Titel: Der Schwarm Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Etwas unheimliches bahnt sich in unseren Weltmeeren an: Fischer verschwinden während ihres Aufenthaltes auf See, vor Südamerikas Küsten treibt eine riesige Quallenplage ihr Unwesen und als dann noch Wale Schiffe angreifen und versenken, die Menschen zielgerichtet von Haien und Schwertwalen getötet werden, ist klar, dass etwas überhaupt nicht stimmt. Der indianische Walforscher Leon Anawak macht sich seine Gedanken, warum "seine" Wale plötzlich aggressiv gegenüber Menschen auftreten, sein Leben wird durch den Konflikt mit Greywolf, einem fanatischen Naturschützer nicht leichter.
Sigur Johannson erkundet zur selben Zeit im Auftrag eines Ölkonzerns bei Norwegen eine riesige Population von Würmern, die zusammen mit Bakterien die auf dem Meeresgrund liegenden Methanhydrate zersetzen und so eine Katastrophe ungeahnten Ausmasses heraufbeschwören. Gleichzeitig fällt einem weiteren Wissenschaftler in der Arktis auf, dass der Golfstrom nicht mehr so läuft, wie er das sollte.
Rasch werden sich die Nationen der Erde klar, das dies ein Problem ist, das von allen gemeinsam gelöst werden sollte. Auf Initiative Amerikas veranstaltet man einen Kongress in Kanada, wo die abenteuerliche These von Johannson aufgestellt wird, dass wir nicht allein auf unserer Erde sind. Was wäre, wenn sich im Meer parallel eine weitere intelligente Lebensform entwickelt hat und diese uns jetzt den Krieg erklärt hat?
Während die CIA immer noch an einem terroristischen Angriff arabischer Fanattiker denkt, versuchen die Wissenschaftler einerseits Kontakt zu den Yrr - so nannte Johannson seine neue Rasse mangels Phantasie - herzustellen und andererseits herauszufinden, ob und was die Yrr überhaupt sind. Das Ergebnis ist ebenso überraschend wie beunruhigend. Mehr möchte ich zum Inhalt auch gar nicht mehr verraten, um die Spannung nicht zu verderben.
Der Schwarm ist aufgebaut wie ein klassischer Thriller - mit Katastrophen am Anfang, die sich aufbauschen, Liebesbeziehungen, die sich anbahnen und einer gehörigen Portion Spannung. Dazu noch natürlich Bösewichte - am besten gleich eine ganze Nation und obendrein noch ein nicht ausserirdischer, dafür umso unbegreiflicher Gegner, der eigentlich nur seine eigene Haut retten will. Dieses Gemenge vermischt Schätzing zu einem der interessantesten Thriller mit phantastischen Einschlag der letzten Jahre. Natürlich erinnert einen die Handlung immer wieder sehr stark an den Film Abyss (Filmbuch übrigens geschrieben von Orson Scott Card), jedoch wo Abyss eigentlich mitten in der Handlung endet, schwebt bei Der Schwarm die Handlung weiter und weicht einem sehr beunruhigendem Gefühl, wie es weitergehen könnte.
Was den Schwarm zudem auszeichnet, ist die Einarbeitung aktueller politischer Konstellationen, der Wert der UNO und Amerikas Reaktion auf den "Debattierclub" sind sehr schön in die Handlung eingebettet.
Ebenso verstand es Schätzing, allerlei wissenschaftliche Thematiken der Biologie, der Xenobiologie, der Physik, der Ozeanik und vielem mehr unterzubringen, ohne dass der Laie davon erschlagen oder überfordert wird. Auch der allgemein gut gebildete Zuhörer fühlt sich nicht gelangweilt - eben die richtige Mischung und Ebene.
Das Hörspiel kann natürlich nicht auf alle Aspekte des umfangreichen Wälzers eingehen, mehr als das Buch widmet es sich der Ausgestaltung der Charaktere - was den Zuhörer umso betroffener macht, wenn Schätzing auf das Überleben netter und freundlicher Menschen keinen Wert legt.
Die Handlung des Buches wird etwas gerafft, was dazu führt, das man sich einen sehr langen Tag wünscht, in dem 10 CDs, bzw. 726 Minuten ihren Platz finden würden.
Das einzig Negative ist die Geräusch- und Musikuntermalung, die oft zuwenig, manchmal etwas daneben geraten ist. Jedoch werten die Sprecher dieses Manko mit ihrer Leistung bei weitem wieder auf.
Begeisterte 9 von 10 Punkten
Das ideale Weihnachtsgeschenk!