Reihe: ~ Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die Ngumi-Kriege toben auch 2043 immer noch in Mittelamerika. Geführt werden die Kriege von sogenannten Steuersoldaten. Diese Kriegsexperten steuern von der sicheren Heimat aus sogenannte Soldatenjungen. Die Soldatenjungen wurden mittels Nanotechnologie zu Kampfmaschinen, die nichts weiter tun müssen, als so zu handeln, wie der Kriegsexperte es vorsieht. Die allgegenwärtige Nanotechnologie ist es auch, die es den Steuersoldaten erlaubt, mit dem Bewusstsein der Soldatenjungen zu verschmelzen. Einer dieser Steuersoldaten ist der Physiker Julian Class. Sein Geist wird mit dem des Soldatenjungen quasi verschmolzen. Aus diesem Grund ist er während dieser Verbundenheit in der Lage, direkt am Kriegsgeschehen teilzunehmen, aber keine Verletzungen oder den Tod in Kauf zu nehmen. Na ja, fast. Obwohl der Kampf keinerlei Gefahr für Leib und Leben darstellt, werden die Gefühle und der Geist sehr stark in Mitleidenschaft gezogen. Durch den Stress stirbt jeder zehnte der Steuersoldaten, und mit einer wesentlich erhöhten Selbstmordrate fallen noch einmal zehn Prozent der Steuersoldaten aus. Während eines Routineeinsatzes gegen ein Dorf in Costa Rica erschießt Julian einen Jungen. Der Teilzeit-Steuersoldat wird aus dem aktiven Dienst genommen, da ihn seine Vorgesetzten für selbstmordgefährdet halten. Das heißt aber auch, Julian hat wieder mehr Zeit für seinen eigentlichen Beruf. Sein Team hat einen ganz besonderen Teilchenbeschleuniger entwickelt. In der Umlaufbahn von Jupiter soll dieser Teilchenbeschleuniger gebaut werden.
Seine Freundin, die Physikerin Amelia Harding, enthüllt ihm eine neue Erkenntnis. Eine ihrer Arbeitskolleginnen fand heraus, dass das Jupiterprojekt genügend Energie erzeugt, um das komplette Sonnensystem zu zerstören. Nicht nur ihre Kollegin erfährt diesen Umstand, sondern auch religiöse Fanatiker. Julian und Amelia befinden sich sehr schnell in Gefahr und auf der Flucht vor den Fanatikern. Während Amelia dafür ist, das Projekt zu stoppen, wollen die Ender, die religiösen Fanatiker nennen sich so, dies Projekt weiterführen. Sie wollen Gott eine Chance zu einem Neubeginn geben.
Für seinen Roman "Der ewige Krieg" erhielt Joe Haldeman den Hugo Gernsback Award und den Nebula Award. Für den nun in deutscher Sprache erstmalig vorliegenden Roman "Der ewige Friede" wurde er ebenfalls mit diesen wichtigsten Science-Fiction-Preisen ausgezeichnet.
Im Buch "Der ewige Friede" verarbeitete Joe Haldeman die Erkenntnisse, die er aus seinen Vietnam-Erlebnissen ziehen konnte, und die Erkenntnisse aus den vielen anderen Kriegen, die darauf folgten. Es ist auch eine Anklage gegen das Fernsehen, das heutzutage schon vor den Soldaten an der Front ist. Ethische Zweifel an einem Kampf, den jeder sehen kann, aber sobald man den Fernseher abschaltet, auch wieder vergisst, teilhaben am Blutvergießen und doch scheinbar unschuldig... Durch das Betrachten des Krieges ist es ähnlich wie mit Kindern, die Tiere quälen. Sie machen es, weil sie es können, und nicht, weil sie es unbedingt wollen. Die Armee hat nicht mehr die althergebrachte hierarchische Ordnung. Sie ist durchsichtiger geworden und mit zweifelnden Menschen durchsetzt.
"Der ewige Friede" ist keine Fortsetzung von "Der ewige Krieg". Zusammen mit seinem Buch "1968", einem Vietnam-Roman, sind diese drei Romane durchaus als eine lockere Trilogie zu sehen, in der es in den Hauptteilen um Krieg und Liebe geht. "1968" liegt, soweit mir bekannt, jedoch nicht als deutschsprachige Ausgabe vor. Alles in allem ist "Der ewige Friede" ein sehr kritisches Buch.
Sehr empfehlenswert.