Reihe: The Magazine of Fantasy and Science Fiction, Band 98 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Kit Reed - "Rajmahal"
Die vorliegende Kurzgeschichte ist eine Sozialkitik an indischen Verhältnissen. Sally befindet sich mit ihrem Freund George und einer Reisegruppe bei einem Urlaubsaufenthalt. Ziel ist der Wiederaufgebaute Tempel, der jetzt als Hotel dient. Sally hat einen Streit mit George, der mit einer anderen aus der Reisegruppe ein Techtelmechtel hatte. Von Sally wechselt die Erzählung zu dem einheimischen Reiseleiter. Dieser steht zwischen den vergleichsweise reichen Touristen und den armen Einheimischen. Und zu guter Letzt ist da der einheimische Lehrer Tamas. Dessen Kinder laufen den Touristenbussen hinterher, während er sich an Sally heranmacht und den Tag mit ihr verbringt. Gleichzeitig läuft eine Revolution der Bevölkerung gegen die Hotelbesitzer und Touristen.
Die ganze Erzählung enthält keine phantastischen Elemente. Eine sozialkritische Erzählung. Eine gute Erzählung.
Ben Bova - "Der Caféhaus-Putsch"
Ben Bova erzählt in seiner Kurzgeschichte von einem Paar, das in der orientalischen Sierra lebte. Sie waren mit vielen anderen auch Bewohner einer modernen Stadt, die auf die Sonne als Energielieferant zurückgriff. Irgendwann wurde die Stadt jedoch von den 'normalen' Menschen gefunden und angegriffen. Da die dortigen Bewohner moralisch und technisch weiter entwickelt waren als die Menschen, kam es zu einem Krieg. Die Stadt wird nun bereits sehr lange belagert. Der Protagonist und seine Frau wollten nun eine ganz bestimmte Konstellation verhindern und bauten eine Zeitmaschine, die sie in die Vergangenheit versetzte. Hier ändern sie insoweit die Geschichte, als Amerika nicht in den ersten Weltkrieg eingreift. Das bedeutet, es wird keinen zweiten Weltkrieg geben, der durch ein gedemütigtes Deutschland angefacht wird. Auch Hitler wird es nicht geben. Was der Erzähler jedoch außer Acht lässt, ist der Umstand, dass nunn Deutschland der Gewinner, Frankreich aber der Verlierer und dadurch gedemütigt ist. So wird das, was in Deutschland nach dem ersten Weltkrieg verhindert wurde, in Frankreich ausgelöst. Es lohnt sich also nicht, die Vergangeheit zu ändern.
Diese Geschichte gehört zu den Zeitreisen, die die Vergangenheit verändern und dadurch das Entstehen einer neuen Zeitlinie verursachen. Das, was erreicht werden soll, wird so schnell nicht geschehen, aber eine andere, ähnliche Entwicklung wird begünstigt. Ben Bova bringt dies mit seiner Geschichte sehr deutlich auf den Punkt. Ob dem Volk, das der übrigen Menschheit so weit überlegen ist, dadurch geholfen wurde, wird nicht erzählt.
Deborah Wheeler - "Der Tod im Land der Blumen"
Javier Gonzales ist ein Glückskind: Er hat es geschafft, eine Arbeitserlaubnis zu bekommen. Damit darf er sich jetzt als Bürger II. Klasse glücklich schätzen, den Bürgern I. Klasse dienlich zu sein. Er darf vom verseuchten Festland übersetzen zu den Inseln der Reichen und Superreichen. Dort arbeitet er in einer Ferienanlage als Zimmerkellner, Putzmann, Gepäckträger, Mädchen für alles praktisch. Und als solcher lernt er eine reiche Tussi kennen, die sich seiner bedient. Er darf sie gleich in seiner zweiten Nacht auf der Insel die ganze Nacht beglücken. Ein paar Tage später wird er noch einmal untersucht, weil er während der Arbeit zusammenbrach. Er schob das auf das nächtliche Dauerficken, da er ja nicht zum Schlafen kam. Doch er hat eine Krankheit, von der die Ärzte nicht wissen, woher sie kommt und was sie auslöst. Er darf weiterarbeiten und wird ab und zu zum Blutschröpfen geholt.
Die reiche Schlampe, die ihn wie ein Spielzeug benutzte, warf ihn genauso leicht weg, wie sie ihn aufhob. Seine Hoffnung, die Krankheit mit ihrem Geld zu besiegen, schmilzt dahin. Er beschließt heimzugehen und schafft es auch. Allerdings nur, um in den Armen der Mutter zu sterben.
Mal abgesehen von ein paar logischen Fehlern, war die Geschichte nichts Besonderes. Sie stellt, wie bereits die Geschichte "Rajmahal", eine sozialkritische Erzählung dar. Die Geschichte hätte jederzeit spielen können, an jedem Ort der Welt. Aus dieser Sicht bietet sie überhaupt nichts Neues. Deborah Wheeler erzählt zwar recht leicht und flüssig - zum Teil sogar ergreifend -, in manchen Teilen aber auch sehr derb.