Titel: Der König der Löwen Eine Besprechung / Rezension von Andreas C. Lazar |
Ach, was soll ich sagen? Es ist ja mal wieder alles Disney-typisch perfekt: exzellente Sprecher wie James Earl Jones oder Jeremy Irons hauchen ihren aus dem Gesicht geschnittenen Löwen überzeugend Leben ein, während sich schöne und dezente Elton-John-Musik und wunderbare Afrika-Gemälde um sie herum entfalten. Die gelungenen und lebensechten Animationen, die leuchtenden Farben und die vielen Spezialeffekte suchen ihresgleichen, und den Kindern wird mit den Sidekicks einiges geboten.
Aber dennoch will sich das aus Filmen wie Aladdin oder Fantasia bekannte heimelige und kuschelig-geborgene, sympathische Disney-Feeling nicht einstellen. Sind es die bis auf Sir Eltons Lieder eher vorhersehbaren und wenig einfallsreichen Songs? Liegt es an der zusammengeklauten Hamlet-Geschichte, die allzu kalkuliert und lieblos von Simbas unbeschwerter Kindheit über den Tod seines Vaters bis zur Begegnung mit den nur leidlich humorvollen und politisch korrekten Kumpanen Timon und Pumbaa so genau wie ein Metronom voranschreitet? Ist es die unnötige und ungewohnt drastische Brutalität, die bei der Stampede-Szene und der schließlichen Tötung Scars zum Ausbruch kommt? Normalerweise stürzen die Disney-Bösewichte Wasserfälle oder Kirchen herunter oder werden auf ähnlich anonyme Weise beseitigt. Zwar verrät dies eine bedenkliche "Wer-böse-ist-muß-sterben"-Einstellung seitens der Disney-Verantwortlichen, es scheint mir aber für einen Kinderfilm dennoch wesentlich angebrachter als die grausame Zerfleischung Scars durch die unerbittlich mahlenden Kiefer der Hyänen, nachdem Simba ihn besiegt hat.
Auch die Verbrannte-Erde-Darstellung der Pride Lands während Scars Schreckensherrschaft ist etwas starker Tobak für einen so eindeutig auf Merchandising und zahlungswillige Kinder ausgelegten Zeichentrickfilm und verstärkt den Eindruck, dass man sich nicht die Mühe gemacht hat, einen schönen Film mit einer positiven Botschaft zu drehen, sondern lieber flugs ein perfektes, aber nur halb durchdachtes, seelenloses Merchandise-Vehikel zusammengebastelt hat, einen Marketing-Zombie, so lebendig wie die Actionfiguren bei McDonalds.
2.5 von 5 Sternen