Serie / Zyklus: ~ Titel: Der Clark Carlton Reader Herausgeber: Hans Joachim Alpers Autor: Walter Ernsting Titelbild: K. R. Smith/Utoprop Verlag / Buchdaten: München/Rastatt: Moewig Verlag, 1983, 334 Seiten, ISBN 3-8118-3612-9 Besprechung / Rezension von Ulrich Blode |
Der Clark Darlton Reader stellt drei frühe Werke des Autoren Walter Ernsting vor, die unter seinem Pseudonym Clark Darlton veröffentlicht wurden. Das sind Ufo am Nachthimmel (1955), Der Mann, der die Zukunft stahl (1956) und Das ewige Gesetz (1957).
In einem Interview, geführt von Hans Joachim Alpers, gibt Ernsting interessante Antworten zu seinem Schaffen und Einschätzungen zur Science Fiction. Ein anschließendes Porträt stellt Teile aus dem Leben des Autoren vor.
Ufo am Nachthimmel greift das Thema der fliegenden Untertassen auf. Der Atomforscher James Freema ist überzeugt von der Existenz außerirdischer Intelligenzen, die die Erde besuchen .Zusammen mit seiner Freundin und Kollegin Anne Berkins sowie dem Astronomen Mike Conney macht er sich zu einer vermutlichen Absturzstelle eines Ufos in Frankreich auf. Und es ist tatsächlich ein Raumschiff, das sie vorfinden. Sie freunden sich schnell mit Ker Ga an und helfen ihm in der Nacht das Raumschiff zu reparieren. In einem nahegelegenen Dorf findet man in einem Elektrogeschäft die benötigten Teile. Die Ereignisse überstürzen sich, als die Behörden auftauchen. Ker Ga stirbt und zusammen mit dem Händler Jules Durant fliegen sie ins All. Die Bedienung des winzigen Raumschiffs ist leicht und sie hatten Ker Ga versprochen es nach seinem Tode zu vernichten. Aber das Schiff wird ferngesteuert zum Mond umgeleitet. In dem folgenden Weltraumabenteuer lernen sie die Bevölkerung des Sirius kennen, die die Erde überwachen.
Der Autor verknüpft geschickt die Themen einer Ursprungsbevölkerung des Sonnensystems, die Selbstauslöschung junger Zivilisationen mit einer Intrige gegen die Regierung des Sirius. Etwas holprig klingen die Erklärungen überlichtschneller Raumfahrt. So reden selbst die Außerirdischen von einer zehnmonatigen Reise zum Sirius, wobei hier die verlangsamte Zeit an Bord des Raumschiffs gemeint ist, das sich nur der Lichtgeschwindigkeit annähert. Auf die subjektive Zeit geht Ernsting zwar spielerisch ein, stellt aber nicht ausreichend die Auswirkungen für eine interstellare Zivilisation dar.
Der Mann, der die Zukunft stahl ist ein Zeitreisender aus einer tausend Jahre entfernten Zukunft. Er strandet im Jahr 1955 und bittet den Raketenforscher Hal Perkins um Hilfe. Als Leser von Science Fiction Romanen ist Perkins mit dem Ungewöhnlichen vertraut. Zusammen mit dem mysteriösen Smith unternimmt er selber eine kurze Fahrt in die nahe Zukunft und stiehlt dort Pläne für interplanetare Raumschiffe. Smith verschwindet wieder. Ein Jahr später starten die Amerikaner unter dem Kommando Perkins ihre erste Marsmission. Doch die Expedition scheitert, weil uralte marsianische Artefakte dem Schiff Energie absaugen. In der verlassenen Marsstadt begegnet die Crew Smith, der mit seiner Geliebten von einer Zukunftsdikatur geflohen ist. Durchaus interessant sind die vielen Details, die Ernsting benutzt. So spionieren die Sowjets die Amerikaner aus und schicken zeitgleich eine eigene Expedition los. Ebenso, dass die Technik nicht reibungslos funktionieren muss. Weniger gelungen ist die Idee des Zeitreisens, auf die nicht genug eingegangen wird. Der Titel ist etwas irreführend, weil die Auswirkungen der Pläne Smiths die Zukunft aus persönlichen Gründen zu verändern, eine nachrangige Bedeutung gegenüber der irdischen Marsexpedition haben.
Hatte Walter Ernsting bereits in den zwei vorherigen Romanen untergegangene Urzivilisationen angeschnitten, konzentriert er sich in Das ewige Gesetz genau darauf. Eldos ist ein Planet mit drei Sonnen, so dass es kaum Nächte gibt. Regelmäßig wird ein Paar, das aus Mann und Frau besteht, auf anderen Planeten ausgesetzt. Diese Vorgehensweise hat man von einer früheren Kultur übernommen. So kommt es, dass einer dieser Planeten die Erde ist, klar erkennbar für den Leser. Doch es gibt widerstreitende Kräfte im Universum. Das Siedlungsschiff gerät in einen Konflikt hinein. Die eine Seite besteht ebenfalls aus Menschen, die fremden Welten mit niederem Leben, Flora und Faune, impfen. Die anderen sind aggressive Echsen, die reptilisches Leben im Kosmos verbreiten wollen. So gibt es die Dinosaurier auf der Erde, aber ohne Intelligenz. Die Menschen stammen alle von ein und derselben Kultur ab, wie man aus alten Sprachkenntnissen sich zusammenreimt. Aber durch den Kampf im Sonnensystem sitzt man auf der Erde fest, denn das interstellare Raumschiff ist zerstört worden. Jahre später taucht noch einmal ein Reptlienschiff auf und zerstört die blühende menschliche Kolonie. Doch die Zeit geht über die Reptilien hinweg und die Nachkommen der frühen menschlichen Kolonisten erobern die Erde. Trotz aller Einfachheit der Geschichte, schildert Walter Ernsting die Handlung keineswegs geradlinig. Eingestreute Informationen und Handlungsstränge, wie z. B. ein gescheiterter Rettungsversuch, führen eine leichte Komplexität ein. Bereits anhand der Namen wie Atztekl und Mukatl erahnt man, dass es sich um die Vorfahren südamerikanischer Kulturen handelt. Der Ausgang des Romans ist vorhersehbar, aber befriedigend erklärt.
Die drei Romane Ernstings (Clark Darltons) sind nette unterhaltsame Geschichten, die oft geschickt erzählt sind. Aufgrund der (notwendigen) Kürze fehlt leider eine vertiefte Darstellung der Personen und Geschehnisse. Kurios erscheinen die Frauendarstellungen. Frauen dürfen Karriere machen, aber nach der Heirat sollten sie zu Hause bleiben und sich um die Familie kümmern. Das wäre noch interpretationsfähig, würde nicht an durchaus wenigen Stellen darauf hingewiesen, dass Frauen eine bestimmte Rolle als Partnerin des Mannes zugewiesen wird, die fast nachrangig erscheint. Humanismus scheint immer wieder durch, wenn die Frage aufgeworfen wird oder sich einzelne darum bemühen, ob nicht doch eine Verständigung mit anderen möglich ist. Und es sind eine Vorwegnahme Erich von Dänikens späteren Theorien.
Das anschließende Interview ist deshalb interessant, weil auch kritische Fragen gestellt werden, z. B. über Ernstings Einschätzung anderer Science Fiction Autoren, den deutschen HUGO oder seine Rolle im Fandom. Im Nachwort fasst Alpers die wichtigsten Aspekte aus Ernstings Leben und Tätigkeiten zusammen. Er unterstreicht damit die relativ hohe Bedeutung des Autoren und Herausgebers für die Anfänge der deutschen Science Fiction.