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Wer es noch nicht kapiert hat: Das ist die Geschichte der Machtergreifung der Nazis, in eine Science-Fiction-Realität verlagert und aus deren Sicht geschildert. Deshalb hat Spinrad auch einen "impliziten" Autor diese Geschichte schreiben lassen. Sein Name: Adolf Hitler. In Spinrads Realität ist er Science-Fiction-Schriftsteller geworden und hat seinen stählernen Traum zu Papier gebracht und nicht zu Realität werden lassen. Deshalb geht es hier auch aus, wie es geplant war. Alle Mutanten werden vernichtet, der Endsieg gelingt. Doch hierbei handelt es sich keineswegs um Nazi-Propaganda. Wer das Buch so versteht, hat sein Gehirn entweder schon für 'ne Mark versetzt oder einfach 30 Seiten vor Schluss aufgehört zu lesen. Hier soll kein Verständnis geweckt werden; hier liegt es ähnlich wie bei einem alten Propaganda-Film - wir kennen die Realität, deshalb wirkt die Darstellung eines Konzentrationslagers hier noch bei weitem ekelhafter als bei der schonungslosesten Dokumentation. Dafür sorgt schon der Rahmen, in dem diese Erzählung präsentiert wird.
Spinrad zeigt uns eine andere Perspektive. Die Geschichte des dritten Reiches von der anderen Seite aus betrachtet. Dabei ist seine Detailtreue und seine Fähigkeit, seine Stoffe literarisch völlig neuartig, doch niemals trivial aufzuarbeiten, einfach überragend. Spinrad spielt mit den Mechanismen der Literatur, und heraus kommt einfach ein großartiges, spannend zu lesendes Buch, das sich neben den Klassikern der Weltliteratur nicht zu verstecken braucht.
Themenbereich "Parallelwelten"
- Buch- und Film-Rezensionen -