Titel: Der ewige Friede Eine Besprechung / Rezension von Cornelius Ibs-von-Seht
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Julian Class, die zentrale Figur des Werkes ist ein Operator, ein Soldat, der über einen Gehirnanschluß einen Soldierboy lenkt, "ein ferngesteuertes Infanterie-Kampfaggregat. Eine Art Rüstung, in der ein Gehirn saß...Es konnte eine Fläche bis zum Horizont mit tödlichen Geschossen überstreichen", Hagel von Ultraschallpfeilen, Spreng- und Brandgranaten und anderes Vernichtungswerk einsetzen.
Die Soldierboys kämpfen in Gruppen von zehn und die sie steuernden Operatoren sind nicht nur mit den Kampfmaschinen verbunden, sondern auch direkt mit den Kameraden ihrer jeweiligen Gruppe. So teilen sie nicht nur fast jeden Gedanken, sondern auch alle Empfindungen und Erinnerungen ihrer männlichen und weiblichen Gefährten. Aus dieser Perspektive schildert Haldeman sehr einfühlsam und packend ein paar Einsätze und die persönlichen Konsequenzen der involvierten Männer und Frauen. Und, um es vorweg zunehmen, es sind die mit Abstand stärksten Passagen des Romans, der sich in der Folge in Vorhersehbarkeit verliert.
Die lineare Handlung wird höhepunktslos abgewickelt, die Figuren agieren wie am Schnürchen und palavern saftlos. Der Autor stellt zwar eine ganze Batterie möglicher Spannungselemente auf, wie Verschwörung, Verfolgung und ein drohender Weltuntergang, doch irgendwie gelingt es ihm diese sang- und klanglos versickern zu lassen. Und wenn es kurz vor Ende nicht noch einen thrillermäßigen Agenteneinsatz gegeben hätte, wäre mein Lesefluß wohl schon vor der letzten Seite versiegt. Ich habe beileibe keine 400 Seiten Kriegsgemetzel und Sperrfeuer-Action erwartet, aber wie das brisante Thema dermaßen lahmsackig umgesetzt und sein Potential weitgehend verschenkt wird, ist eine große Enttäuschung. Dem Interview im Anhang des Buches zufolge ist Haldeman ein mit Romanen, Spielfilm- und Fernsehprojekten vielbeschäftigter Autor - wohl zu beschäftigt, um diesen Roman sorgfältig ausgearbeitet gekonnt zu haben. Vielleicht hat mich auch die unbehagliche Vorstellung einer gedanklichen Gleichschaltung, mit der die Protagonisten des Buches den ewigen Frieden auf Erden herbeiführen wollen, das möglicherweise entscheidende Quantum an Symphatie für sie und ihr Vorhaben, für die Idee des Buches gekostet.
Eine Übersicht der Serie gibt es auf der Autorenseite.
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