Serie / Zyklus: Edition Metzengerstein Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
In der Reihe "Edition Metzengerstein" erschien im Frühjahr mit Der Mr. Hyde Effekt ein Werwolfroman aus der Feder des amerikanischen Schriftstellers Steven Edward Vance, der dieser Thematik aus einem modernen Blickwinkel beleuchtet.
Im Prolog wird einem amerikanischen Professor, der sich auf die Suche nach dem Mythos u. a. des Werwolfs begeben hat, von einem indianischen Schamanen ein Bakterium eingeflößt, welches ihn um Mitternacht einer jeden Vollmondnacht in einem Werwolf mutieren lässt. Bleibt die Person zu Beginn des Romans noch anonym, so wird ihre Identität im Verlaufe dann entschleiert. Das Grauen bekommt somit ein Gesicht und eine Geschichte. Es wird dadurch greifbarer für den Leser und verliert einen Großteil seines Mythos.
Im ersten Teil des Romans, der mit "Der Wilde" überschrieben ist, werden die ersten Verbrechen des Wesens geschildert und die Haupthandlungsträger des Romans eingeführt. Insgesamt sind es vier Personen, die letztlich davon überzeugt sind, dass die Verbrechen nur von keinem Tier und keinem menschlichen Wesen ausgeübt worden sind. Obwohl sie die Möglichkeit eines Werwolfs recht schnell in Betracht ziehen, bleiben ihnen Zweifel. Dennoch sind der Horrorschriftsteller, der Journalist, die junge Studentin, die einen Angriff des Werwolfs überlebte, und der jugendliche Ausgeflippte auf der Suche nach diesem Wesen. Dank der Medien, die sich auf diese Theorie natürlich stürzen, erlangen die vier bald eine gewisse Berühmtheit und werden zu etwas wie Experten über diese Thematik angesehen.
Als sich dann der "Werwolf" seinen Jägern stellt und in einer geheimen Forschungseinrichtung des Staates untersucht werden soll, sind die vier neben weiteren Journalisten und Wissenschaftlern mit dabei. Wie nicht anders zu erwarten gelingt es dem verwandelten Menschen seine Fesseln abzuschütteln und sich auf die Jagd zu begeben. In dem umgehend hermetisch abgeschirmten Forschungslabor findet er reichlich Beute und dank der rigorosen Heilungsfähigkeit der Bakterien, scheint er unverwundbar zu sein.
Der Roman ist schnell und modern verfasst. Der Mythos des Werwolfs ist mit diesem Roman in der Moderne angekommen, wie bereits der Vampir und der Zombie. Gleichwohl gibt es meines Wissens sehr wenige Werwolfromane, während die über dem Vampir ja geradezu inflationäre Ausmaße errecht hat.
Die Charakterisierungen, die im ersten Teil noch ausführlich aufgebaut und genau gezeichnet werden, verlieren sich leider im zweiten Teil. Hier geht es letztlich darum in einer rasanten Orgie der Gewalt darzustellen, wie hilflos normale Menschen gegenüber einem durch die Natur optimiertem Wesen eigentlich sein können. Die Jagd auf die Menschen ist eröffnet und der Täter effizient und gnadenlos. Insoweit kommt dieser Roman auch keinen literarischen Ansprüchen nach bzw. trägt nicht dazu bei das Genre neu zu erfinden. Zumal er bereits 13 Jahre alt ist. Betrachtet man diesen Roman aus der Sicht von 1989 so brachte er sicherlich etwas neues, frisches in das Horrorgenre ein. Aus heutiger Sicht ist Der Mr. Hyde-Effekt ein kurzweiliger Roman, der dem Anspruch gerechte wird, seine Leser unterhalten zu wollen.