| Serie / Zyklus: Barrayar Band 8 + 9 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
In der vierten Ausgabe der Neuauflage von Lois McMaster Bujolds Barrayar-Romanen finden sich wieder drei Erzählungen. Neben den beiden Romanen Waffenbrüder und Spieltanz findet sich überdies auch die Titelgeschichte des Erzählungsbands Die Grenzen der Unendlichkeit. Thematisch bilden die beiden Romane wieder eine Einheit, während der etwas kürzeren Erzählung die Rolle eines Prologs zukommt.
Die Grenzen der Unendlichkeit
Miles Vorkosigan hat wieder seine Geheimidentität als General Naismith angenommen, doch die Mission ist heikel. Er muss auf Dagoola IV ein Gefängnis infiltrieren und den Anführer einer Widerstandsbewegung befreien, die auf einer besetzten Kolonie den Cetaganern Probleme bereiten - frei nach dem Motto: Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Doch Miles merkt recht schnell, dass der Auftrag schwieriger ist als gedacht, denn die Person, die er hätte befreien sollen, ist nur noch ein Wrack - zermürbt durch die Zustände in dem Gefängnis. Das Lager ist alles andere als menschfreundlich und die Cetaganer quälen die Gefangenen, soweit dies innerhalb der internationalen Abkommen möglich ist. Schnell erkennt Miles, dass er den Teufelkreis der menschlichen Verrohung durchbrechen muss, wenn er eine Chance haben will, das Lager irgendwann wieder verlassen zu können.
Die Geschichte ist gut geschrieben, wirkt aber ein wenig überzogen. Die 10000 Gefangenen schienen nur auf das Auftauchen von Miles gewartet zu haben, und sofort schafft er es, alle hinter sich zu versammeln und die Zustände im Lager zu verbessern. Obwohl die Geschichte spannend ist, muss man doch sagen, dass Lois McMaster Bujold den Bogen ein wenig überspannt hat. 6 von 10 Punkten.
Waffenbrüder
In der zweiten Geschichte, Waffenbrüder, die unmittelbar an Die Grenzen der Unendlichkeit anschließt, wird erzählt, wie Miles Vorkosigan auf der Erde in echte Schwierigkeiten gerät. Zum einen sinnen die Cetagandaner nach den Ereignissen auf Dagoola IV auf Rache, zum anderen gerät Miles in ein Plot der Kormaner, die Miles durch einen Klon-Doppelgänger ersetzen wollen, um das Barrayanische Reich zu übernehmen. Und da ist dann noch sein barrayanischer Vorgesetzter, der Miles für einen adeligen Tunichtgut hält und ihn am liebsten auf Eis legen würde. Dann wird Miles überführt, und als er seinen Klonbruder kennen lernt, fasst er den Entschluss, nicht nur sich, sondern auch ihn zu retten. Nach einem etwas schleppenden Anfang gewinnt der Roman ab der Hälfte an Fahrt und Autorin Lois McMaster Bujold spinnt eine Geschichte, die ein herrlisches Durcheinander bietet, wie man es vielleicht von Shakespeare Lustspielen gewöhnt ist. Die Cetagandaner, die Miles Vorkosigan jagen, die Kormaner, die Miles Naismith jagen, und die Barrayaner, die den Klon jagen. Auf so ein Plot muss man erst mal kommen. Für den gelungenen Schluss erhält der Roman 7 von 10 Punkten.
Spiegeltanz
Zwei Jahre sind seit den Ereignissen auf der Erde vergangen und Miles hat seinen Klonbruder, der sich jetzt Mark nennt, seitdem nicht mehr gesehen. Doch dann tritt dieser wieder in Erscheinung und gibt sich als Miles' Alter ego Admiral Naismith aus und bewegt so die Dendarii-Söldner zu einem riskanten Einsatz. Mark will in dem System Jackson's Whole Klone befreien, deren einziger Zweck darin besteht, als ausgewachsener Mensch einen Körper für einen Wirt zu stellen (also recht ähnlich wie in dem Kinofilm Die Insel, der jüngst im Kino lief). Doch der Einsatz geht schief: Die Klone glauben ihm nicht, als er ihnen ihr Schicksal offenbart, und als Miles auftaucht, um seinen Bruder zu retten, wird der Retter selbst getötet. Nur das sofortige Einfrieren in einer Kryo-Kammer rettet ihm das Leben. Unglücklicherweise geht die Kammer in den Wirren verloren und selbst die Verbrechersyndikate von Jackson’s Whole wissen nicht, wohin Miles geschickt wurde. Mark muss sich nun beiden Identitäten von Miles stellen: Als Admiral Naismith muss er für einen Abzug der Söldner sorgen und als Miles Vorkosigan sich den Eltern seines Bruders sowie dem Planeten Barrayar stellen.
Ganz ohne Zweifel ist Spiegeltanz der zentrale Roman des gesamten Barrayar-Zyklus. Die Geschichte greift Ereignisse aus den ersten Romanen um Cordelia Naismith auf, nimmt Bezug auf die Erzählung "Labyrinth" und führt die Ereignisse von Waffenbrüder fort. Geschickt nutzt die Autorin die beiden Hauptpersonen, um die Ereignisse aus verschiedenen Blickwinkeln zu erzählen und dem Leser einen wahrhaft höllischen Ritt durch das Universum von Barrayar zu bieten. Der spannende, abwechslungsreiche Roman gewann zu Recht 1995 den Hugo Awards als bester SF-Roman des Jahres. Dies ist definitiv einer der besten Barrayar-Romane. 9 von 10 Punkte.
Dies ist nun der letzte der vier Sammelbände, die auf Englisch erschienen sind. Doch der Heyne-Verlag führt die Ausgabe mit zwei weiteren Bänden fort und komplettiert diese Ausgabe.