sind in der Tat sehr viele wichtige Geschichten enthalten, wie Die Kolonie, Erinnerungen en gros, Die Zweite Variante und die meiner Meinung nach beste Geschichte aus dem Buch, Der Minderheiten-Bericht. Unter den Geschichten sind wahre Kurzgeschichten allerdings in der Minderzahl, wenn man davon ausgeht, dass eine Kurzgeschichte immer einen klaren, straffen Spannungsbogen und einen überraschenden Schluss haben sollte. Das Gros der Geschichten sind Erzählungen, die wie Skizzen einer Zukunftsvision wirken. Dabei findet Dick sehr oft einen ungewöhnlichen Einstieg und stößt den Leser schon im ersten Absatz mit scheinbar widersprüchlichen Aussagen vor den Kopf. Darin lag sein ganz eigenes Talent und wie kein anderer konnte er den Wahnsinn als etwas absolut Normales darstellen.
Für mich als Leser, der schon einige Werke von Dick gelesen hat, hinterließ der Werk vor allem zwei Eindrücke: Der Schriftsteller Philip K. Dick wurde durch den dokumentarischen Aufbau der Sammlung greifbarer und seine Entwicklung als Schriftsteller nachvollziehbarer. Es wurde klarer, warum er manches in seinen Werken so oder so verfasst hat. Auf der anderen Seite ist es verhängnisvoll, sich schon zu intensiv mit Dick befasst zu haben. Die Geschichten boten wenige Überraschungen, denn man ist es fast schon gewöhnt, das Absurde und Unerwartete zu erwarten, so dass es einen, wenn es denn so kommt, nicht mehr überrascht. Und doch wird der Genuss der Geschichten dadurch nur wenig geschmälert, denn Dick besticht durch wahrhaft ungewöhnliche Szenarien.
Fazit: Der unmögliche Planet ist ein Buch, das für Einsteiger wie auch für Dick-Experten geeignet ist. Das Buch schlägt einen Bogen von 30 Jahren und deckt mit den Geschichten aus den Jahren 1951 bis 1981 fast die gesamte Schaffensperiode des Autors ab. 8 von 10 Punkten.
Inhaltsübersicht:
Titel (Jahr dt.) | Originaltitel | © Jahr |
Ruug | Roog | 1951 |