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Titel: Der Effekt Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Von einem Moment auf den anderen verschwinden der größte Teil der USA, Teile Kanadas und Mexikos unter einem fremdartigen Energieschirm. Alle Menschen, die sich innerhalb des Schirmes befinden, sind auf der Stelle tot. Panisch versuchen die übrig gebliebenen Streitkräfte der USA, die sich eigentlich auf den Einmarsch in den Irak vorbereitet haben, die Lage in den Griff zu bekommen. Als Territorien Amerikas sind nur Hawaii und Seattle übrig geblieben, letzteres ist in Sichtweite des sogenannten Effekts. John Birmingham beschreibt die Auswirkungen des Effekts nun in mehreren Handlungssträngen parallel, ohne diese im Roman zu verknüpfen, wie man es aus gleichartigen Werken gewohnt ist. Da begleitet man eine Gruppe moderner Kleinkrimineller, die sich nun als Piraten verdingen, erlebt die verzweifelten Versuche der Streitkräfte, auf die Auslöschung ihres Landes zu reagieren und gleichzeitig die Begehrlichkeiten anderer Staaten abzuwehren, und einen Mitarbeiter des Stadtrates von Seattle, der sich als Organisator der Stunde erweist. Politisch dreht Birmingham gewaltig an der Schraube, Irak und Iran nutzen die Gelegenheit und greifen die US-Militärs präventiv an, Israel sieht sich zu einem Atomschlag genötigt und China droht zusammenzubrechen. Wie der Autor es richtig erkannt hat, ist die heutige Wirtschaft so vernetzt, dass das Wegfallen eines solch starken und großen Marktes wie der USA katastrophale Folgen haben würde.
Europa und weite Teile Russlands müssen mit verheerenden Umweltschäden kämpfen, da in den USA massive Flächenbrände in den Städten und Kernschmelzen der unbeaufsichtigten Kernkraftwerke zugange sind.
All diese gewaltigen Umwälzungen und Katastrophen werden in "Der Effekt" mehr oder weniger im Dialog der Charaktere untereinander dem Leser vermittelt und sollen das Handlungsgeschehen flüssig und dramatisch halten, jedoch leidet darunter ein wesentlicher Faktor: Charakterentwicklung. Meist ist man neugierig, welcher Groß-Schaden denn nun als nächstes passiert, das Schicksal der handlungstragenden Personen ist einem recht egal. Ebenso ist es als schwierig zu betrachten, wie oben schon kurz erwähnt, dass Birmingham die Ereignisse nicht miteinander verknüpft. So haben einzelne Handlungen keine Auswirkungen untereinander und das Buch wirkt wie eine lose, durch den Effekt als gemeinsamem kleinstem Nenner zusammengehaltene Geschichtensammlung. Leider wird im Roman auch kein einziger Hinweis darauf gegeben, warum, wieso und woher der Effekt geschah. Dieser funktioniert rein als Mittel zum Zweck:
Insofern hat man von dem doch umfangreichen Roman einen zwiespältigen Eindruck. Liebhaber von Katastrophenromanen werden ihre Freude an dem Buch finden, jeder, der etwas mehr möchte als eine Aneinanderreihung von Ereignissen, wird das "Mehr" bitterlich vermissen und den Hang zum Überblättern an sich entdecken.
Eine Anmerkung zum Schluss: Der Werbetext zum Buch auf dem Backcover hat nichts mit dem vorliegenden Roman zu tun.