Serie / Zyklus: Kantaki - Band 2 Eine Renzension von Andreas Nordiek |
Nach "Diamant" liegt nun mit "Der Metamorph" der zweite Roman aus Andreas Brandhorst Universum vor, dem noch viele weitere folgen sollen. Im Vorwort wird bereits der dritte Roman mit dem Titel "Der Zeitkrieg" angekündigt, der dann im kommenden Winterverlagshalbjahr erscheinen dürfte.
"Der Metamorph" schließt unmittelbar an den Geschehnissen des vorhergehenden Romans, wobei die Handlung aber nicht in den Weiten der Milchstraße und auf verschiedenen Planeten angesiedelt ist, sondern sich fast ausschließlich auf dem Planeten Kerberos im abgelegenen Hades-System konzentriert. Das besondere an diesem Planten ist seine einzigartige Fauna und Flora, die eine Vielzahl von Stoffen enthält, die in Drogen umgewandelt werden können. So zählt Kerberos auch zu den wichtigsten Drogenanbauplaneten der von den Menschen besiedelten Teil der Galaxis. Aufgrund der biologischen Vielfalt existiert ein großes Labor von New Human Design, einem Konzern innerhalb des Konsortioms, dessen Führer Valdorian bekanntlich im letzten Roman einen Krieg mit der Allianz begonnen und verloren hat. Hier tauchte bereits der Begriff "Der Metamorph" auf, ohne dass der Autor seinen Leser einen Hinweis gab, was sich dahinter verbergen könnte.
Der Metamorph ist in seiner Ursprungsform ein künstlich geschaffenes Basiszellmaterial, welches einfach programmiert werden kann und so jedes, beliebige "Wesen" erschaffen kann.. Gedacht war das von Valdorian initiierte Projekt zur Übernahme der wichtigsten Führer der Allianz und sogar der Kantaki. Metamorphe sollten deren Gestalt und Erinnerungen übernehmen und so im Sinne von Valdorian agieren. Bislang existiert lediglich ein Prototyp, der bei einem Laborunfall aus seinem Brutkasten entkommen kann. Während seiner Flucht erhält er eine Programmierung, die ihm zu einem überaus gefährlichen Wesen werden läst. Dank seiner Anpassungsfähigkeit kann er jede Gestalt annehmen, ist körperlich fast unzerstörbar und in der Lage unendlich viele Informationen zu speichern.
Noch völlig ohne jeden Erfahrungsschatz und aufgrund der aufgepfropften Informationen verwirrt, sickert das Wesen in einen kleinen Jungen ein, der gerade bei einer Schießerei tödlich verwundet wurde. Im Krankenhaus begegnet dann der Heiler Bruder Eklund dem Jungen. Aufgrund der Selbstheilungskräfte des Metamorphen, durch die der Körper des Jungen innerhalb kürzester Zeit wieder hergestellt wird, denkt Bruder Enklund es mit dem ersten Selbstheiler Kerberos zu tun zu haben und nimmt sich seiner an. Der Heiler wird zum Führer und Mentor des Metamorphen, der auf der Suche nach einer Quelle der Kraft ist, die sich auf Kerberos befindet und seit langer Zeit dort im Tiefschlaf verweilt. Der Metamorph steht in einer direkten Verbindung mit dieser Kraft und wird von ihr angezogen.
Erweitert wird der Handlungsrahmen um eine über Jahrmillionen dauernde Auseinandersetzung zwischen zwei unendlich überlegenen Wesen. Während die eine den Untergang für jedwede Zivilisation bedeutet, versucht die andere genau dieses zu verhindern. So wird die Handlung um den Metamorph auf eine ganz andere Stufe gestellt und bekommt eine kosmologische Bedeutung. Freunde großer Weltenentwürfe und längerer Zyklen können mit dem von Andreas Brandhorst entworfenen Hintergrund mehr als zufrieden sein, denn er bietet einen Rahmen, in dem viele weitere Romane spielen können. Zudem sind die Informationen so in den Roman eingestreut, dass sie nicht als Datenaufzählung wirken, sondern sich in eine spannend verfasste Romanhandlung einfügen. Die verschiedenen Handlungsfäden stehen allesamt in einem engen Zusammenhang und werden am Ende des Romans weitestgehend zusammengeführt. Einige enden hier, so dass der Roman als in sich abgeschlossen betrachtet werden kann, andere werden weitergeführt und leiten zum dritten Roman über.
Andreas Brandhorst hat einen rundherum gelungenen SF-Roman verfasst, der auf einer Stufe mit den Weltenentwürfen vieler amerikanischer oder britischer Autoren steht. Er bietet ein durchdachtes Universum, in der eine Vielzahl von ausgearbeiteten Figuren unterschiedlichster Art agieren und eine über mehrere Romane verlaufende Geschichte. Dabei sind die beiden bisherigen Romane so unterschiedlich aufgebaut und verfasst, dass beim Leser keine Langeweile aufkommen dürfte. Insgesamt gesehen verwundert es einem nicht, dass der Heyne-Verlag dieses Konzept aufgegriffen hat, denn es entspricht genau dem, was momentan am verkaufsträchtigsten ist.
Wer nicht unbedingt auf Militäry-SF steht, sondern einfach von gut geschrieben Space-Operas sich unterhalten lassen will, der sollte zu Andreas Brandhorst Werk greifen.