Titel: Der Preis des Lebens Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Der Preis des Lebens
Wölfe im Nebel
Pilze und Götter
Ein letztes Geschenk für die Tochter der Tränen
Zweifelhafte Freundschaften
Zwischen Gestern und Morgen
Held der oben genannten Erzählungen des Saramee-Autors Christian Endres ist der Jäger Lorn. Der Mann, dessen Gesicht mit Narben gekennzeichnet ist und dessen graues Haar von mehr Abenteuern und Gefahren erzählt, als es ihm altersgemäß zusteht, ist auf Rache aus. Er musste mit ansehen, wie sein Geburtsort vom Orden der sieben Höllen und den dazugehörigen dunklen Priestern vernichtet wurde, wie die Bewohner ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht getötet wurden. Seine von ihm einseitig ausgerufene Blutrache richtet sich gegen jede Art von finsteren Gestalten, wie etwa Monster in Form von Trollen, Nachtgelichter wie Vampire und Werwölfe, die dunkle Priesterschaft und deren Schergen usw. Mehr als seine gute Waffe und seine Halbrüstung aus Leder und Metall stehen ihm nicht zur Verfügung. Er steht als ehemaliges Mitglied der Jagam, des Ordens der Nachtjäger, ziemlich allein da. Der Orden selbst, mal bewundert, mal gefürchtet, ist nicht unbedingt erpicht darauf, sich seiner Blutrache anzuschließen. Als inquisitorisch arbeitende Söldnertruppe der Kirche sind sie auch nicht viel besser als der Orden der sieben Höllen. Sie machen nichts anderes, nur als Gegenpart. Lorn trifft auf seiner gefahrvollen Abenteuerreise auf den etwa zweihundertvierzigjährigen Ex-Vampir Visco DeRául. Visco hat sich von der Finsternis losgesagt und seine Unsterblichkeit aufgegeben. Das führt dazu, dass ihm Holz im Herzen oder ein kopfloses Weiterleben erspart bleiben. Stattdessen finden die beiden ungleichen Wesen als Partner zusammen. Die gemeinsamen Abenteuer schweißen zusammen, führen zu einer echten Männerfreundschaft.
Die Fantasy-Literatur hat nicht nur seit William Kings Gortek und Felix oder Fritz Leibers Fafhrd und der graue Mausling oder Terry Godkinds Heldenpaar Richard und Kahlan oder ungleichen Paaren wie Christopher Paolinis Eragon und Saphira die unterschiedlichsten Heldenpaarungen hervorgebracht. Mit Lorn und Visco tritt nun ein neues Heldenpaar in die tintigen Fußspuren niedergeschriebener Fantasy-Literatur. Christian Endres, unter anderem auch Autor bei der im Atlantis-Verlag erscheinenden Serie Saramee, bringt uns ein anderes ‚Paar’ zur Ansicht: einen Ex-Priester und einen Ex-Vampir auf Ex-itus-Tour durch eine für den Leser fremde Welt. Hier fühlen sich die beiden Männer zwar nicht unbedingt wohl, bedenkt man, was sie erleben, aber sie sind hier nun einmal zu Hause. Weil Christian Endres so will.
Seine aufeinander aufbauende Sammlung von Kurzgeschichten ist sehr angenehm zu lesen. Der Inhalt ist typisch Fantasy. Es gibt nichts Neues in den Erzählungen. Aber wozu auch das Rad neu erfinden, wenn man mit dem Altbekannten bestens fährt? In Christians heldenhaften Geschichten kommt auch der Humor nicht zu kurz. Immer wieder spielt der Autor mit den typischen Helden und deren gegnerischen Pendants. Was dabei herauskommt, ist eine gute Fantasy.