Reihe: Shadowrun, 67. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Der dreizehnjährige Boris Weinert ist der wohlbehütet aufwachsende Sohn eines Konzernangestellten. München ist eine Großstadt und voller Gefahren und laut den abenteuerlichen Sendungen im Trideo für die im Untergrund lebenden Schattenläufer die ausgesprochen gefahrvolle, gleichzeitig aber auch einzig lebenswerte Welt. Kein Wunder also, wenn ein Jugendlicher seinen Trideohelden nacheifern will. Als er die Möglichkeit sieht, von zu Hause durchzubrennen und ein Leben als Schattenläufer zu führen, wird sie von ihm ohne großes Nachdenken ausgenutzt. Ab sofort ist er in den Schatten der Wet Boy. Supie. Aber das Leben in den Schatten der Metropole München sieht ganz anders aus als in den Trideoserien. Der Sohn eines Konzernangestellten wird schnell zu einer gesuchten Persönlichkeit: einmal durch die Ordnungsdienste, denn die Erziehungsberechtigten legen Wert darauf, dass er in ihrer Obhut aufwächst. Kriminelle Elemente haben jedoch eher die Absicht, den Jungen - und damit den Grund für eine Lösegeldforderung - in die Finger zu bekommen. Boris (vielleicht der Autor selbst?) will die Welt des Schattenläufers Viper nacherleben, gefährliche Jobs gegen die bösen Konzerne erledigen (wohl wissend, dass Papa für eben jenen Konzern arbeitet), überlegen gegen jeden Gegner dastehen und vor allem Frauenherzen erobern. Für einen dreizehnjährigen Jungen nicht gerade einfach.
Als Papa mit Familie für seinen Arbeitgeber nach München muss, ergibt sich für Boris die Gelegenheit. Weg. Und schon beginnt das neue Leben als Auszubildender in einem Runner-Team. Aber das sieht nicht so cool aus wie im Trivid. Sein Held Viper ist doch da ganz anders ...
Die Gruppe um Theseus nimmt sich des Nachwuchs-Runners, vor allem aber dessen Ebbies an, den Creditstäben, die Boris erfolgreich bei seinem ersten Run aus dem Tresor des Vaters mitgehen ließ. Okay, Run kann man den einfachen Diebstahl nicht nennen, und wie heißt es doch so schön im Volksmund: Gelegenheit macht Diebe. Theseus, Cinque und Key nehmen sich also des Geldes - pardon: des Lehrlings - Boris, an. Bei einem Run der Gruppe stellt sich deren Unfähigkeit heraus, und Boris kündigt seine Lehrstelle, indem er sich aus dem Staub macht. Doch der Junge gerät vom Regen in die Traufe und wäre doch gern wieder bei Theseus, der ihn immerhin achtete. Und vor allem waren er und seine Leute vergleichsweise nett.
Dumm nur, dass hinter dem Dreizehnjährigen nicht nur die Runner her sind. Der Diebstahl von Papis Creditstäben erweist sich als folgenschwer. In den Dingern waren verschlüsselte Daten gespeichert, die nicht in falsche Hände geraten dürfen. Also macht auch der Horizon-Konzern Jagd auf die Daten, pardon, natürlich auf Boris.
Es wird anhand der Buchdaten schnell deutlich, dass der Wilhelm Heyne Verlag mit seiner Nummerierung der Shadowrunbücher anders liegt als Fanpro. Nicht jeder Roman ist geeignet, von einem Grossverlag übernommen zu werden. Da der Verlag den Roman von Boris Koch übernommen hat ist dies ein Zeichen dafür, dass dessen Roman gut angekommen ist. Boris Koch ist als Schriftsteller inzwischen bekannt geworden. Er schrieb für die verschiedenen Verlage von Horror über Fantasy bis Science Fiction. Er ist ein sehr vielseitiger und einfallsreicher Autor, der in der Lage ist, sehr lebendig zu schreiben. Boris Koch gelingt es, in den Beschreibungen der menschlichen Gemeinschaft und der einzelnen Handlungsträger den Leser bei Laune zu halten. Ein sehr gelungener Roman, den ich gern weiter empfehle.