Serie/Zyklus: Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Der Brief für den König
Tiuri ist aufgeregt, weil er am nächsten Tag seinem Ziel Nahe kommt. Er soll - endlich - zum Ritter geschlagen werden. Dafür soll er eigentlich die Nacht über betend in der Kapelle verbringen. Aber es kommt anders als geplant. Noch in der Nacht erhält er den geheimen und wichtigen Brief, den er ins Nachbarkönigreich Unauwen bringen soll. Der Brief, von dem das Wohl und das Leben eines ganzen Reiches abhängt, duldet keinen Aufschub. Er soll an einen schwarzen Ritter mit weissem Schild übergeben werden, den Tiuri, endlich aufgebrochen, nur noch sterbend anfindet. So übernimmt er den Auftrag, den eigentlich der schwarze Ritter ausführen sollte. Tiuri macht sich schweren Herzens auf den Weg, wohl wissend, für einen Ritterschlag ist es erst einmal zu spät. Unterwegs gerät er von einem gefährlichen Abenteuer ins nächste, wenn er von Rittern und Räubern verfolgt wird. Glücklicherweise findet Tiuri aber auch Freunde, die ihm den schweren Weg erleichtern und vielfältig helfend zur Seite stehen.
Der Wilde Wald
Tiuri ist immer noch nicht klar, wer sich hinter dem schwarzen Ritter mit dem roten Schild verbirgt. Der Ritter ist jedoch nicht untätig und sammelt seine Heerscharen, um einen Angriff auf Unauwen durchzuführen. Im geheimnisvollen Wald versteckt er sich und seine Mannen, um sich auf den Angriff vorzubereiten. Keine Botschaften können mehr zwischen den einzelnen Königreichen überbracht werden, denn jeder, der sich in den geheimnisvollen Wald begibt, verschwindet darin.
Tiuri schreckt das nicht und wagt sich ebenfalls hinein. Mit seinem Freund und Schildknappen Piak, den er vor einiger Zeit kennen lernte, macht er sich auf die Suche nach einem anderen Ritter. Ritter Ristridin hat einen Auftrag zu erledigen, über den er zuerst nicht spricht. Über den Wald erzählt man sich seit langer Zeit seltsame Geschichten. Über Waldgeister, grüne Menschen, und andere seltsame Dinge wie etwa vergessene Städte. Und angeblich kommt niemand heraus, der je dort hineinritt. Im Wald begegnet er den grünen Männern, die scheinbar des schwarzen Ritters Verbündete sind. Wieder einmal wird er gefangen genommen um muss um sein Leben fürchten und spielen. Er kann jedoch aus seiner Gefangenschaft, wenn auch verwundet, entkommen und flieht hoch ins Gebirge um den sagenumwobenen Vorgota-Gong zu schlagen, der das ganze Tiefland alarmiert und somit das Königreich rettet. Tiuri wird in den Zweikampf der Zwillingsprinzen von Unauwen gezogen. Es bleibt nicht aus, dass er Stellung beziehen muss. Ein Kampf zwischen Gut und Böse entbrennt und nur einer kann siegen. Seine Begegnung mit den grauen Rittern wird weiter erzählt und im Laufe der Erzählung erfährt unser Held, wer der Mörder des schwarzen Ritters mit dem weissen Schild war, dessen Auftrag er im ersten Band übernahm.
Eigentlich wollte ich ja nur das Buch DER WILDE WALD besprechen, doch liest es sich wesentlich besser, wenn man den vorherigen Band DER BRIEF FÜR DEN KÖNIG kennt. Also packte ich eine alte Besprechung von mir zu eben jenem gesagten Buch aus und rief mir so den Roman wieder in Erinnerung. Den zweiten Band las ich neu, da ich ihn nicht kannte, dabei ist er das erste Mal bereits 1981 auf Deutsch erschienen. DER WILDE WALD für sich alleine ist ein wenig schwer verständlich und daher war der Griff zu DER BRIEF FÜR DEN KÖNIG gar nicht mal verkehrt. Hat man erst einmal diese Geschichte verinnerlicht, liest man möglichst schnell weiter, um mit der Geschichte zu Ende zu sein, bevor das Buch aus ist. DER BRIEF FÜR DEN KÖNIG und DER WILDE WALD sind keine historischen Romane, obwohl man manchmal den Eindruck gewinnt. Die Autorin Tonke Dragt schafft es, das Interesse an einer Ritterschaft zu wecken. Wohlgmekrt, einer Ritterschaft und nicht der Ritterschaft. Denn was Sie hier bietet ist historisch nicht korrekt, doch für ihre Fantasy-Abenteuer muss das auch gar nicht der Fall sein. Ihr Erzählstil ist nicht nur flüssig, so dass man gern und lange an diesem Buch liest, sondern sie füllt die Zeilen auch schnell mit Leben. Eine spannende Handlung wird mit humorvollen Dialogen angereichert und die Beschreibung ihrer handelnden Personen sind sehr lebensecht. Auf diese Weise entsteht bei der Leserschaft schnell das Gefühl, mehr davon lesen zu wollen. Die beiden Bücher stellen immer wieder die Frage nach Recht und Unrecht, Gut und Böse. Es ist der ewige Kampf zweier Gegensätzlichkeiten. Dabei ist in diesen Büchern Gut nicht immer Gut und Böse nicht immer Böse. Aus der üblichen Schwarz-Weiss-Malerei bricht Tonke Dragt aus. Wir befinden uns in einer Grauzone in der Tiuri mit seinem Pflichtbewusstsein und Ehrgefühl immer wieder in eine Zwickmühle gerät. Der sympathische Held wirkt daher mit all seinen Stärken und Schwächen überaus menschlich. Beide Teile wurden in Holland verfilmt und sind in Deutschland auch als Hörbücher zu haben.