Serie: ~ Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Der deutsche Science-Fiction-Autor Marcus Hammerschmitt ist SFCD-Literaturpreisträger und gewann den Kurd-Laßwitz-Preis mit seinem Kurzroman "Wüstenlack". Er begeistert mit seinen Erzählungen vor allem die Kritiker, die ihn sehr lobend in den entsprechenden Publikationen erwähnen. Der 1967 geborene Marcus Hammerschmitt bietet in seinen Veröffentlichungen immer wieder neue Ideen, präsentiert unkonventionelle Geschichten mit ebenso unverhofften Lösungen. Seine neueste Publikation erschien in der Reihe Social Fantasies des Ariadne Verlages. Diese Reihe wird von Else Laudan und Hannes Riffel herausgegeben.
Heldin dieser Erzählung ist die Frau Latil, eine abgebrühte und psychotische galaktische Söldnerin. Latil war in ihrem Leben schon vieles. Vor allem aber Auftragsmörderin. Sie ist daran gewöhnt, immer auf dem Sprung zu sein, vom Leben hart geprüft, von ihren Gegnern hart gebeutelt; ihre Tätowierungen sprechen für sich. So wird sie von den Taan angeheuert, einen Mord zu begehen. Der neue Auftrag oder besser die Auftraggeber strapazieren allerdings gewaltig ihre Nerven und legen ihre jähzornige Ader blank. Während sie bürokratische Hemmnisse noch hinnimmt, sind es die Taan, die sie an den Rand eines Völkermordes treiben. Die Taan sind ein sehr seltsames Volk. Sie schufen den Opal in ihrer kaum zu überbietenden Selbstüberzeugtheit und waren den anderen Zivilisationen der Galaxis weit voraus. Der Opal ist eine Sauerstoffblase im Universum von ungeheurer Größe. In diesen exotischen und exzentrischen Lebensraum zog sich das Volk der Taan zurück, weil es sich etwas von den so "unterentwickelten" Völkern absondern wollte. Es schuf eine Sauerstoffatmosphäre, in der seine lebenden Raumschiffe umherfliegen können. Im Opal existieren mehrere Planetensysteme, auf denen die Taan siedeln.
Die Taan haben aber einen Feind in den eigenen Reihen. Da ist Eline, ein Taan, der sich aus der Gemeinschaft aussonderte und dazu noch ein riesiges Schiff entführte. Dieses Schiff führte den ersten Mord in der Geschichte der Taan durch, indem es die Besatzung und Reisenden vernichtete. Elines Ziel ist es, den Opal zu zerstören, weil er mit der Lebensweise der Taan nicht einverstanden ist. Die restlichen Taan versuchen nun, Eline ausfindig zu machen. Das gelingt ihnen nicht, und so muss Latil ran. Als Mörderin hat sie wohl bessere Chancen. Latil soll Eline vom Leben zum Tode befördern, weil die Taan sich nicht die Finger damit beschmutzen wollen, einen der Ihren selbst umzubringen. Diese Arbeit überlassen sie der Söldnerin. Mit der Auftragsvergabe an sich können sie aber anscheinend gut leben. Auf dem Weg durch den Opal lernt Latil mit ihrem sprechenden Schiff, das ständig seinen Namen wechselt, die unglaublichsten Konstrukte und Bewohner des Opals kennen.
Latil schafft es und findet Eline, oder besser gesagt, er findet sie. Der Weg dahin ist mühsam und gefährlich. Und auch bis zum Schluss ist nicht klar, wie sich Latil verhalten wird. Manipuliert durch die Taan auf der einen Seite, verspürt sie einen immer größeren Hass auf diese. Allein gelassen von ihrem Clan, der quasi Familienersatz darstellte, will sie auch dorthin nicht zurück. Der Auftrag, Eline zu töten erscheint ihr jedoch auch nicht erstrebenswert. Als es dann endlich zur letzten und erstrebten Begegnung zwischen der Mörderin und dem Taan-Vernichter kommt, ist noch alles offen.
Marcus Hammerschmitt veröffentlicht einen Roman, der bei mir zwiespältige Gefühle hinterlässt. Auf der einen Seite eine gut ausgefeilte und konstruierte Geschichte mit interessanten Ideen, auf der anderen Seite ein Erzählung, die sich streckenweise eher dahinschleppt als wirklich voranschreitet. Ungeklärt ist aber auch der zweite Begleiter von Latil. Eytarri erscheint manchmal als eine Figur, die noch weiter ausgebaut werden könnte. Jederzeit erwartet man durch ihn eine unvorhergesehene Wendung, dann wieder erscheint er als nutzloser Ballast. Trotz dieser kleinen Schwächen, die diese Erzählung aufweist, bleibt Marcus Hammerschmitt ein interessanter Autor. Sein Ideenreichtum ist eine große Bereicherung der deutschen Science Fiction. Und in der neuen Buchreihe des Ariadne Verlages ist er gut aufgehoben. Wünschen wir uns, dass diese Reihe noch ein wenig mehr 'Aufsehen' erregt. Vielversprechend gut.
Der Opal - Rezensionsübersicht