Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Wiebke Schiefelbein (ElvenArcher). |
Inhalt:
Kardinal Benelli, Präfekt des Heiligen Offiziums (aka der Heiligen Inquisition), erzählt seinem Nachfolger Kardinal Hewson von Ereignissen, die sich vor einiger Zeit zugetragen haben und die beinahe den Untergang der Heiligen Römischen Kirche mit sich gebracht hätten. Es geht um die 30 Silberlinge, für die Judas seinen Herren Jesus Christus verkauft hat, und denen finstere Kräfte nachgesagt werden. 26 davon liegen im Grab des ersten Papstes, des Apostels Petrus, sie haben ihre Macht verloren. Die anderen 4 gelten als vermißt und es heißt, daß die Kirche untergehen sollte, wenn der Mann, der dem Papst am nächsten ist, eine davon tragen sollte.
In Kardinal Benellis Geschichte geht es um den Serienmörder Karl Kramer der durch ein Gutachten freigesprochen wurde. Verfaßt hat dieses Gutachten Paul Stauffer, Professor der Psychologie. Nachdem er es für unwahrscheinlich hielt, daß Kramer den Mord an der jungen Melanie Dukes begangen hätte. Nach dem Freispruch brachte sich Laura, die Zwillingsschwester des Opfers um und Kramer, doch Stauffer war sich keiner Schuld bewußt Er freute sich über die Möglichkeit einen wichtigen Vortrag zu halten, Kramers Andeutungen, daß dieser Vortrag eine Belohnung von "ihnen" sei, tat er ab.
Nach dem Vortrag lernt er die mysteriöse Helen kennen, welche er später auf einen Essen bei Freunden wieder trifft. Im Rahmen eines Spieles bekommt er einen Kuß und eine seltsame alte Münze von ihr geschenkt. Stauffer, überzeugter Atheist, der nicht daran glaubt, dass es etwas wie gut und böse gibt, denkt sich nichts dabei, sondern lebt sein vom Ehrgeiz und Erfolg zerfressenes Leben weiter. Er beginnt eine Affäre mit einer Studentin und scheint neuerdings die Auren seiner Mitmenschen sehen zu können. Dann erscheint Helen wieder, die ihm zeigt, wie er seinen Körper verlassen kann und wie er die verschieden Astralebenen erreichen kann. Mit jedem Aufstieg läßt er Stück für Stück seine Menschlichkeit zurück.
Seine Ehefrau Marie hat indessen andere Problem, als tiefgläubige Katholiken merkt sie bald, daß irgendwas nicht in Ordnung ist, eine Frau erscheint ihr und ihrer Tochter Rachel. Ihre Haustiere werden grausam umgebracht, Dinge geschehen.
Während Paul immer weiter den Weg des Verrats beschreitet, flüchtet sich Marie mit Rachel in den vermeintlichen Schutz der Kirche. Doch in Rom weiß man mittlerweile, daß einer der Silberlinge wieder aufgetaucht ist, und daß ein Engel der Finsternis danach trachtet in die Welt zu kommen. Der Papst schickt seinen eigenen Beichtvater nach Kalifornien um sich mit Marie zu treffen.
Im Vatikan selbst unterstützen ihn die Nonne Katharina von Benedetto und Kardinal Benelli im Kampf gegen das Böse und auf der Suche nach einem Mittel gegen den Engel der Finsternis. Sie wissen, daß keine menschliche Macht dem Engel gewachsen sein sollte, sollte er einen Weg in Welt der Menschen finden. Ist es doch Simon Magus, ein Hexer und Zauberer des römischen Kaisers Nero und Widersacher Petri. Nur der Heilige Petrus konnte ihn damals besiegen, doch der ruht schon lange im Schoß seines Herren.
Benelli fürchtet die Prophezeiung, denn er gilt als der Mann, der dem Papst am nächsten steht. Trotzdem versucht er das Grab des Papstes Silvester ausfindig zu machen. Von Silvester sagte man, er sei ein großer Hexer gewesen - im Bunde mit dem Satan und Träger eines Silberlings. Dieser Silberling soll mit ihm beigesetzt worden sein und nicht im Grab Petri liegen. Sollte dieser Silberling gegen die Macht des Bösen eingesetzt werden können oder würde er sie verstärken? Bevor sie dies jedoch herausfinden können, müssen sie erst einmal das Grab finden.
Paul und Helen sind derweil nach Rom gekommen, auch sie haben Interesse am Grab. Der Psychologe hat mittlerweile alles Mitgefühl verloren und nachdem Helen in einer geistigen Auseinandersetzung mit Katharina im Sterben liegt, gibt er seine Seele auf um die ganze Macht des Silberlings zu bekommen. Nicht ahnend, daß er verraten wurde, dem Engel der Finsternis den Weg bereitet und so das Unheil auf die Welt holt...
Fazit:
Das vorliegende Werk ist sehr zwiespältig. Da ich es tatsächlich durchgelesen habe und das innerhalb weniger Tage, kann es nicht komplett schlecht sein - zumindest auf meiner Wertungsskala. Doch geschrieben ist das ganze streckenweise sehr zähflüssig, immer wieder habe ich mich dabei ertappt die Absätze nur so zu überfliegen. Scott McBain wiederholt sich einfach zu oft, der Hintergrund der Judasmünzen wird immer und immer wieder erklärt, Pauls Veränderungen werden immer und immer wieder durchgekaut. Aber immerhin wird so Pauls Verwandlung zum Saulus, welche notwendig ist, damit er am Ende wieder zum Paulus werden kann, gut und logisch erklärt. Seine Handlungen sind nachvollziehbar und passen zum aufgebauten Charakter.
Zu dem deutet der Autor immer wieder an, was als nächstes passieren wird und nimmt an manchen Stellen die Spannung fast komplett weg. An anderen Stellen wiederum schafft er es vorzüglich Spannung aufzubauen und diese zu halten. Genauso verhält es sich mit seinen Figuren, zum Teil sind sie mit Tiefe und Charakter ausgestattet - wie Paul Schaffer und Helen. Dann wieder bleiben sie blaß und wenn sie nicht den Mund aufmachen würden, wüßte man gar nix von ihnen, wie den Beichtvater des Papstes. Eigentlich schade.
Helen, die Vertreterin des Bösen und Schaffer als zu Verführender, der bis kurz vor dem Ende eher der Neutralität zuzuordnen ist, haben kein richtiges Gegengewicht auf Seiten der Guten. Kardinal Benelli ist immerhin skizzenhaft ausgearbeitet und auch Marie bekommt etwas Kontur, doch alles im allen bleibt die gute Seite sehr schwach und blaß. Der Beichtvater des Papstes, der durchaus eine tragende Rolle zum Schluß spielt, hat nicht mal einen Namen bekommen.
Die Geschichte an sich ist interessant, wenn man diese Thematik mag (wie ich), zudem wartet McBain trotzallem - schließlich werden die Geschehnisse ja nacherzählt und die Kirche existiert noch - mit einem bösen kleinen Kniff am Ende auf. Ebenso wichtig in dem Buch ist die Thematik um Gut und Böse. Paul Schaffer selbst meint, es wären nur Begriffe, die sich die Menschen geschaffen haben um Dinge zu erklären. Es gäbe kein Gut und kein Böse. "Böse" Menschen seien einfach nur krank, un ihnen müßte geholfen werden. Klar, daß er nicht an Gott und den Teufel glaubt und ebenso klar, daß das Böse nun gerade ihn aussucht um ihn zu verühren. Der Autor selbst bezieht also genau Stellung und zwar nicht die seiner Hauptfigur. Und er führt das Ganze konsequent zu ende und bleibt nicht vage, sondern legt sich fest. Seine Guten, allen voran der Papst, sind konsequent gut und bemühen sich mit Gottvertrauen eine Lösung ohne Gewalt zu finden. Die Bösen, insbesondere Helen, arbeiten mit allen fiesen Tricks und weiden sich an Mord und Totschlag. Wenn er das Ganze nur nicht so künstlich aufgeblasen hätte, sondern die Handlung straffer erzählt hätte!
Zusätzlich gibt der Autor am Ende noch in einem kleinen Anhang Erklärungen welche Teile seiner fiktiven Geschichte auf Tatsachen und Kirchenlegenden beziehen. Für mich immer einen Bonuspunkt wert, denn es zeigt, daß sich der Autor Gedanken gemacht und zwischen seinem Roman und der Wirklichkeit unterscheiden kann, bzw. nicht versucht "Geschichte" zu schreiben. In jüngster Vergangenheit hat der DaVinci Code gezeigt, daß dem nicht immer so ist.
Wenn man das Taschenbuch Der Judasfluch in Händen hält, dann kommt schon der Gedanke: Hey, ich brauche mir keine Hanteln kaufen, sondern kann mit diesem Buch üben. Stattliche 516 Seiten + Anhang und Leseprobe bringen 4 cm und einiges auf die Waage. Wenn sich der Verlag jedoch die überdurchschnittlich große Schrifttype und das etwas dickere Papier gespart hätte, wäre das Buch bestimmt eines dünner geworden. Und hätte Scott McBain etwas flüssiger formuliert und nicht soviel künstlich aufgeblasen hätte, wären sicherlich noch ein paar Seiten weniger drin gewesen.
So hat man was das betrifft eine große Mogelpackung in Händen, aber immerhin gehört der Verlag nicht zu den teuersten auf dem Markt, so daß man nicht zu tief dafür in die Tasche greifen mußte. Vielleicht ist der Preis auch eine Erklärung für das Papier, was aufgrund seiner Rauheit und Stärke nicht zu den besten Qualitäten gehört. Unter diesem Aspekt mag das Papier und der dazugehörigen Seitenzuwachs verziehen sein.
Interessiert einen die vorliegende Thematik, hat man etwas Zeit (z. B. durch einen Bandscheibenvorfall) und Geduld, dann kann man sich diesen Roman durchaus zu Gemüte führen. Man sollte allerdings nicht zu viel erwarten, sondern das Lesen eher als Therapie betrachten. Außerdem sind die Zitate mit denen jedes Kapitel beginnt, Werken wie dem Hexenhammer entnommen und ganz amüsant zu lesen.
6 von 10 Punkten
- Juli 2005 -