Serie: Gruselkabinett 15 Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
Johann August Apel (1771-1816) war hauptberuflich als Jurist tätig. Doch nebenher schrieb er mehrere unheimliche Erzählungen, die er 1810 gemeinsam mit Friedrich Laun unter dem Titel "Das Gespensterbuch" herausbrachte. Ingesamt handelte es sich dabei um drei dünne Bändchen, deren Stil zum Teil an E.T.A. Hoffmann erinnert. Die Spannbreite der Geschichten reicht dabei von unheimlich und schaurig bis hin zu spöttisch und satirisch.
Einen größeren Bekanntheitsgrad erreichte Apels "Gespensterbuch" aus zweierlei Gründen: Zum einen verarbeitete Carl Maria von Weber Apels Geschichte "Der Freischütz" zu einem Libretto für seine gleichnamige Oper um. Zum anderen dürften Apels unheimliche Erzählungen Auslöser für ein Stück Weltliteratur gewesen sein. Denn als sich Lord Byron, sein bizarrer Freund Polidori sowie Percy und Mary Shelley in einer Villa am Genfer See trafen, lasen sie sich gegenseitig aus Apels Buch vor. Aus dieser Lektüre entstand ein Wettbewerb unter den Anwesenden: Jeder sollte selbst eine unheimliche Geschichte schreiben. Mary Shelley kam dadurch auf die Idee von "Frankenstein".
Die bekannteste Geschichte, "Der Freischütz", handelt von dem Amtsschreiber Wilhelm, der sich in Käthchen, die Tochter eines Försters, verliebt und sie heiraten möchte. Käthchens Vater aber möchte nur einen Förster als Schwiegersohn haben, damit dieser später sein Amt übernehmen kann. Wilhelm versucht sich nun als würdiger Nachfolger in der Erbförsterei zu erweisen. Doch dafür muss er ein kurfürstliches Probeschießen bestehen. Leider ist Wilhelm kein sehr guter Schütze. Um seine Schießkunst zu verbessern, geht Wilhelm einen Pakt mit dem Teufel ein.
Apels Erzählung besticht durch ihre Mischung aus Dramatik, Schauer und Romantik, welche die Lektüre zu einem äußerst spannenden Lesevergnügen werden lässt. Aus dieser Erzählung hat Marc Gruppe nun ein sehr wirkungs- sowie stimmungsvolles Hörspiel geschrieben, das in der bekannten Reihe "Gruselkabinett" veröffentlicht wurde. Zuletzt erregte Titania Medien großes Aufsehen durch die weit über vier Stunden dauernde Hörspielproduktion "Dracula". Doch auch mit "Der Freischütz" gelang Marc Gruppe und Stephan Bosenius ein Hörspiel, das besonders die Tragik der Geschichte hervorhebt und dadurch eine fesselnde Atmosphäre sowie eine unerhörte Spannung schafft. Der Hörer wird geradezu in die Handlung hineingezogen und verweilt dort solange, bis das Stück nach ca. 65 Minuten zu Ende ist. Die unheimliche Figur des Stelzfuß ist unwahrscheinlich gut getroffen. Man merkt, dass diesem sonderbaren Charakter nicht zu trauen ist; doch zugleich ist durchaus zu verstehen, dass Wilhelm in seiner Verzweiflung auf das verhängnisvolle Geschäft mit dem Teufel eingeht. Die Tragik liegt daher zum Teil auch in der Naivität Wilhelms. Der Weg, den er beschreitet, um sein Ziel zu erreichen, ist zugleich der Weg ins Verderben.
"Der Freischütz" ist ein wundervolles Hörspiel, das der Geschichte von Johann August Apel neues Leben einhaucht. Ein Muss für alle Freunde der Phantastik!
Der Freischütz - die Rezension von Erik Schreiber