Reihe: Gridlinked, Band 1 Titel: Der Drache von Samarkand Originaltitel: Gridlinked Autor: Neal Asher Übersetzer: Thomas Schichtel Verlag: Bastei Lübbe, 2001, Neuausgabe 2009, 557 Seiten, ISBN-13: 978-3404233366 Eine Besprechung / Rezension von Andreas Muegge |
Durch eine Explosion auf dem Planeten Samarkand werden mehrere tausend Menschen getötet. Die Umstände deuten auf Sabotage hin und so soll der Agent Ian Cormac hingeschickt werden. Der hat aber erst einmal andere Probleme, er hat die Schwester eines Separatistenführers getötet und wird von ihm und seinen Söldnern gejagt. Man munkelt sogar, dass sie sich einen Golem beschafft haben, einen unheimlich starken und schnellen Androiden.
Diese kurze Handlungsbeschreibung klingt sicherlich nicht besonders originell - und mehr möchte ich auch nicht vorwegnehmen - aber dieser Eindruck täuscht. Was dieses faszinierende Buch auszeichnet sind die vielen erfrischenden Ideen. Jeder Planet wird z. B. von einer eigenen KI gelenkt, die sich um den Schutz der Bewohner kümmert. Sie zerstört gefährliche Waffen, gibt Informationen und kümmert sich um alles was so anfällt.
Jeder Mensch hat die Möglichkeit, sich modifizieren zu lassen. Das reicht von einer Veränderung des Äußeren (Katzen-, Schlangenadaptierte) bis hin zu einer Verstärkung der Muskulatur bzw. die Anpassung an die Schwerelosigkeit. Das Leben von Söldnern und Agenten wird dadurch besonders gefährlich weil man nie weiß mit wem oder was man es zu tun hat.
Neal Asher gelingt es, jeden Charakter einzigartig zu gestalten und ihre Stärken und Schwächen zu zeigen. Es gibt keine Übermenschen und wenn man von einer Rakete auseinander gerissen wird helfen auch keine kosmetischen Operationen mehr, die vielleicht kaputte Beine, verbrannte Haut oder zerstörte Nerven wiederherstellen könnten.
Bemerkenswert ist, dass überall KIs zum Einsatz kommen. Ob in Waffen, Androiden oder technischen Einrichtungen - Menschen müssen ihre Überlegenheit anerkennen. Sie tun dies nur zähneknirschend und fordern sie bei jeder Gelegenheit heraus, was sehr amüsant zu lesen ist.
Der Name des Buches ist etwas irreführend weil man "Drache" gemeinhin mit Fantasy assoziiert. Bei "Drache" handelt es sich allerdings um ein geheimnisvolles außerirdisches Wesen, das undurchsichtige Ziele verfolgt.
Der Drache von Samarkand ist ein Buch, das man mit Sicherheit nicht so schnell vergisst. Nach dem Lesen hat man das wunderbare Gefühl, einen Blick in die Zukunft geworfen zu haben und dankt dem Autoren für diese Vision.
Die Handlung war mir am Ende zu actionlastig und das kostet einen Punkt Abzug, aber in Erinnerung bleiben werden die vielen interessanten Ideen. Und: meine Toleranzgrenze für mittelmäßige SF wurde stark nach unten geschraubt...
Bewertung: 8 von 10 Punkten
Der Erbe Dschainas - Rezension von Jürgen Veith
Eine Übersicht der Serie gibt es auf der Autorenseite
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