Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Sean Costello zählt zu den amerikanischen Autoren, die hierzulande noch völlig unbekannt sind. Zusammen mit Craig Shaw Gardner verfaßte er den Roman "Der siebte Gast" zum gleichnamigen Computerspiel, welcher 1996 bei Goldmann erschien. Über eine eigene Homepage scheint der Autor nicht zu verfügen und die Informationen, die das Internet bietet, sind ebenfalls recht dürftig. Fest steht, dass der 1948 geborene Autor seit 1987 als Schriftsteller tätig ist und sowohl SF- wie auch Horror-Romane verfaßt hat. Sein Roman Homecoming wurde 1995 für den Bram Stoker Award nominiert.
Mit The Cartoonist hat der Festa-Verlag nun eines seiner früheren Werke in deutschsprachiger Erstübersetzung verlegt.
Der Roman beginnt mit einem Prolog. Bevor Scott Bowman und seine beiden Freunde ihr Studium aufnehmen und so einen neuen Lebensabschnitt beginnen, genießen sie noch einmal ihr Schülerleben und touren quer durch die Staaten und Kanada. Jugendlicher Leichtsinn führt zu einen schweren Verkehrsunfall bei dem sie auf einer Landstraße ein kleine Mädchen überfahren. Angesichts von Jahren hinter Gittern begehen sie Fahrerflucht und sprechen mit niemanden über ihr Schockerlebnis, welches sie auch Jahre später noch in ihren Albträumen einholt.
Der Roman macht dann einen Zeitsprung von 16 Jahren. Aus übermütigen Jugendlichen sind angesehene und gesetzte Familienväter geworden. Über die Jahre hinweg ist der Kontakt zwischen den dreien abgerissen. Scott Bowman ist ein erfolgreicher Psychologe geworden und lebt mit seiner Frau und Tochter glücklich am Rande eines Sees.
Während eines Rundganges, auf dem er Studenten einige Patienten vorstellt, wird er auf einen neuen Patienten aufmerksam. Dieser reagiert auf keinerlei Ansprache und wirkt völlig abwesend, erweist sich aber in seinem Wachphasen als begnadeter Zeichner, als Cartoonist. Scott, der genauso beeindruckt ist wie seine Studenten, schaut mit ihnen einige der Zeichnungen, die völlig ohne Zusammenhang zu sein scheinen, durch, vergißt ihren Inhalt aber bald wieder.
Allerdings wird er kurz darauf sehr deutlich an die Zeichnungen erinnert. Eines der Bilder des Cartoonisten zeigt genau den Tauchgang, bei dem Scott fast umgekommt. Sein Interesse an den namenlosen Patienten ist geweckt. Auf früheren Zeichnungen erkennt Scott Unglücke, die vor kurzem erst geschehen sind. Kann der Cartoonist in die Zukunft sehen? Versucht er mittels seiner Zeichnungen die Außenwelt auf Katastrophen hinzuweisen? Für Scott eine spannende Thematik, zumal er bis dahin nicht an übernatürliche Kräfte geglaubt hat.
Als Scott dann auf einer neuen Zeichnung einen Unfall mit einem Volvo erkennt, einem Wagen wie er ihn fährt und mit dem seine Ehefrau und seine Tochter gerade zu deren Schwester aufgebrochen sind, bekommt er es mit der Angst zu tun. Zurecht wie sich herausstellt.
Nicht ganz neu ist die Idee einer Person, die anscheinend in der Zukunft liegende Unglücke sehen kann. Für mich noch nicht dagewesen war die Idee mit dem Comiczeichner, der ansonsten völlig apatisch wirkt.
Der Roman an sich ist ansonsten ziemlich stringent erzählt und für den Leser wird sehr schnell deutlich, dass die Handlung auf eine Konfrontation zwischen dem Cartoonisten und Scott Bowman hinausläuft. Die Geschehnisse im Prolog stehen selbstverständlich mit dem Cartoonisten in Zusammenhang und der Leser wird hier nur bedingt auf eine andere Fährte gelockt.
Das Ende ist konsequent und sei hier nicht verraten. Ein Happyend gibt es allerdings nicht.
Die Romanhandlung wird überwiegend aus der Sicht von Scott Bowman geschildert, aber es folgen einige Perspektivwechsel, die aufgrund der sehr kurzen Handlungszeit des Romans auch notwendig erscheinen und zudem die Spannung steigern. Dadurch kann der Autor seine Leser zeitweilig auf eine andere Fährte führen, nimmt ein wenig an Spannung raus, nur um diese dann im nächsten Kapitel wieder zu steigern.
Letztendlich zählt der Roman nicht zu den überdurchschnittlichen Werken des Genres, ragt aber aufgrund einiger Feinheiten aus der großen Masse heraus.