Titel: Der Jüngste Tag. Das offizielle Atomkrieg-Szenario der US-Regierung Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Im Spätsommer 1998 veröffentlichte die US-Regierung eine Reihe bislang als geheim eingestufter Dokumente aus den fünfziger Jahren. Der Journalist und Autor Douglas Keeney erhielt die Erlaubnis, sich diesen Dokumenten zu widmen. In den großen Mengen an Papieren, Ordnern und ähnlichem entdeckte er einen Ordner mit der Aufschrift "Emergency Plans Book". Wie er richtig vermutete, entdeckte er das bislang nur in Gerüchten bekannte Weltuntergangsszenario der US-Regierung für den Fall eines nuklearen Angriffs auf die Vereinigten Staaten aus dem Jahr 1958. Geistesgegenwärtig kopierte Keeney sich den Ordner - denn wenige Tage später wurde das EPB wieder als geheim eingestuft und verschwand in den Archiven. Aus den vorliegenden Dokumenten konstruierte Keeney eine interessante und bedrückende Dokumentation der direkten und unverblümten Schilderung der Schäden, die der Regierungsapparat, die Industrie und die Gesellschaft im Fall eines Atomkrieges erlitten. Ergänzt wird der nüchterne Behördentext durch Anmerkungen zu den beschriebenen Auswirkungen, Erklärungen etwas zu sachlicher Absätze und deren Bedeutungen sowie - und das ist besonders interessant - ein direkter Vergleich des EPB mit den Auswirkungen des 11. September 2001. An diesem Tage wurden nämlich, von der Bevölkerung unbemerkt, einige Pläne, die für den Atomkrieg vorgesehen waren und in dem Emergency Plans Book beschrieben werden, zum ersten Mal in die Tat umgesetzt.
Aufgelockert wird der Text durch Fotos verschiedener Atomtests aus dem Fundus der Autoren. Interessant, wie das US-Militär Auswirkungen nuklearer Explosionen auf Puppen, Fahrzeuge, Häuser und gar Lebensmittel testete.
Das dünne Büchlein erlaubt einen Einblick auf Planungen und Vorkehrungen der US-Regierung für den Fall eines atomaren Angriffes auf das Land - Pläne, die zum Teil immer noch aktiv sind und jederzeit umgesetzt werden können.