Serie / Zyklus: ~ Titel: Der seltsame Mr. Quin Originaltitel: The Mysterious Mr. Quin Autor: Agatha Christie Übersetzer: Günter Eichel, Rolph Gail, Adi Oes & Ute Forsythe-Jauch Verlag / Buchdaten: Scherz Verlag 1989, © 1930 Eine Rezi von Wiebke Schiefelbein (ElvenArcher). |
Enthält die Kurzgeschichten:
Die Ankunft des Mr. Quin | Die Seele des Croupiers | Der tote Harlekin |
Der Kavalier am Fenster | Das Ende der Welt | Der Vogel mit dem gebrochenen Flügel |
Der Zaubertrick | Die Stimme aus dem Dunklen | Der Mann im Meer |
Das Zeichen am Himmel | Das schöne Gesicht | Die Straße des Harlekin |
Mr. Sattersway ist ein älterer Herr, der es liebt das Leben und die Dramen, die sich um ihn herum abspielen, zu beobachten. Er ist ein Kenner und Genießer der Künste, gut bekannt in den Kreisen des Adels und der Burgeoisie, immer dabei aber nie wirklich mittendrin. Das ändert sich als er den mysteriösen Mr. Quin kennenlernt. Der dunkle, schlanke Fremde taucht immer dort auf, wo etwas geschah, geschieht oder geschehen wird...
Obwohl dies ein Agatha Christie-Buch ist, so ist es kein typischer Krimi. Dreht es sich in den Kurzgeschichten zwar meist um Mord und ähnliche Verbrechen und ist Mr. Sattersway ähnlich wie ihr Meisterdetektiv Hercule Poirot ein Mann, der die Fälle mit den grauen Zellen löst. So ist dieses Buch doch auch der Phantastik zuzuordnen, denn Mr. Quin ist nicht der, der er auf dem ersten Blick zu sein scheint.
Zuerst ("Die Ankunft des Mr. Quin") ist er der Fremde, der eine Reifenpanne hat und des Nachts in eine Villa einschneit (wo sich auch Mr. Sattersway als Gast befindet). Dort bringt er das Gespräch auf einen Mordfall und löst durch geschicktes Fragen den Fall und rettet damit das Leben der angeblichen Mörderin. Das einzige was dem geneigten Leser hier noch seltsam vorkommen mag, ist die Tatsache, daß er sehr gut bescheid zu wissen scheint.
In den folgenden Geschichten rückt Mr. Sattersway immer mehr in den Mittelpunkt und wandelt sich vom Beobachter zum aktiven Mitspieler und Mr. Quin taucht als Katalysator auf. Immer mehr wird dem Leser deutlich gemacht, daß es mit Mr. Quin etwas seltsames, unheimliches auf sich hat. Immer deutlicher wird, daß er nicht von dieser Welt sein kann, Mr. Sattersway braucht dazu jedoch ein bisserl länger, obwohl er es zu ahnen scheint und ihn das plötzlich Auftauchen bzw. Verschwinden seines Freundes irgendwann nicht mehr überrascht. Und schließlich ist der Vorname seine Freundes Harley...
Der seltsame Mr. Quin ist eines der wenigen Bücher die ich immer wieder zur Hand nehme und lese. Auch wenn ich mittlerweile den Ausgang einer jeden Geschichte kenne, jagt es mir am Ende dann immer noch einen Schauer über den Rücken, wenn Mr. Sattersway erkennt wer Harley Quin tatsächlich ist und welche Funktion er ausführt.
Die Qualität der Kurzgeschichten schwankt zwischen sehr gut und durchschnittlich, gerade wenn man einiges auf dem Sektor der Kriminialgeschichten (besonders wenn man viele Agatha Christie-Romane) gelesen hat, sind einige der Fälle nicht wirklich ein Überraschung und vorhersehbar. Doch gelingt es ihr die Figuren mit wenigen Strichen zum Leben zu erwecken und die Wandlung des Mr. Sattersway ist nachvollziehbar und realistisch. Dieser Charakter scheint es ihr angetan zu haben und ist ein netterer Meisterdetektiv als es Poirot je war.
Mr. Quin ist der Archetyp des geheimnisvollen Fremden, eine Figur, die sehr praktisch für einen Autoren ist. Er taucht immer und überall dort auf, wo er am meisten gebraucht wird und - er weiß alles...
Obwohl die Stories aufeinander aufbauen. ist es einfach nach einer Geschichte das Buch aus der Hand zu legen, zu einem anderen Zeitpunkt wieder aufzunehmen und ohne den Faden zu verlieren weiterzulesen. Immer eine angenehme Sache wenn man mal wenig Zeit hat.
Das gemächliche Heranführen an die Figuren und das Lösen der Fälle, das meist in einem Gespräch passiert, ist eine Abwechslung zum hektischen Leben, mit dem wir in der heutigen Zeit konfrontiert werden.
9 von 10 Punkte.
- Juli 2004 -