Serie / Zyklus: Scheibenwelt / Stadtwache Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Die Scheibenwelt ruht auf dem Rücken von vier Elefanten, die auf dem Panzer der gigantischen Sternenschildkröte Groß-A'Tuin stehen. Der Legende nach waren es einst fünf Elefanten, doch einer flog von Groß-A'Tuins Rücken, drehte ein paar Runden um das kosmische Wunderwerk und knallte dann trompetend auf die Scheibenwelt. Aus seinen Knochen entstanden die Erzadern, aus seinem Fett die Schmalzberge.
In Überwald glaubt man der Legende. Überwald ist aber auch ein seltsames Land. Diese Mischung aus Nordskandinavien und Transsylvanien (Auf der Scheibenwelt ist alles genau gleich wie auf der Erde. Abgesehen von der Tatsache, dass alles anders ist...) wird von Werwölfen, Vampiren, Zwergen und Trollen beherrscht - Menschen sind hier nur unterhaltsames Beiwerk und Nahrungslieferanten. Nur Silber, Knoblauch und ein paar alte Regeln - die allerdings nicht gerade zu Gunsten der Menschen ausfallen - garantieren hier das Überleben dieser Spezies.
Der Herzog der großen Metropole Ankh-Morpork und Hauptmann der Wache, Samuel Mumm, wird in Begleitung seiner Gattin Lady Sibyll Käsedick nach Überwald entsandt, um als offizieller Botschafter an den Krönungsfeierlichkeiten des neuen Zwergenkönigs teilzunehmen. Außerdem soll er Verhandlungen über die Lieferungen aus den Fettminen nach Ankh-Morpork führen, denn die große Stadt braucht viele Kerzen - und Dinge, die in Würstchen gefüllt werden.
Doch wo immer ein Polizist hingeht, trifft er auf ein Verbrechen: Die Steinsemmel, das heilige Relikt der Zwerge und für die Krönung unabdingbar, wird gestohlen. Vor Mumm breitet sich ein buntes Puzzle aus, und egal wie er die Teile zusammenlegen will - jedesmal erscheint ein anderes Bild.
Vampire, Werwölfe und Zwerge leben nur oberflächlich in friedlicher Koexistenz - unter dem dünnen Tuch der Freundlichkeit brodelt ein äonenalter Machtkampf. Und Mumm findet sich unversehens zwischen den Fronten wieder, wird gejagt, belogen, als Schachfigur missbraucht.
Der einfache Wächter, der zum Herzog wurde, lernt schnell. Denn er erkennt hinter all den Krönungsfeierlichkeiten, Verhandlungen und diplomatischen Zwergenopernbesuchen eines: das Verbrechen ist immer das Gleiche. Und man kann den Schuldigen immer auf die gleiche Weise dingfest machen. Die Jagd beginnt.
Der fünfte Elefant ist ein Lehrbuch in Politik. Lüge, Intrige, Verstellung säumen Mumms Weg durch die sogenannte Diplomatie. Wer in Fliegende Fetzen noch nicht genug über das schmutzigste Geschäft der Welt gelernt hat, bekommt hier noch einmal eine ironische, oftmals triefend sarkastische Zusatzlektion.
Pratchett befindet sich vielleicht nicht auf einem Höhenflug seines Schaffens - aber ich mag seine spitze Feder trotzdem und hoffe auf mehr... Allerdings gebe ich auch zu, immer zu warten, bis seine Bücher als Taschenbuch erscheinen - ganz einfach, weil ich dann vom selben Geld, das ein Hardcover kostet, mehrere Taschenbücher kaufen kann. Und ich lese ja auch noch andere Autoren. Zumindest manchmal...
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