Serie / Zyklus: Gridlinked, Band 2 Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Mit "Der Erbe Dschainas" liegt nun auch der dritte und bislang letzte SF-Roman aus der Feder des englischen Autoren Neal Ashers in deutschsprachiger Übersetzung vor. Die Handlung ist dabei im gleichen Universum angesiedelt wie "Der Drache von Sarmarkand" und führt die Geschehnisse aus diesem Roman fort. Dabei bedarf es aber nicht unbedingt die Lektüre von Ashers Erstling.
Zu Beginn wird die Raumstation Miranda durch einen "Pilz" zerstört und tausende von Outlinker verlieren ihre Heimat und ihr Leben. Nur wenigen gelingt rechtzeitig die Flucht. Darunter befindet sich auch Apis Coolant, der mit vielen anderen von einem Raumschiff der Theokratie gerettet wird. Die Theokratie beherrscht ein Sonnensystem am Rande der menschlichen Polis und betreibt eine klare Politik der Abgrenzung und Ablehnung dieser größten Menschengemeinschaft. Obwohl die Theokratie auf streng gläubigen Regeln beruht, die ihren Ursprung in den christlichen Religionsgemeinschaften hat, wird die eigene Bevölkerung in weiten Teilen brutal unterdrückt und fristet ein Sklavendasein auf dem für Menschen unwirtlichen Planeten Masada. Viele der technischen und genetischen Errungenschaften der Polis werden von den Führern abgelehnt und auf vielen Gebieten der Technik, Biologie und Genetik stehen sie weit hinter der Polis zurück.
Um ihre Schwächen wissend, haben sie sich mit dem Wesen "Drache", welches bereits im ersten Roman eine wichtige Rolle spielte, eine Vereinbahrung getroffen und gelangten so an die zerstörerische Biowaffe, die sie gegen die Station der Polis einsetzten. Ihren darauf folgenden Betrug gegen "Drache" nimmt dieses Wesen zum Anlaß der Theokratie Rache zu schwören.
Währenddessen befindet sich der ECS-Agent Ian Cormac in einem Einsatz gegen militante Seperatisten und einem mit ihnen verbündeten Biowissenschaftler, den es vor allem dingfest zu machen gilt. Während die Seperatisten ausgeschaltet werden, gelingt es dem Wissenschaftler unentdeckt auf das Schlachtschiff, welches Ian Cormac und sein Team transportierte, zu gelangen und mittels einer technologisch sehr weit fortgeschrittenen Hinterlassenschaft der Dschainas dieses zu übernehmen.
Im Verlaufe der Geschehnisse finden sich alle Beteiligten auf dem Planeten Masada ein, die hier dann auch ihren Höhepunkt findet.
In verschiedenen Erzählsträngen entwickelt Neal Asher seine Handlung und verwebt sie immer mehr zu einem ganzen. Die Geschehnisse laufen dabei nebeneinander ab und in jedem Kapitel werden die jeweiligen Erzählebenen berücksichtigt. Der Autor entwickelt dadurch eine komplexe Handlung, die nicht allzulange durch andere Handlungsstränge unterbrochen wird. Als Leser kann man sehr gut der fortschreitenden Handlung folgen.
Das ganz große Plus des Romans ist zum einen der sehr detailiert ausgearbeitete Handlungshintergrund und die gut ausgearbeiteten Figuren. Viele davon sind dem Leser bereits aus "Der Drache von Samarkand" bekannt, dominieren die Handlung aber nicht. Asher charakterisiert auch seine neuen Figuren mit der selben Intensität, so dass ein Unterschied für den Leser nicht erkennbar ist.
Der Handlungshintergrund erinnert ein wenig an das Kultur-Universum des britsichen Autoren Ian Banks, ohne sich dabei dessen Ideenreichtum annähern zu können. In Ashers Universum bevölkert die Menschheit einen Großteil der Galaxis und hat sich durch genetische Manipulationen in eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Völker aufgespalten. Die Polis, der größte Zusammenschluß menschlicher Zivilisationen wird mehr oder weniger von Künstlichen Intelligenzen gelenkt, die weitaus komplexer als jedes menschliche Gehirn sind. Die technische Entwicklung hat einen Status erreicht, der den Mitgliedern der Polis ein sorgenfreies Leben beschert, ist dabei allerdings noch nicht ganz so weit fortgeschritten wie bei Banks.
Dazu ist die Polis noch zu sehr militärisch geprägt, was sich alleine an der Figur Ian Cormac zeigt. Zudem ist die Handlung des Romans sehr gewaltätig. Freunde von Military-SF kommen hier voll auf ihre Kosten, denn die Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Parteien werden überaus blutig und rücksichtslos geführt und von Asher entsprechend in Szene gesetzt. Gestorben wird blutig und sehr ausführlich, was nicht den Geschmack eines jeden SF-Lesers treffen dürfte. Hier hätte sich Asher durchaus etwas mehr Zurückhaltung auferlegen können, ohne dass dadurch der Roman an Tempo verloren hätte.
Mit "Der Erbe Dschainas" hat Neal Asher einen sehr unterhaltsamen und schriftstellerisch überdurchschnittlichen Roman vorgelegt, von dem man sich gut unterhalten lassen kann. Wer diesen Autor bislang noch nicht entdeckt hat, sollte einen seiner Romane einmal lesen.
Rezension zu Der Erbe Dschainas von Andreas Muegge
Eine Übersicht der Serie gibt es auf der Autorenseite
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