Reihe: Der Krieg der Propheten, 2. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Eärwa wird von einem fürchterlichen Krieg heimgesucht. Der neue Tempelvorsteher der eintausend Tempel rief einen "Heiligen Krieg" aus, um die Anhänger des Propheten Fane zu bekämpfen. So steht ein riesiges Heer gläubiger Inrithi des Tempelvorstehers der eintausend Tempel bereit, um die heilige Stadt Shimeh zurückzuerobern.
Im heiligen Heer der Inrithi findet sich auch Anasurimbor Kelhus, der sich als Prinz aus Atrithau ausgab. Ein Prinz ist der Mönch sicherlich nicht. Er gehört dem Orden der Dunyain an, deren Mitglieder sich der Askese hingeben und nach geistiger und körperlicher Reinheit und Perfektion streben. Um dieses Ziel zu erreichen, verzichten sie ganz auf menschliche Gefühle. Mit seiner geschulten Art, Menschen zu beeinflussen, schaffte er es, sich eine angesehene Stellung innerhalb des Heeres zu verschaffen. Mit seinen Manipulationen gelingt es ihm, eine besondere Stellung einzunehmen. Bald wird er als Kriegerprophet verehrt.
Ebenfalls im Heer befindet sich Cnaiür, ein Barbar aus dem Norden, der ihn unterstützt, gleichzeitig gegen dessen Manipulationen gefeit ist. Doch Cnaiür hat ganz andere Ziele. Er will in die Stadt Shimeh, um dort Moenghus zu töten. Moenghus ist Kelhus’ Vater. Cnaiür will die Schmach rächen, die er erlitt, als er durch Moenghus betrogen wurde. Andererseits ist Cnaiür so gut in seiner Arbeit im Heer, dass er bald den Titel militärischer Berater trägt. Er ist vollkommen bei der Sache und seine Wut auf Kelhus nimmt immer mehr zu. Kelhus schmeichelt sich immer mehr bei den Inrithi ein, und seine Gefolgschaft innerhalb des Heeres steigt. Cnaiür hat aber auch noch ein anderes Interesse an Kelhus. Oder besser an dessen Freundin Serwe, die er heiß begehrt. Serwe hingegen ist Kelhus und seinen Schmeicheleien hoffnungslos verfallen.
Der dritte Mensch im Bunde ist Drusas Achamain, ein Mächtiger in der Hexenkunst und Mitglied des Ordens der Mandati. Die Mandati sind die einzigen Menschen die noch an die Geschichte der Apokalypse, die vor gut 2000 Jahren stattfand, glauben. In der Geschichte wird berichtet, wie die Menschheit beinahe von einem "Nicht-Gott" vernichtet worden wäre. Er erkennt den Namen Anasurimbor Kelhus sofort wieder. Die Familie stellte einst tatsächlich das mächtige Königsgeschlecht des Reiches der Kuniüri, welches während der Apokalypse unterging. Achamian hat so seine Zweifel an Kelhus, wird aber von Mitgliedern des Hexenordens der Scharlachspitzen gefangen genommen. Sie wollen von ihm seine geheimen Hexenkünste kennen lernen. Notfalls unter Zwang. Achamian kann zwar entkommen, doch der Preis war hoch und die Flucht lang, die letztlich in Caraskand endet. Die Stadt wird von Inrithi gehalten, doch in diesem Fall vom Feind belagert. Vor den Toren der Stadt steht das gewaltige Heer der Padirajah von Kian.
Das Heer der Inrithi erobert erfolgreich Städte und Landstriche, die einst dem Kaiserreich Nansur gehörten.
Die Kiane des Propheten sammeln verzweifelt Truppen im Süden, um sich gegen das Heer der Inrithi zu wehren. Dabei verlieren sie Gebiete und sogar die uralte Stadt Shigek.
Die Inrithi haben Versorgungsprobleme. Das gewaltige Heer will versorgt sein, und so kommt es zu Ausfällen durch Hunger und Wassermangel. Der Kriegsrat, allen voran Ikurei Conphas, fordert inzwischen Klarheit über den Kriegszug der Inrithi.
Ein weiteres Problem sind jedoch die vergessenen Diener des "Nicht-Gottes", die sogenannten Ratgeber. Sie sind immer noch aktiv und wollen Kelhus ebenfalls ausschalten. Denn er ist in der Lage, ihre "Hautkundschafter", Spione, die ihre Gestalt wandeln können, zu enttarnen.
Kelhus ist der literarische Antiheld, den R. Scott Bakker sehr gelungen darstellt. Beim Leser erweckt er kaum Sympathie. Die anderen Handlungsträger, wie Achamian oder Cnaiür, sind da wesentlich sympathischer dargestellt. Auch manch eine der Nebenfiguren erweckt mehr Sympathie. Der Autor schuf mit seinem dreiteiligen Roman eine faszinierende Welt, die mit Schlachten und Gemetzeln gespickt ist, angefüllt mit politischen Ränkespielen und bemerkenswerten Personen. Eine lebendige Handlung birgt auch gleichzeitig viel Wissen über die Welt, die uns zwar scheibchenweise, aber ähnlich, wie ein Puzzle, immer zusammenhängender erzählt wird. Wer jetzt möchte, kann sich an der menschlichen Geschichte orientieren und Vergleiche anstellen, woher Herr Bakker seine Ideen nahm. Seine Welt ist in Bewegung. Vornehmlich durch den "Heiligen Krieg", aber auch durch den Wechsel der Schauplätze.
Das Buch ist wieder sehr gut aufgemacht, die Übersetzung hat mir gefallen, da ich nicht den Eindruck hatte, in logische oder sprachliche Löcher zu fallen. Es gibt nur wenig zu bemängeln, so dass ich es einfach nicht aufzähle. Mit diesem Autor hat der Verlag Klett-Cotta einen guten Griff getan. Sehr empfehlenswert, auch für jemand der selten Fantasy liest. Wer den ersten Band nicht kennt, wird mit einer guten Zusammenfassung zu Beginn des Romans bedient.
Der Prinz aus Atrithau - die Rezension von Alexander Pechmann