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Dieses Buch gehört zu der geringen Anzahl von SF Sekundärliteratur, die auf deutsch erschienen ist.
Aldiss hat sich vorgenommen, die Wurzeln der Science Fiction ausfindig zu machen und deren Einflüsse auf die Entwicklung bis heute zu zeigen. Dies ist ihm hervorragend gelungen, angefangen von SF Themen in klassischer Literatur über Mary Shelleys Frankenstein, den SF Magazinen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, dem Golden Age und der New Wave bis hin zu kurzen Ausblicken auf das, was in den 80ern (dem Erscheinungsdatum des Buches) vielleicht zu erwarten gewesen wäre. Man erkennt schnell, dass er sich gut auskennt.
Es werden sehr viele Autoren angerissen und kurze Passagen aus wichtigen Werken zitiert. Dies lockert nicht nur die Lektüre auf, sondern zeigt auch, wie unterschiedlich die Science Fiction ist und was für eine Themenvielfalt sie aufzuweisen hat. Viele Bücher lassen sich erst richtig beurteilen, wenn man die Zeit betrachtet, in der sie geschrieben wurden. Aldiss vermittelt diesen Rahmen und beleuchtet damit ganz andere Seiten, die dem Leser von heute nicht unbedingt aufgefallen werden.
7 Autoren, die zu den Ikonen der SF gehören, werden etwas ausführlicher beleuchtet und es wird schnell deutlich, dass Aldiss dabei kein Blatt vor dem Mund nimmt.
So großartig die Bücher von Asimov, Heinlein oder Herbert in der Vergangenheit gewesen sein mögen, die Qualität ihrer letzten Werke lässt stark zu wünschen übrig und die Gründe dafür werden gnadenlos aufgezählt. Leider sieht man daran auch, wie leicht sich der Markt manipulieren lässt. Der SF Fan greift wie jeder andere auch zu dem, was er kennt bzw. zu Büchern wo genug Werbung gemacht wird.
Mit seinen Einschätzungen stimme ich nicht immer überein, aber darum geht es ja auch nicht. Es macht einfach Spaß, viele alte Bekannte zu treffen und zu schauen, wie einem anderen Leser die Bücher gefallen haben. Wer sich wenigstens ein wenig für die Geschichte der SF interessiert oder Anregungen sucht, welche Autoren das Genre in der Vergangenheit mitgeprägt haben, kommt um dieses Standardwerk nicht herum. Ohne Aldiss hätte ich z. B. nie das wundervolle Ice von Anna Kavan gelesen.
Empfehlenswert!
Bewertung: 10 von 10 Punkten