| Reihe: Gridlinked, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Veith |
"Der Drache von Samarkand" ist der Debütroman von Neal Asher. Bereits in diesem Roman führte Asher ein Universum ein, das auch in den Folgeromanen als Kulisse dienen sollte.
Im Jahr 2432 hat sich die Menschheit im Weltraum ausgebreitet und eine Vielzahl von Planeten besiedelt. Inzwischen gibt es so genannte Runcible-Stationen als Transportmittel und die klassische Raumfahrt fristet nur noch ein Nischendasein.
Eines Tages passiert auf dem Planeten Samarkand ein tragischer Unfall. Die dortige Runcible-Station explodiert und vernichtet alles Leben auf dieser Welt. Ian Cormac wird nach Samarkand geschickt, um den Vorfall zu untersuchen. Ist es ein Unfall oder Sabotage? Cormac ist ein sehr erfahrener Agent der Erdregierung. Bei seinen Einsätzen steht ihm eine gewaltige Informationsbasis zur Verfügung, da er seit über 30 Jahren dauerhaft mit dem galaxisweiten Computersystem vernetzt ist. Cormac sieht der Herausforderung zunächst gelassen entgegen. Gerade hat er seinen letzten Fall erfolgreich abgeschlossen und eine Gruppe von Separatisten auffliegen lassen. Da kommt ein neues Abenteuer gerade recht.
Doch es kommt alles anders: Der Samarkand Fall ist alles andere als Routine. Zum einen verfolgen ihn Separatisten, die sich für die letzte Niederlage rächen wollen. Dann findet Cormac auf dem Planeten außerirdische Wesen, deren Handeln gänzlich mysteriös erscheint. Als nächstes erscheint der Drache, eine außerirdische künstliche Intelligenz auf dem Spielfeld. Zu guter letzt sieht sich Cormac auch noch gezwungen, seinen Zugriff auf das Computersystem zu kappen. Für ihn ist dies gleichzusetzen mit dem Verlust eines Sinnesorgans. Ein abenteuerliches Verwirrspiel beginnt.
So geht er los, der erste Asher-Roman und wer schon einmal ein Buch von Neal Asher gelesen hat, der fühlt sich sogleich in vertrauter Umgebung: Exotische Welten, Action, Spannung und Raffinierte Plots. Philosophische Elemente oder Charakterstudien darf man nicht erwarten. Diesem Konzept hat er sich bereits in seinem Debütroman verpflichtet. "Der Drache von Samarkand" war ursprünglich ein Einzelroman. Im Laufe der Jahre hat Asher dann 2 Fortsetzungen geschrieben, die die Handlung weiterführten.
Es geht wirklich rund im Abenteuer auf Samarkand. Turbulente Verfolgungsjagden, verrückte Androiden, KIs, die ein Eigenleben entwickeln, exotische Waffen, coole Agenten, schurkische Bösewichte, Teleporter-Systeme und alle weiteren nur erdenklichen Zutaten für ein rasantes Weltraum Action Abenteuer werden geboten. Zu keiner Zeit wird das Tempo gedrosselt und so nebenbei wird auch eine wirklich raffinierte Geschichte erzählt.
Was der Leser nicht erwarten darf, sind philosophische Aussagen oder psychologische Charakterstudien, auch wenn der Stoff das Potenzial dazu hergegeben hätte, diese Aspekte weiter auszubauen. So wird z.B. kaum darauf eingegangen, wie sich ein Mensch fühlt, der nach 30jähriger online Vernetzung vom Rest der Welt der Daten abgeschnitten wird. Mir würde es wohl schon schwer fallen, einen Monat ohne Internet Zugang zu leben. Wie schwer muss es dagegen erst Cormac ergehen? Dem scheint das alles nichts auszumachen. Schade! Da wurde Potenzial verschenkt.
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass Asher es mit der Vielzahl seiner Ideen etwas zu gut gemeint hat. Da werden Techniken und Gruppierungen en masse eingeführt. Leider werden nicht alle weiter ausgebaut. An einer Stelle gar, in der ein Held in Gefahr ist, taucht aus dem Nichts etwas als Retter auf, das zuvor noch nicht erwähnt wurde und auch im Anschluss an die Rettung keine Rolle mehr spielt. Solche Elemente wirken etwas willkürlich. Um diese Aussage allerdings etwas zu relativieren, sei darauf hingewiesen, dass eine Reihe von Elementen in späteren Romanen von Asher erneut aufgegriffen und weiter ausgebaut werden.
Mein letzter Kritikpunkt ist das etwas offene Ende. Die Rolle und Motivation des Drachen werden nicht ganz klar. Auch bei den anderen Protagonisten fragt man sich am Ende das ein oder andere Mal: "Warum haben die nicht...?" oder "Was war die Absicht...?". Nicht unschuldig daran ist wohl der englische Verlag, der das Original-Ende stark gekürzt hat, wodurch einige Handlungsstränge leider ins Leere laufen. Zurück bleibt das Gefühl eines nicht erfüllten Versprechens. Glücklicherweise hat Neal Asher auf seiner Homepage das ursprüngliche Ende veröffentlicht. Damit wird das Geschehen um einiges klarer! Meine Empfehlung: Unbedingt lesen!
Am Ende erweist sich der Roman als ein spannendes und sehr unterhaltendes "James Bond im Weltraum" Abenteuer. Man sollte das Buch als das sehen, für das (nämlich actionbetonte Unterhaltung) es geschrieben wurde und nicht die eigentliche Intention durch eine zu hohe Erwartung an psychologische Hintergründe in Frage stellen. Insgesamt ist "Der Drache von Samarkand" ein viel versprechender und gelungener Debüt Roman. Es gibt zwar einzelne Schwächen, trotzdem ist Lesespaß garantiert.
7 von 10 Punkten
Der Erbe Dschainas - Rezension von Andreas Muegge
Eine Übersicht der Serie gibt es auf der Autorenseite
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