Serie: ~ Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
"....und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute." Mit diesem Satz enden die Märchen selbst heutzutage. Bei dem Amerikaner Sean Stewart beginnt hier die Geschichte. Schützer Mark, wie er sich nennt, ist Tagelöhner in einem kleinen Dorf. Nachdem die Familie nicht mehr lebte, den Vater kannte er nicht und die Mutter starb, zog es ihn in die weite Welt. Die weite Welt endet aber in Märchen meist an irgendeiner verwunschenen Burg oder, wie hier, an einem Zauberwald. Er beschließt, den Bann dieses gar fürchterlichen, gespenstischen Zauberwaldes zu brechen. Hat doch der König des Landes demjenigen, der es schafft, die eigene Tochter zur Frau versprochen. Der fast furchtlose Schützer Mark schafft es auch, in die Mitte des Waldes einzudringen und den Bann zu lösen. Leider setzt er damit die gebannten Gespenster frei, die sich bald zur Plage entwickeln.
Es kommt, wie es kommt; Mark stellt sich dem König vor und wird mit dessen jüngster Tochter vermählt. So weit so gut. Hier, wo sonst alle Märchen enden, beginnt die Erzählung von Schützer Mark.
Aber eine Heirat ist nicht so einfach. Seine Braut, Prinzessin Gail, ist ein regelrechter Wildfang. Sie tauscht heimlich, bei jeder Gelegenheit, die wundervolle Kleidung gegen einen einfachen Jagdanzug. Sie übt sich in Männersportarten wie Bogenschießen und näht ihre Handschuhe zur Falkenjagd selbst. Sie ringt dem bäuerlichen Ehemann aber auch ein Versprechen ab. Es wird keinen Beischlaf und keine Kinder geben, solange sie will. Denn die Prinzessin will raus, weg vom Hof, die Welt kennen lernen. Nun, das kann sie dann auch, denn Mark erhält eine Burg nahe dem Gespensterwald, die es aufzubauen gilt. Ihm ist das sehr recht, entkommt er doch damit dem intriganten Netz der Hofschranzen. Gleichzeitig mehren sich aber auch die Meldungen, dass der Gespensterwald seine Geister entlässt. Immer mehr seltsame Begebenheiten werden berichtet, und der König ist davon ganz und gar nicht begeistert. Aber warum nicht den dorthin schicken und die Arbeit machen lassen, der doch zuvor bereits den Bann des Waldes brach.
Der Autor Sean Stewart versteht es prachtvoll, mit Sprache umzugehen, und die Übersetzung durch Hannes Riffel überzeugt durchaus. Ein wenig derber Humor, aber vor allem die liebevoll und fein ausgearbeiteten Charaktere machen diese Buch lesenswert. Sein Hauptdarsteller, Schützer Mark, wird dabei einer Entwicklung unterworfen, die ihm nur nützlich ist. Vor allem sein Freund Valerian, der in Gails Zofe Lissa verleibt ist, zeigt ihm den Weg, wie er die Intrigenklippen in einem Meer voller Missgunst und Machtspiele am besten umschifft. So wird aus dem einfachen Tagelöhner bald ein geübter Kämpfer. Doch Mark verliert nie an Glaubwürdigkeit. Er lernt dabei den Umgang mit seiner Frau, den Umgang mit Menschen anderer sozialer Schichten und vor allem mit sich selbst.
Der schwarze Dolch entführt in eine Welt, wo die Märchen endeten und das eigentliche Leben weitergeht. Magisch, abenteuerlich, geheimnisvoll. Jedoch immer mit einem seltsamen Zauber, der es nicht leicht macht, das Buch auch einmal aus der Hand zu legen. Sean Stewart erzählt so einfühlsam, dass der Eindruck entsteht, die Leserin und der Leser begleiteten direkt die handelnden Personen des Buches.
Sehr empfehlenswert.