Reihe: The Magazine of Fantasy and Science Fiction, Band 94 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Jahrzehntelang erschien im Heyne Verlag der Auswahlband mit Geschichten aus dem amerikanischen The Magazine of Fantasy and Science Fiction. Der Lincoln-Zug stellt die 96. Ausgabe dieser Reihe dar. Durch die Möglichkeit, aus einem schier unerschöpflichen Fundus zu wählen, kam hier wieder eine Auswahl der besseren Erzählungen über den Teich zu uns. Allerdings muss Mensch manchmal fragen: Wenn das die besseren Erzählungen sind, wie schlecht sind dann erst die schlechten?
Maureen F. McHugh - „Der Lincoln-Zug“
„Der Lincoln-Zug“ berichtet in einer sehr einfachen Erzählweise vom Abtransport ettlicher Südstaatler nach der Beendigung des Bürgerkrieges. Unbedeutende Protagonistin ist Clara, die deportiert wird, während ihre Mutter totgetrampelt am Bahnhof liegen bleibt. Am Zielort wird Clara vor einer Weiterdeportation durch eine ältere Mitreisende gerettet.
Eigentlich gar keine Fiction, keine Fantasy, keine Science. Das Thema Deportation wird willkürlich auf eine Situation aufgepfropft. Das könnten genauso gut Juden im zweiten Weltkrieg sein oder Menschen jeder Hautfarbe oder Religion irgendwo auf der Welt.
Sheila Finch - „Geistige Gemeinschaft“
Eine Expedition landet auf einem Planeten und findet nur noch Reste einer vormals menschlichen Station vor. Der einzige Überlebende ist schon schier verrückt und nur noch ein Hund hält durch. Doch auch die zweite Expedition auf diesem Wüstenplaneten gerät in Not. Ganz zum Schluss stellt die Forscherin, die auf Alienkontakte spezialisiert ist, fest, dass in dem Hund und später in ihr ein Alien steckt. Jetzt geht es darum, mit dem Alien eine geistige Gemeinschaft zu bilden.
James Patrick Kelly - „Warum die Brücke nicht mehr singt"
Eine kleine sozialkritische Analyse vom Leben und Überleben.
Bruce Holland Rogers - „Rettungsboot auf brennender See“
Das Zusammenspiel von Mensch und Computer, die Bessesenheit des Menschen durch Computer, die Möglichkeit der Erschaffung künstlicher Intelligenz oder dessen, was man dafür hält. Auch diese Erzählung ist sehr kritisch mit dem, was als „technischer Fortschritt" und "Wissenschaftsgläubigkeit" bekannt ist. Durchaus treffend in der Analyse der Jetztzeit in Verbindung mit moderner Erzählkunst.
Vier von acht Erzählungen wurden nur kurz angesprochen. Die Vielfalt ist sehr groß, denn vor allem unbekanntere Autoren und Autorinnen fanden hier ihren Niederschlag. Über den Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. So auch hier. Denn in verschiedenen Geschichten finde ich wirklich nichts Neues - ein Thema, aufgepfropft auf eine willkürliche Zeit oder einen willkürlichen Ort.